Geteilte Freud ist dreifach Freud

Predigt zum 24. Sonntag im Jahreskreis C

Einleitung

Genau in der Mitte des Lukasevangeliums finden wir die drei Gleichnisse vom verlorenen Schaf, von der verlorenen Drachme und vom verlorenen Sohn. Sie bilden sozusagen das Herzstück des Lukasevangeliums. Der Evangelist hat in diesen Erzählungen besonders stark das Herz Jesu schlagen gehört. Mögen sie auch uns heute neu zu Herzen gehen.

Predigt

Diese drei Gleichnisse von dem verlorenen Schaf, der verlorenen Drachme und dem verlorenen Sohn gehören zu den bekanntesten Geschichten der Bibel. Schon hunderte Male gehört - und doch mache ich immer wieder an ihnen kleine neue Entdeckungen:
In den Gleichnissen geht es jedes Mal um das Verlieren und Finden. Alle drei Gleichnisse haben aber auch ein drittes Stichwort gemeinsam, das der Freude:
Nachdem der Hirt das lange gesuchte Schaf gefunden und freudig auf die Schultern genommen hat und heimkommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: „Freut euch mit mir; ich habe mein Schaf wiedergefunden, das verloren war.“
Nachdem die Frau die verlorene Drachme wiedergefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarn zusammen und sagt: „Freut euch mit mir; ich habe die Drachme wiedergefunden, die ich verloren hatte.“
Im dritten Gleichnis muss der Vater dem zu Hause gebliebenen Sohn seine Freude erklären: „Wir konnten doch gar nicht anders als feiern und uns freuen. Denn dein Bruder war tot, jetzt ist er wieder am Leben. Er war verloren, und jetzt ist er wiedergefunden.“

Spüren Sie? Die drei Gleichnisse laden jedes Mal dazu ein, andere an der eigenen Freude teilhaben zu lassen. Und sie laden vor allem dazu ein, sich mitzufreuen, wenn andere sich freuen. Wir kennen zwar noch das Sprichwort: „Geteilte Freud ist doppelt Freud.“ Aber Hand aufs Herz! Werden nicht immer mehr der Neid und das Konkurrenzdenken zum Mörder dieser Mitfreude, so wie das Gleichnis vom verlorenen Sohn es auch ausmalt. Der brave daheimgebliebene Sohn denkt in anderen Kategorien als sein Vater. Er denkt in der Kategorie von Leistung. Und die lässt keinen Platz für die Mitfreude, für ihn ist es total verrückt, was der Vater aus Freude über die Rückkehr eines Taugenichts tut. In seinen Augen geht es nicht mit rechten Dingen zu, in seinen Augen ist das fröhliche Fest rausgeschmissenes Geld.

Liebe Leser, die drei Gleichnisse - gleich drei Mal die Einladung, sich mit anderen Menschen mitzufreuen.
Können Sie sich mitfreuen, wenn der Schulkamerad, dem Sie in der Schule intelligenzmäßig überlegen waren, es beruflich überraschend weit gebracht hat und zu einem erfolgreichen Geschäftsmann geworden ist?
Können Sie sich mit den Nachbarn mitfreuen, wenn deren Kinder beruflich tüchtig sind, ihre Ehen harmonieren und die Kinderstimmen der Enkel oft im Haus der Großeltern zu hören sind?
Können Sie sich mitfreuen, wenn einen Straßenzug weiter das junge Ehepaar nach einer schweren Krise sich wiedergefunden hat?

„Geteilte Freud ist doppelt Freud“, sagten die Alten. Geteilte Freud ist sogar dreifach Freud, behaupten unsere drei Gleichnisse. Denn Jesus ist überzeugt: Wo Menschen sich mit anderen mitfreuen, da freut sich sogar der Himmel mit!

Fürbitten

Wir nennen die Erzählungen von Jesus „Evangelium“, frohe Botschaft. Seine Botschaft ist keine Botschaft, bei der es nichts zu lachen gibt, sie möchte unser Leben mit Freude und Sinn bereichern. Deshalb bitten wir:

Lass uns in den Geschichten der Bibel immer wieder neue Seiten entdecken und Aha-Erlebnisse machen dürfen, die uns dankbar und froh stimmen

Lass uns schöne Stunden und Erlebnisse freudig annehmen, sie feiern und dafür nachhaltig dankbar sein

Schenke uns Menschen die Fähigkeit, uns mit anderen mitfreuen zu können und lass uns dadurch tiefe Gemeinschaft empfinden

Befähige alle, die den Auftrag haben, das Evangelium zu verkünden, es als frohe Botschaft weiterzusagen.

Lass alle Menschen, die zur Zeit nichts zu lachen haben, die verlorene Freude im Leben wieder finden

Wir denken an unsere Toten. Stellvertretend für alle nennen wir in diesem Gottesdienst die Namen von.......................................
Lass sie teilhaben an der Freude des Himmels

Dadurch bitten wir durch Christus, unsern Herrn. Amen





Pfarrer Stefan Mai

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