Sorge dich nicht!

Predigt zum 8. Sonntag im Jahreskreis (Mt 6,24-34)

Einleitung
Auf den Turm der St. Peter-Kirche in Köln hat der kunstsinnige Jesuitenpater Friedhelm Mennekes eine Leuchtschrift des Londoner Künstlers Martin Creed in vier verschiedenen Sprachen anbringen lassen. Oben am Gesims des romanischen Turmes ist zu lesen:
μη μεριμνα - in griechischer Schrift
Noli solicitus esse - in Latein
Don´t worry - in englisch und
Sorge dich nicht - auf deutsch
Auf jeder Kirchturmseite weit sichtbar und leuchtend dieses Wort des heutigen Evangeliums „Sorgt euch nicht!“
Dieses Wort Jesu als Leuchtspur des Lebens?

Predigt
Sorgt euch nicht um euer Leben...Beobachtet die Vögel am Himmel... Schaut sie euch an...die hamstern nicht und doch ernährt sie euer himmlischer Vater.
Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die einfach auf dem Feld blühen...
Warum könnt ihr dem nicht vertrauen, der die Vögel leben und die Blumen blühen lässt, dass er auch für euch sorgt?
Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern?
Sorgt euch nicht um morgen, denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen...


Starke Sätze. Sätze die einen nicht ruhig lassen, die zum Nachdenken über das Leben bringen. Auf der einen Seite reizen sie zum Widerspruch und zugleich spüre ich: Ja, eigentlich wird das Leben in einer solchen Gesinnung erst lebenswert.

Wie sorgenvolle Zeiten meistern und durchleben, wie mit den Sorgen fertig werden und sich nicht von ihnen zermürben lassen?
Ich möchte heute drei Liedtexte zu Ihnen sprechen lassen, die auf der Linie des Jesuswortes „Sorge dich nicht“ liegen. Die ersten beiden stammen von zwei Musikgruppen, die Sie kennen und denen man nicht gerade Frömmelei nachsagen könnte.

Erstes Lied

Im Jahr 1970 eroberte ein Lied der Beatles die Herzen der Menschen. Der Song „Let it be“.
Paul McCartney schrieb diesen Text und verarbeitete darin die Querelen, die seinerzeit zwischen den Bandmitgliedern herrschten. In dieser für ihn schwierigen Zeit hatte er einen Traum, in dem ihm seine früh verstorbene Mutter Mary erschienen ist. Er war erst 14 als sie starb. Im Traum sagte sie zu ihm: Let it be! Lass es geschehen! Es wird alles gut! Diese Worte wurden ihm zum Halt in dieser schwierigen Zeit.
Der Text des Liedes Let it be lautet auf deutsch:

Wenn ich gerade eine sorgenvolle Zeit habe,
Kommt Mutter Mary zu mir
Und spricht weise Worte: Let it be! Lass es geschehen!
Und in meiner dunklen Stunde
Steht sie genau vor mir
und spricht weise Worte: Lass es geschehen!
Lass es geschehen! Lass es geschehen!
Flüstere weise Worte: Lass es geschehen!
Und wenn die Leute mit den gebrochenen Herzen,
Die in der Welt leben, zustimmen,
Wird es eine Antwort geben: Lass es geschehen!
Denn auch wenn sie getrennt werden könnten, gibt es
Immer noch eine Möglichkeit, dass sie sehen werden.
Es wird eine Antwort geben: Lass es geschehen!
Lass es geschehen! Lass es geschehen! Ja!
Es wird eine Antwort geben: Lass es geschehen!
Und wenn die Nacht voller Wolken ist,
Gibt es noch ein Licht, das auf mich scheint,
Das bis morgen scheint: Lass es geschehen!
Ich wache auf zu Musikklängen,
Mutter Mary kommt zu mir
Und spricht weise Worte: Lass es geschehen!
Lass es geschehen! Lass es geschehen!
Es wird eine Antwort geben: Lass es geschehen!
Lass es geschehen! Lass es geschehen!
Flüstere weise Worte: Lass es geschehen


Zweites Lied
40 Jahre später singt die A-capella-Band, die „wise guys“ - zu deutsch: „die Schlaumeier“ - ein Lied mit dem Titel „Sorge dich nicht“. Dieses Lied lässt offen, wer da spricht. Ist es eine Freundin, ein Freund oder gar die Stimme Gottes?
Hey, schau nach vorn.
Schau nicht zurück.
Du weißt: Es geht weiter.
Hey schau nach vorn.
Trauer und Glück sind so oft ein Paar.
Bei allem was war und wird,
will ich bei dir sein.

Ich bin da noch bevor dich der Mut verlässt.
Ich bin bei dir und halte dich fest.
Ich bin da und zwar sofort.
Komm und sag nur ein Wort.
Sorge dich nicht,
wenn die Nacht anbricht.
Ruhe dich aus, denn du brauchst jetzt viel Kraft und Zeit.
Ruhe dich aus, denn der Weg ist noch weit.
Es wird dunkel, es wird kalt, doch wir geben uns Halt.
Sorge dich nicht,
wenn die Nacht anbricht.
Ich bin da noch bevor dich der Mut verlässt.
Ich bin bei dir und halte dich fest.
Ich bin da und zwar sofort.
Komm und sag nur ein Wort.
Sorge dich nicht,
wenn die Nacht anbricht.


Drittes Lied
Das dritte Anti-Sorgenlied ist bereits über 350 Jahre alt. Es ist ein altes Kirchenlied, geschrieben von Georg Neumark, als sein Leben in einer scheinbar aussichtslosen Lebenslage eine Wende erfuhr. Welche Kraft muss in einem solchen Lied liegen, dass es so lange schon von ungezählten Menschen gesungen wird. Ich lade Sie herzlich zum Singen ein (GL 424).

Wer nur den lieben Gott lässt walten
und hoffet auf ihn allezeit,
den wird er wunderbar erhalten
in aller Not und Traurigkeit.
Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut,
der hat auf keinen Sand gebaut.
Was helfen uns die schweren Sorgen,
was hilft uns unser Weh und Ach?
Was hilft es, dass wir alle Morgen
beseufzen unser Ungemach?
Wir machen unser Kreuz und Leid
nur größer durch die Traurigkeit.
Sing, bet und geh auf Gottes Wegen,
verricht das Deine nur getreu
und trau des Himmels reichem Segen,
so wird er bei dir werden neu;
denn welcher seine Zuversicht
auf Gott setzt, den verlässt er nicht.


Liebe Leser,
mögen die Worte Jesu „Sorgt euch nicht“, die Worte der Beatles „let it be“, der Rat der Wise Guys „Sorge dich nicht“ und die Frage Georg Neumarks: „Was helfen uns die schweren Sorgen?“ in Erinnerung kommen, wenn uns die Sorgen des Lebens schwer zusetzen.

Schlussgebet (Edith Stein)
Ohne Vorbehalt und ohne Sorgen
leg ich meinen Tag in deine Hand.
Sei mein Heute, sei mein gläubig Morgen,
sei mein Gestern, das ich überwand.
Frag mich nicht nach meinen Sehnsuchtswegen,
bin aus deinem Mosaik ein Stein.
Wirst mich an die rechte Stelle legen.
Deinen Händen bette ich mich ein.

Fürbitten
Herr, unser Gott, Jesus legt uns den Rat ans Herz: Sorgt euch nicht! Und dennoch begleiten Sorgen unseren Lebensweg.

Sieh die Not der Menschen, die jedes Sörgchen zu einer existentiellen Lebenssorge hochstilisieren
V/A: Herr, erbarme dich

Sieh die Not der Menschen, die von schweren Sorgen niedergedrückt werden und nicht mehr ein und aus wissen

Sieh die Not der Menschen, die keine Freude mehr empfinden und nicht mehr über sich selbst lachen können

Sieh die Not der Menschen, die Menschen und dir nicht mehr vertrauen können

Sieh auf unsere Verstorbenen. In diesem Gottesdienst nennen wir stellvertretend für alle die Namen von............

Darum bitten wir durch Christus, unsern Herrn.




Pfarrer Stefan Mai

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