Nichts wie weg

Predigt zu Christi Himmelfahrt 2015

Kirchliche Feiertage, die in den Schulferien liegen oder an sogenannten Brückentagen, wo es nur einen Tag Urlaub braucht, um für vier Tage wegfahren zu können, haben es zunehmend schwerer. Sie sind als freie Tage herzlichst willkommen, aber eigentlich werden sie in ihrem Sinn immer weniger ernst genommen, ja ihres eigentlichen Sinns entleert. Zu diesen Tagen gehört der Himmelfahrtstag. In den meisten Gemeinden sind die Kirchen an diesem Tag noch leerer als an gewöhnlichen Sonntagen.
Schon vor vielen Jahren hat der bekannte ehemalige Frankfurter Großstadtpfarrer und Lyriker Lothar Zenetti ein nachdenklich, zugleich witziges und kritisches Kurzgedicht geschrieben. Es hat nur drei Zeilen und lautet:

Christ fuhr gen Himmel.
Was uns angeht,
wir fahren nach Amorbach.


Ja das ist Realität. Christi Himmelfahrt – willkommener Anlass zu einem Ausflug oder zu einem zusätzlichen Kurzurlaub.
Die Zeiten sind vorbei, als nach dem 2. Vatikanischen Konzil in Wien Schwechart, dem Gebiet um den Flughafen, eine Kirchengemeinde entstanden ist – und Gemeindemitglieder, die viel in der Welt herumgeflogen sind, sich gegenseitig verpflichtet haben, an den großen kirchlichen Feiertagen daheim zu bleiben, um in der Gemeinschaft die großen kirchlichen Feste zu feiern. Gerade Menschen, die viel unterwegs waren, wollten damit zum Ausdruck bringen: Unsere christlichen Feste möchten ein Stück Ruhe in unser bewegtes Leben hineinbringen. Sie möchten uns zum Nachdenken über unser Leben bringen, möchten uns erleben lassen: Das Kirchenjahr hat viel mit deinem Leben zu tun und möchten auch Menschen im Glauben zusammenführen.

Christ fuhr gen Himmel.
Was uns angeht,
wir fahren nach Amorbach.


Ich wünsche es Menschen, die den Himmelfahrtstag so nutzen, dass Ihnen ihr Ausflug gut tut, dass sie Schönes erleben.

Christ fuhr gen Himmel.
Was uns angeht,
wir feiern Christi Himmelfahrt.


Ich wünsche allen, die an diesem Tag in den Gottesdiensten ihre Herzen erheben möchten, die dieses Fest als Einladung verstehen, den Blick nach „oben“ nicht zu verlernen, ihr Leben aus der Perspektive des Glaubens zu sehen und zu spüren: Dieser Blick in „den Himmel“ weitet, macht bescheiden, lässt staunen, und sagt mir: Da ist noch einer über mir.


Pfarrer Stefan Mai

© Stefan Mai 2001 - 2024
Alle Rechte vorbehalten.
Vervielfältigung nur mit Genehmigung von Pfarrer Stefan Mai.

www.stefanmai.de