Eudokein – ein besonderes Wort

Predigt zur Taufe Jesu (Lk 3,15-16.21-22)

Einleitung

In der Tauferzählung, die wir heute hören, kommt ein Stichwort vor, das wir schon aus der Heiligen Nacht kennen. Im Gloria der Engel heißt es: „Ehre sei Gott in der Höhe – und auf Erden Friede bei den Menschen seines Wohlgefallens“. Um die Bedeutung dieses „Wohlgefallens“ geht es auch bei der Taufe Jesu.

Tagesgebet

Ohne Vorbehalt und ohne Sorgen leg’ ich meinen Tag in Deine Hand.
Sei mein Heute, sei mein gläubig Morgen, sei mein Gestern, das ich überwand.
Frag mich nicht nach meinen Sehnsuchtswegen, bin aus Deinem Mosaik ein Stein.
Wirst mich an die rechte Stelle legen, Deinen Händen bette ich mich ein. (Edith Stein)

Predigt

Das ist der Höhepunkt der Taufperikope: Jesus sieht den Himmel offen und hört die Gottesstimme: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.“
Für „Gefallen finden“ benutzt der Evangelist Lukas benutzt hier ein besonders ausgefallenes Wort: eudokein. Im Griechischen bedeutet es ganz wörtlich: etwas für gut befinden, seine Freude an etwas haben.

Gott hat seine Freude an Jesus. Mit diesem Rückenwind geht er seine Mission an. In diesem Bewusstsein: Gott hat seine Freude an mir, geht er auch auf die Menschen zu – und lässt sie spüren: Ich habe meine Freude an euch.
Ist es nicht so: Was ich gerne mache, das geht mir auch leicht von der Hand. Woran ich Freude habe, das erfordert gar nicht viel Kraft, das geht fast von alleine. Und sind das nicht gerade die Momente, in denen ich spüren kann: Gott meint es gut mit mir. Er überfordert mich nicht, sondern stattet mich mit den Eigenschaften aus, die ich für die Aufgabe brauche, für die er mich bestimmt hat. Wo es mich innerlich hintreibt, daran kann ich ablesen, wo Gott mich hinstellen will.

Liebe Leser,
was Jesus bei der Taufe hört, ist jedem von uns gesagt: „Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter, an dir habe ich mein Gefallen.“ Lass dich von meiner Freude an dir beflügeln!


Pfarrer Stefan Mai

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