Einweihungsgottesdienst des Kindergartens

Der Kindergarten – ein Spielplatz Gottes

Lied: Erfreue dich Himmel

Begrüßung und Einführung:
„Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf“ – so steht es auf unserem Grundstein schlicht und unauffällig, der am 17.10. 2012 in den Muschelkalkboden des Foyers unseres Kinderhauses St. Regiswind gelegt wurde.
Er nimmt Bezug auf die Architektursprache, die unser Architekt Christian Brückner diesem großen 8-gruppigen Kindergarten gegeben hat. Eigentlich handelt es sich bei unserem Neubau nicht um ein Kinderhaus, sondern um ein Kinderdorf.
„Um ein Kind zu erziehen braucht es ein ganzes Dorf“. Dieser Satz stammt aus der afrikanischen Kultur und besaß auch in unserer Gesellschaft lange Gültigkeit: Viele waren an der Erziehung eines Kindes in Zeiten der Groß- und Dorffamilie als Miterzieher beteiligt, die Eltern, die Geschwister, Großeltern, Onkel und Tanten, die Nachbarn, die Kinder im Dorf.
Heute verlagert sich ein Teil der Erziehungsarbeit immer mehr in den Bereich der Krippen, Kindergärten und Schulen. Menschen setzen Vertrauen in die Profession der Erzieherpersönlichkeiten und wünschen sich gute äußerliche Rahmenbedingungen für ihre Kinder.
Wir segnen heute in Gerolzhofen unser neues Kinderdorf St. Regiswind und stellen es unter den Segen Gottes. Eines bringen wir dadurch zum Ausdruck: Ganz bewusst soll Gott in diesem Kinderdorf ein Platzrecht haben.

Lied: Laudato si

Gebet und Schrifttext Mt 7,7f ( Pfarrer Barraud):

Szenisches Spiel
Pfarrer Mai
Bis heute ist es ein beliebtes Kinderspiel: Verstecken spielen oder wie wir daheim sagen „Sucheles“. Sie kennen es alle.

Die Kinder spielen es einmal vor.

Pfarrer Barraud liest:
Rabbi Baruchs Enkel, der Knabe Jechiel, - so erzählt eine chassidische Legende –spielte einst mit einem anderen Knaben Verstecken. Er verbarg sich gut und wartete, dass ihn sein Gefährte suche. Als er lange gewartet hatte, kam er aus dem Versteck; aber der andere war nirgends zu sehen. Nun merkte Jechiel, dass jener ihn von Anfang an nicht gesucht hatte. Darüber musste er weinen, kam weinend in die Stube seines Großvaters gelaufen und beklagte sich über den bösen Spielgenossen. Da flossen Rabbi Baruch die Augen über, und er sagte: „ So spricht Gott auch: ‚Ich verberge mich, aber keiner will mich suchen.'“
(aus: Martin Buber, die Erzählungen der Chassidim, Manesse Verlag, Zürich 1949, 191)


Pfarrer Mai:

Eine tiefsinnige Geschichte. Gott ist in dieser Welt versteckt. Er will gesucht werden. Aber wer sucht ihn? Und wo können wir ihn suchen?

Ich habe Bauklötzchen gestaunt, als ich von einem buddhistischen Kloster mit einem besonderen Namen las. Es heißt „Sri Agnan“. Zu deutsch: „Der Spielplatz Gottes“.
Ein Kloster versteht sich als Spielplatz Gottes, als einen Ort, wo Menschen unverkrampft und ohne Druck, frei und spielerisch nach Gott suchen. Darauf gespannt sind, ob sie ein Stückchen seines weiten Mantels erfühlen können.

Wir segnen heute unseren neuen großen kirchlichen Kindergarten „St. Regiswind“. Ich weiß: Heute sind Eltern vor allem daran interessiert, dass die Kinder sich in den Räumen wohlfühlen können, dass es sehr flexible Öffnungszeiten und Angebote gibt, die es jungen Familien erleichtern, Arbeit und Beruf miteinander in Einklang bringen können. Sie erwarten, dass ihre Kinder liebevoll und respektvoll behandelt werden, dass sie Freunde kennenlernen, solidarisches und soziales Verhalten lernen, in ihren Begabungen gefördert werden, dass ein guter Start in die Schule ermöglicht wird.

Ich träume noch einen anderen Traum. Den Traum: unser neuer Kindergarten ist ein Spielplatz Gottes, ein Ort, an dem Kinder von ihren Erzieherinnen ermuntert werden, spielerisch, ohne Zwang, unverkrampft, die Antenne dafür auszufahren, wo sie ein Stückchen des großen Mantels Gottes im Kindergartenalltag erfühlen könnten.

Unser Kindergarten – ein Spielplatz Gottes?
Schauen Sie einmal zu, an welchen Spiel- und Lernorten in unserem Kinderdorf Kinder mit dem Erfühlen und Erahnen Gottes in Berührung kommen könnten. Rabbi Baruch, im Spiel jetzt von unserem Diakon dargestellt, führt symbolisch ein Kind an Plätze und Situationen, wo ich glaube, da kann Gott hier auf diesem Gelände gesucht werden.

- Diakon Albert Hein begleitet/führt das Kind an die verschiedenen Spielorte oder weist darauf hin -

Szene 1 – Zwei Kinder begegnen sich und freunden sich an

Lied: Schön, dass du da bist

Kindersatz: Gott, ich kann von dir etwas spüren, wenn mich jemand gern hat und mit mir gern zusammen ist

Szene 2 – Kinder spielen gemeinsam (Kreisspiel der Kinder)

Kindersatz: Gott, niemals fühle ich mich so leicht und unbeschwert wie im Tanz und Spiel

Szene 3 – Musik aus Vivaldis „Vier Jahreszeiten“: Frühling -
Mit Chiffon-Tücher lassen Kinder symbolisch Blumen aufblühen

Kindersatz: Gott, ich danke dir, wenn ich staunen kann. Dein Gesicht lächelt mich in allem Schönen und jeder Blume an. Solange wir noch die kleinen Wunder im Alltäglichen entdecken, freut uns das Leben.

Szene 4 - Gong (Frau Förster) – Stille – Hand auf den Mund legen

Lied: Sei einmal still

Kindersatz: Gott ist ganz leise, willst du ihn hören, werde still. Lieber Gott, lass uns dies in unserem besonderen Raum der Stille spüren.

Szene 5 – Kinder spielen verschiedene Instrumente/ schlagen Rad/ zeigen Bilder

Die Erzieherinnen singen das Talentelied

Kindersatz: Meine Talente sind wie ein Schatz, den mir Gott ins Leben mitgegeben hat. Lieber Gott, hilf mir, diesen Schatz zu entdecken und zu entfalten.

Zusammenfassung Pfarrer Mai):
Unser neues Kinderdorf mit seinen Gassen, Räumen, Ecken und Winkeln, mit seinem schönen Garten – ein Spielplatz Gottes? Ein Ort, an dem Gott gesucht werden kann und entdeckt werden will?
Unsere Erzieherinnen Menschen, die selbst von dem großen Geheimnis Gott berührt werden und Kinder mit diesem Geheimnis in Berührung bringen wollen?
Unsere Kinder, kleine Menschen, die nicht um das Geheimnis Gott betrogen werden dürfen?
Spielerisch gemeinsam auf die Suche gehen, um die Spuren Gottes mit unseren Kindern entdecken, das wird spannend, herausfordernd und sicherlich voller Überraschungen sein für Pfarrer, Erzieherpersonal, Eltern und Kinder. Ich glaube daran: In jedem von uns ist ein Stück Himmel versteckt.

Lied: Der Himmel in uns

Fürbitten

Herr, unser Gott. In Dankbarkeit und Freude feiern wir heute die Segnung unseres neuen Kinderhauses „St. Regiswind“. Auf die einzelnen Rufe antworten wir mit dem Liedruf: „Segne sie alle Herr“

Kind:
Alle Menschen auf dieser Welt, die großen und die kleinen

Leitung:
Die Erzieher und Erzieherinnen, Hausmeister und Reinigungskräfte, alle Eltern, die in diesem Kindergarten mitwirken

Erzieherin:
Alle Kinder, die Eltern hier uns anvertrauen

Frau Wilfling:
Die Architekten und Fachingenieure, die diesen Bau geplant haben; alle, die Zeit und Kraft dafür investiert haben und alle Handwerker, die mitgeholfen haben, ihn zu errichten.

Bürgermeister:
Die Familien in unserer Stadt, die sich mit uns über diesen neuen Kindergarten freuen

Kirchenpfleger:
Alle Wohltäter und Sponsoren, die uns bei diesem Bau finanziell unterstützen

Pfarrer:
Wir denken auch an unseren verstorbenen Kinderhausverwalter Walter Frico, der die Fertigstellung dieses Hauses nicht mehr erleben konnte und sich bei Gott mit uns mitfreut. Ihn schließen wir in unser Vaterunser-Gebet mit ein:

Vater unser (über die Bänke hinweg an die Hand nehmen)

Lied: Sing mit mir ein Halleluja (Str. 1.2.5)

Dank

Von Herzen danke ich allen, die viel Zeit und Kraft in die Vorbereitung des heutigen Tages gesteckt haben.
Ich danke den Kindern, die bei diesem Gottesdienst mitgemacht haben, den Eltern die beim Zeltaufbau, der Vorbereitung und Durchführung des heutigen Tages in so vielfältiger Weise uns tatkräftig unterstützen, dem Bläserquartett für die musikalische Begleitung.
Allen voran aber unserem Erzieherteam aus den beiden Kinderhäuser St. Martin und St. Regiswind, das in der fastzweijährigen Bauphase bei der Verwirklichung dieses Kinderdorfes mitgedacht hat, dauernd mit den provisorischen Übergangsräumen kreativ umgehen musste und mit einer deutlichen Mehrbelastung fertig werden musste. Frau Ankenbrand, dafür Ihnen und Ihrem großen Team ein besonders herzliches Dankeschön!

Lied: Gott dein guter Segen

Segensgebet (Benediktionale S. 345) und Segenslied „Segen des Himmels erfülle dieses Haus, mögen hier leuchten die Farben des Lebens“.

Ansage: Kinder gehen in ihre Gruppenräume – Segnung der Räume mit Weihwasser – Grußworte - Mittagessen

Lied: Großer Gott wir loben dich



Zitate an den einzelnen Räumen und Bereichen

Raum der Stille

Die Stille ist die Vorhalle jeder Religion. Der Teppich des Schweigens muss ausgerollt werden, damit der Mensch zur Besinnung und zu Gott kommt.

Die größten Ereignisse, das sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden (Friedrich Wilhelm Nietzsche)

Bewegungsraum

Nirgends ist der Mensch so schön als wenn er spielt.

Speiseraum

Miteinander essen – tut gut und schmeckt gut!

Wer die Spielregeln des guten Umgangs miteinander am Esstisch lernt, trägt sie unweigerlich hinein in die Gesellschaft.

Viele Menschen haben das Essen verlernt – sie können nur noch schlucken! (Paul Bocuse)

Kreativraum

Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben. (Pablo Picasso)

Alles Erste bleibt ewig im Kinde;
die erste Farbe,
die erste Musik,
die erste Blume,
malen den Urgrund des Lebens.
(Jean Paul)

Garten

Freude am Schauen und Begreifen ist die schönste Gabe der Natur. (Albert Einstein)

Kinder sind wie Blumen.
Man muss sich zu ihnen niederbeugen, wenn man sie erkennen will. (Friedrich Fröbel)

Sandkasten

Das Schönste für Kinder ist Sand.
Ihn gibt's immer reichlich.
Er rinnt unvergleichlich
Zärtlich durch die Hand.
Weil man seine Nase behält,
Wenn man auf ihn fällt,
Ist er so weich.
Kinderfinger fühlen,
Wenn sie in ihm wühlen,
Nichts und das Himmelreich.
Denn kein Kind lacht
Über gemahlene Macht.
Joachim Ringelnatz


Pfarrer Stefan Mai

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