Ich wünsch mir Unendlichkeit
Predigt zu Maria Himmelfahrt 2015
Einleitung
C. G. Jung, ein berühmter Arzt und Psychotherapeut aus der Schweiz, wurde einmal von seinen Studenten gefragt: "Herr Professor, wo ist der Himmel?" Er gab zur Antwort: "Das weiß ich nicht. Fragt die Theologen. Aber eines weiß ich, wer nicht an den Himmel glaubt, wird depressiv".
Predigt
Im Jahre 2012 brachten die Toten Hosen einen Song heraus mit dem Titel „Tage wie diese“. Der Text des Liedes lautet:
Ich wart’ seit Wochen auf diesen Tag Und tanz’ vor Freude über den Asphalt Als wär’s ein Rhythmus, als gäb’s ein Lied Das mich immer weiter durch die Straßen zieht Komm’ dir entgegen, dich abzuholen, wie ausgemacht Zu derselben Uhrzeit, am selben Treffpunkt, wie letztes Mal
Durch das Gedränge der Menschenmenge Bahnen wir uns den altbekannten Weg Entlang der Gassen, zu den Rheinterrassen Über die Brücken, bis hin zu der Musik Wo alles laut ist, wo alle drauf sind, um durchzudrehen Wo die Anderen warten, um mit uns zu starten und abzugehen An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit An Tagen wie diesen haben wir noch ewig Zeit Wünsch ich mir Unendlichkeit
Das hier ist ewig, ewig für heute Wir stehen nicht still für eine ganze Nacht Komm ich trag dich durch die Leute Hab keine Angst, ich gebe auf dich Acht Wir lassen uns treiben, tauchen unter, schwimmen mit dem Strom Drehen unsere Kreise, kommen nicht mehr runter, sind schwerelos
An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit An Tagen wie diesen haben wir noch ewig Zeit In dieser Nacht der Nächte, die uns soviel verspricht Erleben wir das Beste, kein Ende ist in Sicht
In diesem Lied besingen die Toten Hosen die Sehnsucht zweier Menschen, sich auf einem Festival zu treffen. Sie malen es sich aus, wie sie aufeinander zurennen, sich in die Arme fallen, einander drücken. Ja, da will der Freund seine Freundin vor Glück durch die Menge auf Händen tragen. Da wollen zwei Menschen das Glück pur genießen und im Refrain wird es direkt herausgeschrien:
An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit An Tagen wie diesen haben wir noch ewig Zeit Wünsch ich mir Unendlichkeit.
Dieses Lied ist kein frommes Kirchenlied – aber für mich beschreibt es im Bild, was wir an einem Tag wie heute, am Maria-Himmelfahrtstag feiern. Wir feiern, dass es einmal unendliches Glück gibt. Wir feiern: wenn wir über die Brücke gegangen sind, die über den Fluss des Lebens führt, dass da einer da ist, der uns erwartet. Dass da bei ihm noch viele sind, die uns erwarten, uns entgegenlaufen und uns abholen. Das heutige Fest Maria Aufnahme in den Himmel möchte in uns diese große Lebenshoffnung nähren: Wir erleben, was es heißt: „Unendlichkeit“, wir dürfen spüren, was es heißt: „wir haben ewig Zeit“. Wir erleben das Beste und „kein Ende ist in Sicht“. Einen Tage wie diesen hat der junge Mann im Lied erlebt, als er über die Rheinbrücke ging und auf seine Freundin zugerannt ist und diese ihn mit offenen Armen empfangen hat. Tage wie diese gibt es in einem jeden Menschenleben – Tage, Stunden, Minuten des Glücks, wo wir uns nichts anderes wünschen als Unendlichkeit. Tage wie diese sind kein Beweis für diese große Hoffnung des Glaubens. Tage wie diese sind für mich aber ein Vorgeschmack für das, was wir Himmel nennen. Ich hoffe, ihn im Leben niemals zu verlieren. Fürbitten
Gott, du schenkst uns in Maria ein Vorzeichen unserer eigenen Hoffnung. Du hast uns allen deinen Himmel verheißen. Wir bitten dich:
Schenke deinen Himmel den Menschen, die uns nah stehen und uns Wohlwollen und Güte spüren lassen
Kanon: Der Himmel geht über allen auf...
Schenke deinen Himmel allen, die in ihrer Not und Verzweiflung zu dir schreien
Kanon: Der Himmel geht über allen auf...
Schenke deinen Himmel uns allen, wenn wir im grauen Alltag keine Spuren deiner Herrlichkeit entdecken können, traurig und ohne Hoffnung sind
Kanon: Der Himmel geht über allen auf...
Schenke deinen Himmel den Opfern der Kriege und Gewalt und allen, die sich vergeblich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen
Kanon: Der Himmel geht über allen auf...
Schenke deinen Himmel all unseren Verstorbenen. In diesem Gottesdienst nennen wir die Namen von...
|