Ein guter Ort für die Katechese - die Weihnachtsbäckerei

Predigt zum Familiengottesdienst über den Sinn des Weihnachtsgebäcks

Nicht nur Liebe geht durch den Magen, auch ein Fest geht durch den Magen. So waren schon in alten Zeiten die großen christlichen Feste mit besonderem Essen verbunden. Nicht nur über den Verstand wollte man den Sinn der großen Festgeheimnisse begreifen, sondern sie auch direkt sinnlich erspüren. Diese Sehnsucht hat auch zu dem besonderen Gebäck der Weihnachtszeit geführt.

Die Legende vom ersten Weihnachtsgebäck erzählt folgendes:

Die Hirten waren gerade dabei, ihre Brote zu backen, da sahen sie den Weihnachtsstern am winterlichen Himmel leuchten. Sie machten sich mit ihren Herden sofort auf den Weg nach Bethlehem, wohin sie der Stern führte.
Bei aller Aufregung und Freude über den Stern und das Kind im Stall hatten die Hirten ihre Brote im Backofen vergessen. Als sie nach Hause zurückkehrten, strömte ihnen ein wunderbarer Duft entgegen. Sie konnten nicht glauben, was geschehen war. Ihre Brote, die nach der langen Zeit im Backofen eigentlich hätten verbrannt sein müssen, waren zwar sehr dunkel geworden, schmeckten aber himmlisch süß. Allen Freunden und Bekannten gaben sie eine Kostprobe dieses besonderen Brotes und brachen es in viele kleine Stückchen, damit jeder davon kosten konnte.
Als Erinnerung an dieses Wunder begann man zur Heiligen Nacht kleine würzige Honigkuchen zu backen, äußerlich dunkel und unansehlich wie das Geschehen im Stall, aber voll nie geahnter Süße. Aus diesen Honigkuchen sind dann die Lebkuchen und Weihnachtsplätzchen geworden.


Soweit die schöne Legende von der Entstehung der Lebkuchen.

Genauso schön ist für mich der wirkliche Ursprung der Lebkuchen:
Im Wort Lebkuchen steckt das althochdeutsche Wort „leb“ und bedeutet „Heil- und Arzneimittel“. In den Klöstern hatte man Jahrhunderte hindurch besondere Gärten für Arzneimittel angelegt. Die hier gezüchteten Pflanzen oder die daraus gewonnen Säfte wurden als Medizin bereitet und waren sehr begehrt. Aber im Gegensatz zu heute stellte man daraus keine Tabletten her, sondern die Heilkräuter und Heilsäfte wurden zu einem kleinen Gebäck verarbeitet.
Für die Weihnachtszeit begann man aus besonders wohlschmeckenden Kräutern und Säften ein solches Heilgebäck, das heißt Lebkuchen, herzustellen. Diese Lebkuchen wurden zu Weihnachten in den Klöstern verteilt und gar manches Mal wurde darüber gepredigt, dass diese dem Leib Wohlbehagen und Gesundheit schenkenden Küchlein eindringlich machen sollten, dass das Weihnachtsgeschehen der ganzen Welt Gesundheit schenken solle; dass das Lebensbeispiel Jesu anregen wolle so zu leben , dass es auf dieser Welt gut und menschlich zugeht. Man hat dann oft die Lebkuchen im Herzform gebacken, um auszudrücken: Dieser Gott, der in Jesus Mensch wurde, hat ein Herz für uns Menschen.

Häufig verwendete man beim Backen „siebenerlei“ Gewürze. Die Zahl 7 galt im Mittelalter als der Ausdruck der Vollendung, welche Gott der Welt gab. In sieben Tagen schuf Gott Himmel und Erde. Die siebenerlei Gewürze wollten die Menschen beim Backen und Essen daran erinnern: Jeder Tag möge von Gottes Wort durchdrungen sein. Seine Worte geben den Tagen „die rechte Würze“.

Liebe Eltern,
glauben Sie nicht, wenn sie beim Backen des Weihnachtsgebäcks, wo Ihre Kinder doch fast immer gern mit dabei sind, solche Geschichten über die Entstehung und den Sinn des Weihnachtsgebäcks erzählen, dass dann Lebkuchen, Marzipan, Plätzchen und Christstollen einen neuen Geschmack bekommen?


Pfarrer Stefan Mai

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