Grußwort

Tag des Offenen Denkmals im Schloss Oberschwarzach

Farbe, so heißt das Motto des diesjährigen Tags des offenen Denkmals.
Farben haben immer eine besondere Ausstrahlung. Sie machen etwas mit uns. Farben lösen in uns Gefühle aus. Sie können beruhigen, reizen, wohltuend wirken. Sie können Atmosphäre schaffen, aber auch einem auf die Nerven gehen. Sie bestimmen Flair und Charakter eines Gebäudes. Farben haben auch Symbolcharakter und stehen symbolisch für Begriffe, Haltungen und auch für politische Parteien.

Diese Farbenkombination kennen wir als Autofahrer nur allzu gut.
Rot heißt vor einer Ampel: Halt! Stopp!
Gelb – Auf die Weiterfahrt vorbereiten!
Grün – Freie Fahrt!

Keine Angst: Ich bin kein Fahrlehrer, der jetzt die Verhaltensregeln vor einer Ampel auffrischen will, auch kein Befürworter einer Ampelkoalition. Ich möchte einfach symbolisch mit diesen drei Farben Rot – Gelb – Grün meine gefühlte Situation mit unserer alten Dame Schloss Oberschwarzach beschreiben, das der Landkreis dankenswerter Weise als Ort für die Öffnungs-veranstaltung des diesjährigen Denkmaltages ausgewählt hat.

Rot
Helle Aufregung durch den Riesenwasserschaden beim Bezirksmusikfest vor drei Jahren. Ausgerechnet unseren schön renovierten Julius Echter Raum hat es mit erwischt. Ein Raum für die Gruppen unserer Pfarrei. Mir wurde damals buchstäblich schwarz vor den Augen, wie der braune Lehm von der Decke fiel.

Rot - Stopp – Halt – wurde auch vom Gemeinederat signalisiert, als wir auf ihn mit der Bitte zugingen, das Schloss doch als repräsentatives Bauwerk des Ortes zukünftig gemeinsam zu nutzen, um dieses Wahrzeichen des Marktes Oberschwarzach in Zukunft finanziell schultern zu können.


Gelb
Die Diözese Würzburg schaltete nicht einfach auf Grün und gab uns freie Fahrt für eine grundlegende Sanierung, aber sie signalisierte Gelb für die Vorbereitungsmaßnahmen, beauftragte mit uns den Architekten Georg Böswald von Brunn, einem Spezialisten für historische Bauten, für eine grundlegende Vermessung und Untersuchung des Baubefunds.
Noch heller begann auf der Schlossampel das Gelb zu leuchten, als sich der Förderverein Schloss bildete, bisher schon viele Überlegungen und Initiativen einbrachte und sich mit Tatkraft der alten Schlossscheune annahm, sie schweißtreibend unter großen Staubwolken entrümpelte, hartnäckig am Thema Schloss dranbleibt und ohne den diese Veranstaltung an diesem Wochenende hier in Oberschwarzach nicht möglich gewesen wäre.
Den größten Verdienst des Fördervereins sehe ich darin, dass er – wenn ich es richtig einschätze – einen langsamen Umdenkprozess im öffentlichen Bewusstsein gegenüber der alten Dame Schloss in Gang setzt und es sogar fertig gebracht hat, dass sich Kinder und Jugendliche in den Vorbereitungsarbeiten für den heutigen Tag mit Eifer und Freude bei der Sache waren.

Grün
Grün bleibt meine Hoffnung, dass langsam in Oberschwarzach das Bewusstsein wächst, dass aus der Krise des Schlosses ein große Chance für ein lebendiges Dorf- und Vereinsleben werden könnte und es dafür den Einsatz vieler braucht und sich der Einsatz auch lohnt.
Grün bleibt meine Hoffnung, dass vielleicht auch in den Köpfen der Gemeinderäte noch ein Umdenkprozess stattfinden könnte, da es ganz klar ist, dass dies ein positives Signal an die Politik und eine wesentliche Erleichterung darstellen würde, um an staatliche Förderprogramme und -gelder zu kommen.
Grün bleibt meine Hoffnung, dass uns dann auch die Diözese unter die Arme greift und Oberschwarzach bei einem großen Gemeinschaftsprojekt, das Farbe ins Dorfleben bringt, unterstützt.
Mir wird jetzt ganz grün vor den Augen und höre auf. Aber wie sagt der Volksmund: Grün ist die Hoffnung – und die stirbt zuletzt.


Pfarrer Stefan Mai

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