Gott...du weißt schon

Predigt zum Tag der Ewigen Anbetung 2013

Wie geht es mir mit dem Beten? Habe ich dabei ein intensives Gefühl? Ist es Routine oder manchmal eine spontane Anwandlung? Eine Art Pflichtgefühl oder Herzensanliegen?
Wo bete ich: Im Bett? Bei Tisch? In einer Gruppe? In der Kirche?
Wann bete ich? Wie oft am Tag? Nur im Urlaub? Wenn es mir gut geht? Nur in der Not?
In welcher seelischen Verfassung bete ich? Traurig, ängstlich, freudig? – Dankbar?
Was bete ich? Psalmverse? Gedichte? Alte Gebete aus dem Gebetsschatz unserer Kirche? Gebete, die ich als Kind einmal gelernt habe? Vaterunser? Selbst formulierte Fragen, Bitten?
Für wen bete ich? Für mich? Für Angehörige meiner Familie? Für Freunde? Für einen kranken Menschen? Für Menschen, die von Naturkatastrophen betroffen sind? Für die Kirche oder die Gemeinde? Für Politiker?
Wie bete ich? Laut? Stimmlos? Ohne Sprache, also nur in Bildern?
Mit wem bete ich? Mit meinem Ehepartner? Im Familienkreis? In einer vertrauten Gemeinschaft? In einer anonymen Gruppe? Im „stillen Kämmerlein“ allein?
Welch ein Überfall von Fragen. Gehen Sie einfach einmal Ihrer inneren Stimme nach.

- Stille -

Es ist schon einige Zeit her. Ich war in Nürnberg. An der Sankt Klara Kirche in der Nähe des Bahnhofs hing an der Außenwand ein Gebetscartoon. Mit diesem ungewöhnlichen Plakat lud die Citykirche Menschen ein, egal ob sie beten können oder nicht, sich eine Zeit der Stille zu gönnen und in der Kirchenbank Platz zu nehmen. Schauen Sie es sich einmal an:

Vier Jugendliche tragen die vier Cartoons nacheinander langsam herein und stellen sich nebeneinander auf - dabei Musik

Vielleicht bringt folgendes Gedicht in Worte, was Gebet sein kann:
Die Autorin nennt es „Besuche bei dir“

vertraut
scheu
suchend
misstrauisch
fordernd

angefüllt mit Freude
erfüllt von Dankbarkeit

in Angst erstarrt
in Hilflosigkeit ratlos
in Trauer verzweifelt
in Ausweglosigkeit kopflos

monoton Gebetsformeln murmelnd
dich mit Worten überschüttend
stumm auf ein Wunder hoffend

Voll Vertrauen schweigen.
Wissen, dass du weißt und siehst!


Ja: Wissen, dass Gott weiß und sieht. Das ist Gebet!


Pfarrer Stefan Mai

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