Drei Fundgruben

Predigt zum 17. Sonntag im Jahreskreis (Mt 13,44-46)

Einleitung
Viele Menschen suchen: oft nach verlegten Schlüsseln oder verlegten Papieren, googeln im Internet, suchen im Internet oder in Zeitungsannoncen nach einem Partner, sind auf der Suche nach dem richtigen Auto oder einem neuen Job. Menschen suchen nach Anerkennung, nach Glück, nach Lebenssinn...
Suchen gehört einfach zum menschlichen Leben. Davon erzählt auch das heutige Gleichnis.

Predigt
Wenn wir den Namen „Fundgrube“ hören, dann denken wir in erster Linie an Sonderpostenmärkte, in denen es supergünstige Angebote gibt: für Haushaltswaren und Möbel, Garten- und Sportartikel. Solche Fundgruben sind beliebte Orte für Schnäppchenjäger. Und welch ein Glücksgefühl, wenn sie dort etwas günstig finden, was sie schon lange suchen!

Mit seinem Gleichnis von dem Kaufmann, der schöne Perlen suchte, möchte uns Jesus ebenfalls anstecken, auf die Suche zu gehen nach einem besonderen Schatz, den Schatz des Glaubens. Der heilige Bonaventura, der große Franziskanertheologe des 13. Jahrhunderts sagt, dass jeder Mensch diesen verborgenen Schatz in drei Büchern finden kann: im Buch der Natur, im Buch der Bibel und im Buch des eigenen Lebens.

Ich möchte heute einmal in diesen drei Büchern blättern und habe dafür quasi als leichte Sommerlektüre zum Nachdenken ein paar Zitate von Menschen ausgesucht, die in diesen Büchern der Natur, der Bibel und des eigenen Lebens die Perle gefunden haben, von der Jesus erzählt.

Wenn du den Glauben als wertvolle Perle finden willst, dann blättere im Buch der Natur.

Bernhard von Clairvaux:
„Glaube mir, denn ich habe es erfahren, du wirst mehr in den Wäldern finden als in den Büchern.
Bäume und Steine werden dich lehren, was du von keinem Lehrmeister hörst.“

Der verstorbene langjährige Bischof von Innsbruck Reinhold Stecher, ein begeisterter Bergsteiger:
„Viele Wege führen zu Gott. Einer führt über die Berge.“

Wenn du den Glauben als wertvolle Perle finden willst, dann blättere im Buch der Bibel.

Schon in frühester Jugend beschäftigt sich Bert Brecht, wahrlich kein großer Kirchenfreund, mit der Bibel. Sein erster Schreibversuch findet im Spätsommer 1913 statt. Für die Schülerzeitung „Die Ente” verfasst er einen Einakter mit dem Titel „Die Bibel”. Der Achtzehnjährige notiert in sein Tagebuch:
„Ich lese die Bibel, ich lese sie laut, kapitelweise, aber ohne auszusetzen, Hiob und die Könige. Sie ist unvergleichlich schön, stark, aber ein böses Buch.”
Nach dem Besuch eines Passionsspiels in Augsburg schreibt der Student im Tagebuch: „Abends in der ,Großen deutschen Passion` der Brüder Faßnacht ... gewisse Bibelworte nicht totzukriegen. Sie gehen durch und durch. Man sitzt unter Schauern, die einem, unter der Haut, den Rücken lang herunterstreichen, wie bei der Liebe.”
Und als man ihn einmal fragte: „Welches Buch hat Ihnen in Ihrem Leben den größten Eindruck gemacht?” antwortete der Dichter lakonisch: „Sie werden lachen: die Bibel.”

Wenn du den Glauben als wertvolle Perle finden willst, dann blättere im Buch des eigenen Lebens.

Der Photograph Jochen Mariss rät:
Jeder schöne Augenblick ist eine Perle, die wir auf die Kette unseres Lebens fädeln. Und jeder Glücksmoment, den wir genießen, macht unser Leben ein kleines bisschen kostbarer.

Und der Schweinfurter Dichter Friedrich Rückert gewinnt sogar den schweren Lebensabschnitten eine wichtige Glaubenserfahrung ab:
„Dass sie die Perle trägt, das macht die Muschel krank. Dem Himmel sag für Schmerz, der dich veredelt, Dank.“

Liebe Leser,
die Perle suchen im Buch der Natur, im Buch der Bibel und im Buch des eigenen Lebens. Dieser alte Ratschlag des Bonaventura, für manchen vielleicht ein guter Tipp in der kommenden Ferien- und Urlaubszeit.

Fürbitten

Für alle, die täglich in der Natur arbeiten oder bewusst Freizeit in der freien Natur verbringen: Um offene Augen für das Wunder deiner Schöpfung

Für alle, die gerne Bücher lesen: Um Stoff zum Nachdenken und Weiterdenken für ihr Leben

Für alle, die Sonntag für Sonntag Texte der Bibel auszulegen haben: Um das Entdecken von immer wieder neuen Perlen im Buch der Bibel

Für alle, die nicht an dich glauben können: Um Menschen und Momente im Leben, durch welche sie neu nachdenklich werden

Für alle, die in den kommenden Wochen in ihrem Urlaub nach Erholung und schönen Erlebnissen suchen: Um gute Erfahrungen, für die sie dankbar sind

Für unsere Toten. In diesem Gottesdienst nennen wir stellvertretend für alle die Namen von …........................................................
Um die Erfahrung, was Jesus mit dem Wort Himmelreich umschreibt


Pfarrer Stefan Mai

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