Das Leben ist bunt

Predigt zum Weinfest 2015 in Frankenwinheim

Nein! Eine Weinprobe soll es nicht werden, was uns jetzt ehemalige Weinprinzessinen und die amtierende Weinprinzessin vorführen. Es soll vielmehr zu einem Gedankenanstoß über unser Leben werden.

Mario spielt Melodie „Wenn der Wein blüht...“ - die Weinprinzessin kommt mit dem Rebsortenbocksbeutel, stellt die Weinsorte vor und hängt den Bocksbeutel an der Tribüne auf

Silvaner
Ich bin der Silvaner, erinnere an ein dezent fruchtiges Aroma, an grüne Äpfel, Stachelbeeren, frisches Heu und Minze. Ich bin leicht spritzig mit einer nicht zu hohen Säure, kräftig und langanhaltend.
Ich belege 30 % der fränkischen Rebflächen, deshalb bin ich die fränkische Traditionsrebsorte.

Melodie „Wenn der Wein blüht...“

Müller-Thurgau
Mein Name ist Müller-Thurgau. Ich bin fruchtig und würzig und erinnere an Apfel, Banane und Muskat. Mein Geschmack ist angenehm fruchtig bis blumig mit einer milden Säure. In jungen Jahren wirke ich sehr erfrischend und angenehm. Mich gibt es am häufigsten hier in Franken.

Melodie „Wenn der Wein blüht...“

Riesling
Darf ich mich vorstellen? Ich bin der Riesling. Ich verfüge über ein fruchtiges Bukett an Pfirsich, Limone, Maracuja und Aprikose. Im Allgemeinen bin ich sehr fruchtig und mineralisch mit einer deutlichen Säure. Aus meiner Traube kann man ausgezeichnete, edelsüße Weine gewinnen. Ich bin die bedeutenste deutsche Rebsorte überhaupt, allerdings bin ich sehr anspruchsvoll und kann deshalb nur in allerbesten Lagen angebaut werden.

Melodie „Wenn der Wein blüht...“

Spätburgunder
Ich heiße Spätburgunder. Ich bin eine sehr alte Rebsorte, bin in Burgund beheimatet und trage ein kräftiges Granatrot. Mein Geruch ist leicht nussig, mit Aromen von Brombeere und roten Früchten. Ich habe einen prägnanten, samtigen Charakter mit spürbaren Gerbstoffen, bin die beste deutsche Rebsorte und international als Pinot Noir bekannt.

Melodie „Wenn der Wein blüht...“

Domina
Ich bin der Domina. Bin aus blauem Portugieser und Spätburgunder gezüchtet. Meine Farbe beschreibt sich als ein intensives kirschrot. Ich verfüge über Aromen von Sauerkirschen und Waldfrüchten. Mein Geschmack ist voll und weich mit angenehmen Gerbstoffen. Ich bin die am häufigsten angebaute rote Rebsorte in Franken – ein echt fränkische Spezialität.

Melodie „Wenn der Wein blüht...“

Ist es nicht einmalig, dass es keine Einheitssorte Wein gibt? Ist es nicht schön, dass es so viele Weine mit verschiedenem Charakter gibt: mal mehr herb, mal lieblich, mal fruchtig, edelsüß, dann wieder knalltrocken. Mal mit mehr Gerbstoff und Säure, mal weniger. Ist es nicht großartig, dass es roten und weißen Wein gibt, ja dass die Farbtönung schon unter den Weißweinen differiert und bei den Rotweinen selbst verschiedene Nuancen hat, von fast schwarzblau über kirschrot bis zum hellen Rosa? Hat es die Natur nicht großartig eingerichtet, dass jeder Wein je nach dem Boden, auf dem er steht, seinen eigenen Charakter zeigt, je nachdem, ob die Wurzeln des Weinstocks sich in den Keuper oder Muschelkalk oder Sand bohren. Ist es nicht großartig, dass ein Silvaner oder Bachus, der auf dem gleichen Boden wächst, in jedem Jahr je nach Witterung seine besondere Note hat?

Schaut euch doch einmal im Festzelt um. Hat sich da nicht ein bunter Haufen versammelt. Ein farbiges Bild, die Kleider, jeder und jede anders, alle Farben, alle Schattierungen. Schaut euch doch mal an: jeder den Nachbarn oder die Nachbarin. Jeder ein Original, farbig, die Haare anders, die Augen, die Haut. Gott sei Dank, dass wir hier im Gottesdienst diese Farbigkeit haben. So hat Gott die Welt und unsere Kirche gedacht, nicht einfallslos, nicht Abziehbilder, jeder ein Original. Gott liebt es bunt!

Es gibt im ersten Petrusbrief ein schönes Wort: „Dient einander mit der bunten Gnade, die Gott euch gegeben hat, jeder auf seine Art! (1 Petr 4,10)
Die bunte Gnade, die Farbigkeit! Farbtopf Leben, jeder hat ihn bekommen von Gott. Jeder darf aus diesem „Farbtopf Leben“ sein Leben malen. Jeder darf seine Farbe einbringen, so originell wie möglich. Wenn jemand aus dem Urlaub kommt, dann sagen wir manchmal: Mensch, du hast Farbe bekommen. Das gilt für jeden Menschen. Denn jeder hat seine besondere Farbe von Gott bekommen. Und er bittet einen jeden von uns: mal´ doch. Bring deine Farbe ein in die Kirche, in unser Dorf in unsere Welt. Gott liebt es bunt, vielfältig und farbig.

Unvergesslich hat diese Gabe und Aufgabe der bunten Gnade für mich einmal Dag Hammarskjöld in sein Tagebuch geschrieben:

Gott,
du nimmst den Zeichenstift –
und die Linien tanzen.
Du spielst die Flöte –
und die Töne schimmern.
Du bewegst den Pinsel –
und die Farben singen.

So wird alles sinnvoll und schön
jenseits der Zeit.
in dem Raum, in dem du bist.

Wie könnte ich etwas zurückhalten


Kyrierufe
(gesprochen von den drei neuen Ministranten)

1
Wir Minis tragen immer bunte Kleidung.
Oft denken wir aber nur in Schwarz-Weiß
Herr, erbarme dich

2
Wir Minis tragen immer bunte Kleidung
Oft ist aber der Alltag grau
Christus, erbarme dich

3
Wir Minis tragen immer bunt
Oft aber scheren wir alle über den gleichen Kamm
Herr, erbarme dich

Fürbitten

Herr, unser Gott, überall wo wir hinschauen sehen wir Farben. Deine Welt ist bunt. Gott, wir bitten dich:

1) Für alle, in deren Herzen es dunkel ist.
Gib ihnen vom Gelb der Sonne, damit es in ihnen wieder hell wird

2) Für alle, die innerlich kalt geworden sind.
Lass sie die wärmende Geborgenheit des Orange spüren

3) Für alle, die traurig und trostlos sind.
Lass das Grün der Hoffnung in ihnen wachsen

4) Für alle, die nicht mehr lieben können.
Zeig ihnen das leuchtende Rot des Lebens

5) Für alle, die das Vertrauen in die Menschen und dich verloren haben.
Zeig ihnen das beständige Blau des Himmels, damit sie neu vertrauen können

6) Für alle, die auf falsche Wege geraten sind.
Die Farbe Violett möge sie daran erinnern, dass es immer wieder die Chance zu einem neuen Anfang gibt

7) Für alle, die durch das Dunkel des Todes gegangen sind.
In diesem Gottesdienst denken wir an....
Lass ihnen dein ewiges Licht leuchten

Herr, unser Gott, überall wo wir hinschauen sehen wir Farben. Deine Welt ist bunt. Gott, dafür danken wir dir.


Pfarrer Stefan Mai

© Stefan Mai 2001 - 2024
Alle Rechte vorbehalten.
Vervielfältigung nur mit Genehmigung von Pfarrer Stefan Mai.

www.stefanmai.de