Wie hat’s geschmeckt?

Silvester 2013

Einleitung
Das Fest geht durch den Magen, heißt es im Sprichwort. Sie haben jetzt etliche Feiertage hinter sich. Wissen Sie eigentlich noch, was es an jedem Tag gegeben hat? Vermutlich erinnern sich die Hausfrauen am besten, die hinter dem Herd standen.
Sind Ihnen die Feiertage gut bekommen?

Predigt
An der Uni Hildesheim haben Psychologiestudenten zusammen mit Köchen ein interessantes Projekt durchgeführt. Sie haben sich gefragt, ob Speisen mit Gefühlen verbunden sind. Sie haben sich gefragt: Kann man Fernweh schmecken – oder Wut? Passen zu Stolz eher scharfe Gerichte und zu Geborgenheit Süßspeisen? Aus ihren Ideen ist ein „Kochbuch der Gefühle“ entstanden.
Dieses Projekt hat mich auf die Idee gebracht, das alte Jahr einmal in einer besonderen Art Revue passieren zu lassen. Wir wollen uns fragen: Wie hat das alte Jahr geschmeckt?

- Zitrone zeigen
Hat das Jahr nach Zitrone geschmeckt? Habe ich das Gesicht verziehen müssen – und gedacht: Was wird mir denn da Saures zugemutet? Aber habe ich dann vielleicht mit der Zeit, wie beim Zitrone-Essen, gespürt: Eigentlich kommt damit Pfiff in mein Leben. Das ist erfrischend, gibt dem Leben Geschmack.

- Honigglas
Oder war das vergangene Jahr eher ein Honigschlecken? Lauter angenehme Ereignisse. Es hat so richtig geflutscht. Ich musste keine schweren Brocken verdauen. Ein Löffel hat besser geschmeckt als der andere.

- Nüsse
Oder muss ich eher sagen: Es war ein Jahr, in dem hatte ich viele harte Nüsse zu knacken. Schwierige Probleme, kaum zu lösen.
Hatte ich in diesem Jahr mit verschlossenen Menschen zu tun, die nur ihre raue Schale gezeigt haben, aber nie ihren wahren Kern?

- Suchard Noisette
Hat das vergangene Jahr nach „Suchard Noisette“ geschmeckt? Ist es wie ein zarter Schmelz auf der Zunge vergangen? Gab es Höhepunkte wie im siebten Himmel? Oder Stunden himmlischer Verführung? Gab es Worte, deren Geschmack mir bis heute süß auf der Zunge liegt?

- Gurke
Oder war das vergangene Jahr eher eine saure Gurkenzeit. Eine Zeit, in der ich Bitteres habe hinnehmen und aushalten müssen?

- Wasser naturell
Oder war das Jahr eher fade und geschmacklos wie „Wasser naturell“? Nichts groß Aufregendes, aber auch ohne jedes Prickeln. Es ist einfach so dahingeplätschert.

- Weinflasche
Oder hinterlässt das Jahr bei mir eher den Geschmack von einem guten Frankenwein? Abgerundet. Hatte es ein gutes Bouquet? Bleibt ein guter Geschmack auf der Zunge?
Gab es schöne Feste, gesellige Runden – einfach schöne Augenblicke?

- Knoblauch
Oder war es ein Knoblauchjahr? Ein Jahr mit einem etwas üblen Nachgeschmack, den man lange mit sich herumträgt? Habe ich irgendetwas nicht hinbekommen, das mir lange nachhängt? Muss ich noch etwas entscheiden, was ich auf die lange Bank geschoben habe?
Kann mich vielleicht der ein oder die andere nicht „riechen“, weil ich tatsächlich einmal etwas Unpassendes gesagt habe?

Liebe Leser,
ich denke: Wenn wir ehrlich sind, ist kein Jahr in Reinkultur nur Zitronenjahr oder nur Honigschleckenjahr. Kein Jahr ist nur Saure-Gurken-Zeit oder nur wie zart schmelzende Schokolade auf der Zunge. Wenn wir genau hinschauen, werden wir sagen müssen: Es gab von allem etwas.
Vielleicht ist wirklich ein Jahr bitterer als das andere. Und man darf dankbar sein, wenn man auf ein leichtes und bekömmliches Jahr zurückschauen darf.
Und vielleicht gehört es zur Kunst des Lebens, am Ende eines Jahres nicht das Bittere und das Schwere in den Vordergrund zu stellen, sondern das, was dem Leben Geschmack gegeben und eine besondere Note hinterlassen hat.

Evangelium: (Maria dachte nach und bewahrte es in ihrem Herzen)


Fürbitten Silvester
Unser Fürbittgebet verbinden wir heute mit einem Rückblick auf Ereignisse in unserem Gemeindeleben:
- ...... Kinder wurden in unserer Kirche getauft. Wir bitten dich, Gott: Lass sie in Frieden und unter guten Menschen aufwachsen
(Antwortruf singen) Wir bitten dich, erhöre uns

- Das Fest ihrer Erstkommunion haben ..... Kinder gefeiert. Wir bitten dich, Gott: lass sie mit ihren Familien in unserer Gemeinde Heimat finden

- ......Paare haben sich in unserer Kirche das Ja-Wort gegeben. Wir bitten dich, Gott: Schenke ihnen Liebe und Phantasie, damit sie sich nicht auseinanderleben

- Aus der Kirche ausgetreten sind .......Frauen und Männer. Wir bitten dich, Gott: Begleite sie und lass sie offen bleiben für deinen Anruf

- ......Menschen sind wieder in die Gemeinschaft der Kirche zurückgekehrt. Lass sie den Raum der Kirche neu als lebensbereichernd erfahren

- .....Mitglieder unserer Gemeinde sind gestorben. Wir bitten dich, Gott: Lass sie und alle, an die wir in diesem Gottesdienst denken, in deinem Frieden ruhen

Unsere Jahre kommen und gehen. Deine Treue und Erbarmen kennen keinen Anfang und kein Ende. Dir sei Preis und Dank heute und in Ewigkeit.


Pfarrer Stefan Mai

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