Unser Gesicht – ein Wunderwerk

Vorstellungsgottesdienst der Kommunionkinder 2015/2016

Einleitung

Gestern hatten wir unseren großen Einkehrtag für die 69 Kommunionkinder unserer Pfarreiengemeinschaft mit ihren Eltern und Geschwistern im Pfarrer Hersam Haus. Das ganze Haus war voll und voller Leben, als wir über unser Kommunionthema „Wunder‘ dich!“ in verschiedenen Workshops nachgedacht haben.
In einem dieser Workshops habt Ihr, liebe Kommunionkinder in einem Spiegel Euer Gesicht angeschaut und dann auf eine große „Wundertüte“ gemalt. Wahre Meisterwerke sind da entstanden. Mit diesen Wundertüten seid Ihr auch heute in unsere Kirche eingezogen seid. Diese werden nun bis zum Kommuniontag in unserer Kirche stehen und sollen uns stets an unser Thema erinnern.

Schaut jetzt mal auf Eure Tüten. Können vielleicht einige von Euch erzählen, was Euch an Euren Gesichtern besonders gefällt?

Kinder erzählen

Predigt

Unser menschliches Gesicht ist ein Meisterwerk, ein großes Wunder. Mein Gesicht habe nur ich. Kein anderer Mensch auf der Welt hat diese Gesichtszüge, kann lachen wie ich, kann schauen wie ich, kein anderer Mensch hat meine Stimme.
Ich schaue gern in Gesichter. Auf ihnen kann man ablesen, wie es den Menschen geht, ob er traurig oder gut gelaunt ist. An den Gesichtern kann man kann spüren, ob sich ein Mensch freut, wenn er mich sieht, ob er mich mag.
Und manchmal kommt es mir bei alten Menschen vor, als habe das ganze Leben sich mit seinen Freuden und Sorgen in die Gesichtsfalten eingeschrieben.

Mein Gesicht ist ein Wunderwerk. Da gibt es einen Mund, mit dem ich sprechen und essen kann.
Da gibt es eine Nase, mit der ich die Düfte auf dieser Welt wahrnehmen kann.
Da gibt es aber zwei Augen, die mich in 3 D Qualität die Welt sehen lassen und zwei Ohren, die mich die Geräusche, Stimmen und Klänge in bester Stereoqualität hören lassen.
Warum zwei Augen, zwei Ohren und nur einen Mund? Ob das nicht schon alleine sagt: bevor wir einfach selbst losplappern, sollen wir unsere beiden Augen und Ohren richtig benutzen?
Ja, jeder und jede von uns hat sein besonderes Gesicht – welch ein Wunderwerk!

In einem Bergdorf erzählte man sich seit Generationen die Legende von einem weisen Mann, der eines Tages in das Dorf kommen werde. Dieser Mann werde ein großer Wohltäter sein und unvergesslich Gutes tun. Seine Gesichtszüge würden jenen Linien gleichen, die sich am Felshang oberhalb des Dorfes abzeichnen.

In jenem Dorf lebte auch ein sechsjähriger Junge. Der war von der alten Legende so fasziniert, dass er oft am Fenster seines Zimmers stand und zum Felsengesicht im Berg hinaufblickte. Manchmal hielt er anscheinend unvermittelt inne und betrachtete die vom Wetter gemeißelten Gesichtszüge.

Der Junge wuchs heran und war bei den Leuten sehr geliebt, denn er war gütig und hatte ein Herz für jeden. Eines Tages ging er – wie so viele Male und Jahre zuvor – über den Markt. An diesem Tag erkannten ihn die Dorfbewohner, wie sie ihn bis dahin nicht kannten. Glichen seine Gesichtszüge den Linien im Fels?


Ja, was man oft betrachtet hinterlässt Eindruck. Was mich fasziniert, geht mir nicht aus den Sinn und formt mich.

Liebe Kommunionkinder, auf Eure wunderbaren Gesichter, die Ihr auf Eure Wundertüten gemalt habt und die ihr heute in unsere Kirche gebracht habt, schaut von da oben ein besonderes Gesicht.

– Pfarrer deutet nach oben zum großen Chorkreuz –

Auf Eure Gesichter schaut Jesus. Und wir können zu ihm hochschauen.

Ich glaube fest daran: Wenn Menschen in ihrem Leben zu diesem Jesus gern aufschauen, wenn sie sich an ihm orientieren wollen, gerne seine Worte hören, dann färbt das auf den Lebensstil von Menschen ab. So wie in der alten Legende die Gesichtslinien des Felsens, zu dem der sechsjährige Bub immer emporgeschaut hat, sich mehr und mehr auf seinem Gesicht abbildete und sein Wesen veränderte.

Unser Kommunionkurs will nichts anderes als unseren Blick auf diesen Jesus zu wenden; einladen, zu ihm aufzuschauen, auf seine Worte neugierig machen, damit sein Wesen auf uns abfärbt. Was das ist, was wir von diesem Jesus lernen können, was von ihm auf uns abfärben könnte, das wollen wir uns nun gegenseitig mit unserem Lied „Eines Tages kam einer...“ zusingen:

Eines Tages kam einer, der hatte einen Zauber in seiner Stimme, eine Wärme in seinen Worten, einen Charme in seiner Botschaft.

Eines Tages kam einer, der hatte eine Freude in seinen Augen, eine Freiheit in seinem Handeln, eine Zukunft in seinem Zeichen.

Eines Tages kam einer, der hatte eine Hoffnung in seinen Wundern, eine Kraft in seinem Wesen, eine Offenheit in seinem Herzen.

Eines Tages kam einer, der hatte eine Liebe in seinen Gesten, eine Güte in seinen Küssen, eine Wärme in seinen Umarmungen.

Eines Tages kam einer, der hatte einen Vater in seinen Gebeten, einen Helfer in seinen Ängsten, einen Gott in seinem Schreien.

Eines Tages kam einer, der hatte einen Geist in seinen Taten, eine Treue in seinen Leiden, einen Sinn in seinem Sterben.

Eines Tages kam einer, der hatte einen Schatz in seinem Himmel, ein Leben in seinem Tode, eine Auferstehung in seinem Glauben.


Fürbitten

Herr, unser Gott, du hast jedem von uns sein unverwechselbares Gesicht gegeben. Wir bitten dich:

1
Segne unsere Augen,
dass sie die Schönheit auf unserer Welt wahrnehmen,
dass sie das Unscheinbare nicht übersehen,
dass andere sich wohlfühlen dürfen unter meinem Blick

2
Segne unsere Ohren,
dass sie gut zuhören können,
dass sie Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden können,
dass sie auch deine leise Stimme erhorchen können

3
Segne unsere Nase,
dass wir andere gut riechen können,
dass wir die vielen Duftnoten in der Natur noch wahrnehmen,
dass wir einen guten Riecher für unser Leben haben

4
Segne unseren Mund,
dass er Worte spricht, die Menschen gut tun
dass er Anvertrautes bewahrt,
dass er keine verletzenden oder gar zerstörenden Worte spricht,
dass er auch dich bezeugt

5
Unsre Toten habe in ihrem Leben viel gesehen, gehört, gesprochen. Wir denken in diesem Gottesdienst an…
Nimm ihre Leben an und lass sie dich von Angesicht zu Angesicht schauen.


Pfarrer Stefan Mai

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