15.12.2003

Was gut tut

Adventlicher Bußgottesdienst am 14.12.2003

Einzug: Orgel

Lied: GL 115/ 1-3 (dabei werden die Kerzen am Adventskranz entzündet)

Einführung

„Das alte Lied der Sehnsucht“ - so lautet das Thema unserer Rorate-Gottesdienste in diesem Advent in St Maximilian Kolbe. Das wissen wir: Sehnsucht ist ein innerer Motor des Lebens. Das Leben soll gelingen. Das Leben soll gut tun. Im Leben wollen wir Glück und Sinn erfahren. Weil es zum Wesen der Sehnsucht gehört, dass sie unstillbar ist, sucht die Sehnsucht immer nach Wegen, die uns ein Stück Erfüllung, ein Stück Glück erfahren lassen sollen. In diesem Bußgottesdienst wollen wir uns fragen, was uns Menschen wirklich selbst gut tut. Und wir wollen uns die Frage stellen, ob wir uns dementsprechend im Blick auf andere Menschen verhalten.

Lied: GL 997/1-4


Gebet:

Wir kommen zu dir, Gott, aus all unserer Unruhe,
mit so vielen Gedanken, die wir uns machen
über das Leben und unsere Welt.
Wir kommen zu dir mit all unseren Sorgen und Ängsten,
mit Sehnsucht und Hoffnung.
Hier ist ein Ort der Stille.
Hier sind Menschen vor uns getröstet und ermutigt worden,
haben Vergebung und Zuspruch erfahren.
So finden auch wir uns ein,
legen ab, was uns Unruhe macht uns auf uns lastet.
Hier dürfen wir aufatmen
und darauf vertrauen, dass du, Gott, nahe bist.


Lesung vom Freitag der 2.Adventswoche: Jes 48, 17-19


Besinnung

O, das tut gut, dieser Wortfetzen aus einem zeitgenössischem Lied hängt mir irgendwie noch im Ohr, ohne dass ich weiß, wie der Text genau geheißen hat. O, das tut gut! Wie würden Sie selbst diesen Satz weiterschreiben?

Meditatives Orgelspiel

Shopping – o das tut gut

Gewinnen Sie einen Weihnachtseinkauf der besondern Art: Eine Filiale der Galeria Kaufhof öffnet einen Adventssonntag für Sie ihre Pforten, stressfrei einkaufen für 25.000 Euro...“
Das war der Hauptpreis der Fernsehshow, bei der Millionen von Zuschauern den „größten Deutschen wählten und der Gewinner zum größten deutschen Shopper wurde: einen ganzen Sonntag lang ein ganzes Kaufhaus für sich alleine. Shopping – wie gut das tut! Sich was gutes tun – einkaufen.

Schon 1983 sang Herbert Grönemeyer :
Oh, ich kauf mir was
kaufen macht soviel spaß
ich könnte ständig kaufen gehen
kaufen ist wunderschön
ich kauf, ich kauf
was, ist egal

Bin ich erst im kaufrausch
frag ich gleich nach umtausch
weil ich an sich nichts brauch, kaufen tut gut

Und wie viele Städte und Märkte schwärmen vom Einkaufszauber in der leistungsstarken Innenstadt, der romantischen Altstadt...Und wie viele Menschen glauben daran?

Wellness – o das tut gut

„Wann haben Sie das letzte Mal etwas für sich getan? Lassen Sie Ihren Körper und Ihre Seele verwöhnen!“ So lautet der Ratschlag der Wellness- Welle, die seit Jahren einen Boom erlebt. Gestresste Menschen sollen einmal richtig ausspannen dürfen. Es ist ein regelrechter Markt. Millionen werden umgesetzt in dieser Branche. Mit dem Wohlfühlen lassen sich gute Geschäfte machen. Aber es ist noch mehr als Kommerz. Es ist ein Kult. Der Wellnes-Center ist ein Tempel. Dem eigenen Körper wird gehuldigt, die Seele vom Stress erlöst. Menschen suchen in unserer hektischen und fordernden Hochspannungs-, Wirtschaftswachstums-, und Leistungsgesellschaft einen Ausgleich. Entspannung ist das Zauberwort. Mancher marode Kurort wittert hier seine große Chance und baut sein Image zum Wohlfühlort um. Immer verrücktere Ideen. Immer neuere Gags. Ein wahres Wirrwarr-Reich von alpenländischen Heubädern , türkischen Dampfbädern, fernöstlichen Massage- und Entspannungsmethoden in 4-5 Sterne Wellnessfarmen und Hotels. „Weil ich mir es wert bin. Man gönnt sich ja sonst nix!“

Ich möchte diese Wege nicht schlecht machen. Aber ich habe meine Anfragen.
Wann gibt es Wellness? Nicht nur für die, die es sich non ihrem Einkommen her leisten können. Wann gibt es Wellness, nicht nur fokussiert auf mein Ego sondern im Hinblick auch auf andere, auf einen größeren Rahmen. Was ist es wirklich, was mir gut tut, nicht nur punktuell, nicht nur in einem exotischen Rahmen, sondern eingebettet in den ganz normalen Alltag?

Was tut wirklich gut? Wenn es Menschen gut mit mir meinen, o das tut gut!

Jeder Mensch braucht ein Beziehungsnetz, in das er eingebunden ist. Er braucht Menschen, vor denen er einfach sein kann, wie er ist, ohne sich verrenken zu müssen, ohne spielen zu müssen. Wie gut tut es, wenn ich mich auf das Wohlwollen anderer verlassen kann. Wie gut tut es, wenn ich spüren darf, mir schenken Menschen ihre Sympathie, ohne dass ich dafür etwas besonderes tun oder leisten müsste. Die mögen mich einfach so, einfach weil ich es bin.

Wenn ich mir meine Beziehungen zu Menschen vorstelle, kann ich von mir sagen: Ich bin ein Mensch, der es gut mit anderen Menschen meint?

- Stille -
Ubi caritas 3 Mal singen Gl 998/4

Was tut wirklich gut? Wenn Menschen mir Gutes sagen, o das tut gut!

Jeder Mensch spürt, wie gut es tut, wenn nicht nur ein guter Ton in den Beziehungen, in denen er lebt, da ist, sondern wenn er auch gute Worte hören darf: Worte der Anerkennung, Worte der Dankbarkeit, Worte der Bewunderung, Worte des Lobes, Worte der Aufmerksamkeit, Worte der Zärtlichkeit, Worte des Verstehens, Worte der Einfühlsamkeit.
Wie gut tut das. Nicht umsonst heiß in der lateinischen Sprache „gutes sagen“ benedicere. Benedicere heißt zugleich segnen.

Wenn ich mir meine Beziehungen zu Menschen vorstelle, kann ich von mir sagen: Ich bin ein Mensch, der andere gute Worte hören lässt?

- Stille -
Ubi caritas 3 Mal singen Gl 998/4

Was tut gut? Wenn Menschen mir Gutes tun, o das tut gut!

Gefühle und Worte allein genügen auf Dauer nicht, das wissen wir. Wir brauchen das Gefühl, dass auf Worte Verlass ist. Das erfahren wir nur, wenn es Menschen nicht nur gut mit mir meinen, sondern auch hinter ihren guten Worten stehen und mich Gutes erfahren lassen in kleinen alltäglichen Dingen, aber auch in besonderen Stunden, wo ich nicht mehr recht weiter weiß, wo ich müde und hilflos bin, wenn ich allein mit der Situation nicht mehr fertig werde.

Wenn ich auf die vergangenen Monate zurückschaue, fallen mir Menschen ein, denen ich wirklich Gutes getan habe?

- Stille -
Ubi caritas 3 Mal singen Gl 998/4

Was tut wirklich gut? Wenn ich mir selbst gut bin, o das tut gut!

Gut zu mir selber sein, heißt: Barmherzig mit mir umgehen. Ich brauche kein Held zu sein, der alle Aufgaben des Lebens mit „sehr gut“ erfüllt, der allen Herausforderungen und Erwartungen gewachsen ist, der immer zur Verfügung steht. Ich darf müde werden, einmal keine Lust mehr haben, einmal keine Leute um mich haben wollen, ohne gleich ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Gut zu mir sein, heißt auch: nicht nur das Schlechte an mir zu sehen, nicht auf die eigenen Fehler zu starren wie die Schlange aufs Kaninchen, sich nicht von meinen Fehlern und Schwächen lähmen lassen, sondern selbst barmherzig mit ihnen umgehen.

Wenn ich auf mich schaue: Bin ich barmherzig mit mir. Bin ich mir selbst gut?

- Stille -
Ubi caritas 3 Mal singen Gl 998/4

Was tut wirklich gut? Wenn ich glauben kann, Gott meint es gut mit mir, o das tut gut!

Gott meint es gut mit dir, was auch immer geschieht, so heißt es in einem modernen Lied. Und wie viele alten Lieder wollen in uns dieses Urvertrauen wecken: Was Gott tut, das ist wohlgetan... Wer unterm Schutz des Höchsten steht, im Schatten des Allmächtgen geht, wer auf die Hand des Vaters schaut, sich seiner Obhut anvertraut, der spricht zum Herrn voll Zuversicht: Du meine Hoffnung und mein Licht...Wie viele Psalmen besingen die Güte und Wohltaten Gottes und schöpfen daraus neue Zuversicht...

Wenn ich auf meine Lebensgeschichte schaue, darf ich sagen: Gott meint es gut mit mir?

Meditatives Orgelspiel

Schuldbekenntnis

Frei sein,
frei von Lasten und Problemen, frei von Schuld, von Angst und Sorge-
von diesem Leben träumen wir.
Zufrieden sein,
mit uns selbst, den Menschen, die mit uns leben und arbeiten-
davon träumen wir.
Gut sein wollen, Güte erfahren dürfen und das Leben als gut empfinden,
danach sehn en wir uns.
Wir gestehen trotz allem Bemühen und guten Willen: Einem solchen Leben stehen wir selbst immer wieder im Weg und bekennen deshalb vor dir unsere Schuld:

Alle: Ich bekenne...

Vergebungsbitte:

Der Herr erbarme sich unser, er lasse uns die Sünden nach und führe uns zum ewigen Leben.


Psalm
KV: Gl 301
Vorsänger: GL 724/2 VV 1 u.2/ 3 u.4 / 5 u. 6

Gemeinsam beten: Vater unser

Segen:

Gott, der ist, wo du bist,
stärke die Flügel deiner Sehnsucht,
die Kraft deiner Hoffnung
und die Tiefe deines Wohlwollens

Gott, der ist, wo du bist,
erhalte dir die Treue deiner Freunde,
ihre spürbare Hilfe in Zeiten der Not
und dein offenes Ohr für sie.

Gott, der ist, wo du bist,
gebe dir Freude am Leben,
Zeit zum Staunen und ein aufmerksames
Herz für dich und die Menschen
Gott, der ist, wo du bist,
wende dir sein Angesicht zu
und lasse in deinen Augen
seinen göttlichen Glanz erstrahlen.

Gott, der ist, wo du bist,
segne dich täglich mit guten Gedanken,
mit tröstlichen, freundlichen Worten
und gutem Gelingen deiner Werke.


Lied: 948/ 1 u. 3

Auszug: Orgel

Pfarrer Stefan Mai


 
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