Jesus, der Menschenfischer

Predigt zum Weißen Sonntag 2013 (Mk 1,16-20)

Lesung

Wir hören heute als Lesung eine Legende, die Fischpredigt des hl. Antonius

Einst wollte der hl. Antonius zu Rimini Menschen für Jesus begeistern. Er predigte ihnen viele Tage lang und disputierte mit ihnen über die Hl. Schrift. Sie jedoch waren in ihrem Herzen so verstockt, dass sie seine Worte missachteten und verschmähten. Da sagte er zu ihnen: Weil ihr euch des Wortes Gottes unwürdig zeigt, wende ich mich an die Fische.“ So begab sich der Heilige an die Küste des Meeres und begann die Fische herbeizurufen mit den Worten: "Ihr Fische des Meeres, vernehmet ihr die Worte Gottes, da die Menschen sie nicht hören wollen!" Und alsogleich schwammen ungeheure Scharen großer und kleiner Fische herbei, streckten die Köpfe aus dem Wasser und lauschten so andächtig, als hätten sie eine unsterbliche Seele im Leib. Und Antonius zählte die Gaben auf, die ihnen von Gott geschenkt worden waren: Wie er sie erschaffen, wie er ihnen die Reinheit des Wassers zugeteilt, wie viel Freiheit er ihnen zugestanden hatte und wie er sie ernährte, ohne dass sie arbeiten müssten. Bei diesem Wunder lief viel Volk zusammen. Als sie sich von der wunderbaren Begebenheit überzeugt hatten, sanken sie in die Knie und wurden gläubig.

Predigt

„Jesus, der Menschenfischer“ steht auf dem Liedblatt als Thema unserers Kommuniongottesdienstes. Jesus, der Menschenfischer, wie soll das gemeint sein? Und wie hat es Jesus gemeint, als er zu seinen ersten Freunden sagte: Ich will euch zu Menschenfischern machen?
Hat er das so gemeint wie ich es vor ein paar Tagen auf der Internetseite einer Freikirche im Bild dargestellt sah? Ein Mann im weißen Gewand steht am Ufer mit einer Angel und am Haken hängt ein Mann, der gerade aus dem Wasser gezogen wird und dazu werden einhämmernd im Rap Stil in dauernder Wiederholung die Worte gesprochen:

I:Wir sind Menschenfischer, wollen Menschen fischen, wollen Menschen aus dem bösen Kescher fischen, fischen Menschen aus der Welt, fischen Menschen für Gott:I

Grausam. Erschreckend. So kann es doch nicht gemeint sein. Wer von uns möchte an einem Angelhaken zappeln. Dagegen möchte ich mich wehren. Und die Welt als bösen Kescher hinzustellen - das ist gefährlich und frommes Geschwätz.
Ich muss an den Ausspruch eines weisen Rabbis denken, der mich auf die Spur bringt, das Wort vom Menschenfischer richtig zu verstehen. Er hat einmal gesagt: "Ich weiß genau, dass meine Schüler immer machen, was ich von ihnen verlange." Warum er sich da so sicher sein könne, wurde er gefragt. "Weil ich ihnen immer nur das aufgebe, wozu sie sich imstande fühlen, und manchmal ein bisschen mehr, damit sie über sich hinaus wachsen."
Welch tiefe Menschenkenntnis steckt hinter einem solchen Satz: Er holt einen Menschen da ab, wo er ist, bei dem, was er kann und baut dann darauf auf.
Und genau das macht Jesus. Er sieht die Fischer bei der Arbeit. Das Fischen verstehen sie. Fischer wissen, wo Fische zu finden sind. Mit Netzen können sie umgehen. Fischer müssen auch mit rauer See und gefährlichen Winden zurechtkommen und dürfen nicht gleich aufgeben. Er traut ihnen aber mehr zu als das, was er sieht. "Ihr seid Fischer." Auf diesen Kenntnissen baut er auf und macht sie neugierig auf eine neue Aufgabe. Etwas, das sie schon können, wird erweitert. Von nun an sollt ihr Menschen fischen. Fischer werden zu Menschenfischern. Ich brauche euch, denn ihr könnt Menschen für meine Sache begeistern. Folgt mir nach!
Ich glaube, in diesem Sinn ist das Wort gemeint: Ich will euch zu Menschenfischer machen. Jesus will uns nicht gewaltsam auf seine Seite bringen. Er meint vielmehr: Euer Leben wird menschlicher und reicher, wenn ihr meinen Fußspuren folgt. Dann könnt ihr auch auf Menschen anziehend wirken. Dazu möchte ich euch verlocken: Ich will euch zu Menschenfischer machen. In meinen Spuren habt ihr Wachstumspotential, nicht im Sinn von Karriere, sondern im Sinn eines humaneren Lebens, einer menschlicheren Welt.
Jesus, der Menschenfischer, das bedeutet: Häng dich an meine Gedanken, lass dich gefangen nehmen von meinen Ideen. Lass dich von dem begeistern, wovon ich träume. Dann kannst du menschlich wachsen und reifen.
Ich will euch zu Menschenfischern machen, das heißt: Wenn ihr meine Gedanken verinnerlicht, dann werdet ihr zu einem Geschenk für die Menschen, eine Bereicherung in unserer Welt.

Schaut jetzt einmal auf das Fischernetz. Nur zwei Worte von Jesus hänge ich in dieses Netz. Sie sind eine Einladung. Hör zu! Lass dich von seinen Gedanken begeistern.

Mt 7,3 ins Netz hängen
Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?

Dieses Wort ist eine große Anfrage an unseren negativen Blick, schnell an anderen etwas zu finden, was scheinbar nicht passt anstatt das Gute im Menschen sehen. Jesus war zutiefst davon überzeugt: Niemand ist so schlecht, dass du nichts von ihm lernen könntest. Und gerade deswegen hat er so viele Menschen angezogen und ihnen zu einer neuen Selbstachtung verholfen. Das merken wir doch alle, wie gut tut es, wenn Menschen mich mit solchen Augen anschauen. Für einen solchen Blick will er uns angeln

Mt 7,12 ins Netz hängen
Alles, was ihr von anderen erwartet, das tut auch ihnen!

Eine Denke hat sich in unserer Gesellschaft eingeschlichen. Immer sollen die anderen etwas tun: Die Politiker, die Verantwortlichen. Und da sind die Erwartungen groß. Und wie gut tut das gescheite Kritisieren vom weichen Sofasessel aus. Doch Jesus hat einen anderen Denkansatz: Bring du selbst ins Leben ein, was du von anderen erwartest. Geh in Vorleistung und warte nicht nur ab. Vertrau darauf, von dem, was du Gutes tust, kommt etwas zurück, dein Verhalten wird ansteckend sein. Glaub daran: Einsatz und Güte zahlen sich aus. Für diese Überzeugung will er uns angeln.

Liebe Erwachsene, liebe Kinder.
Das sind nur zwei Sätze aus dem großen Schatz der Lebensweisheit Jesu. Wenn wir ihnen folgen würden, die Welt wäre menschlicher, das menschliche Klima wärmer, das Leben lebenswerter und einfacher. Für seine Weltsicht und Gedankenwelt möchte uns der Menschenfischer Jesus ködern. Dazu braucht er mich, dazu braucht er dich, dazu braucht er viele. Je mehr Menschen seine Gedanken Ideen und Träume teilen, desto mehr verbindet dies Menschen und schweißt zusammen. Daraus entsteht ein Netz, das dich und andere trägt.

Fürbitten

Pfarrer
Jesus, du wolltest Menschen mit deinen Gedanken und deiner Art zu leben für Gott begeistern. Wir rufen zu dir:

Liedruf: Nimm mich mit auf deinen Weg

Vater
Jesus, dein Leben ist getragen von einem tiefen Gottvertrauen. Jedes Vater unser, das wir beten, möchte uns dazu einladen

Mutter
Trotz aller Fehler und Schwächen, die wir Menschen haben, hast du das Vertrauen, dass Eltern ihren Kindern Gutes auf den Lebensweg mitgeben möchten

Pate
Jesus, du hast immer Menschen auf ihren Lebensweg ein Stück begleitet und warst für viele Stütze und Halt

Oma/Opa
Jesus, du warst für Simeon und Hanna die große Hoffnung und Freude des Alters

Geschwister
Jesus, du nennst die Menschen, die das Wort Gottes hören und befolgen und deine Gedanken mit dir teilen, Bruder und Schwester

Freund/ Freundin
Jesus, du wolltest nicht alleine durch diese Welt gehen und hast Freunde um dich gesammelt und hast sie auch nicht als Einzelkämpfer losgeschickt

Lektor
Jesus, du hast an ein Leben nach dem Tod geglaubt. So beten wir auch für unsere Toten, in diesem Gottesdienst für.......

Pfarrer
Darum bitten wir dich Christus, unsern Herrn


Aktion beim Danklied

Als Danklied wird das Lied gesungen:

Folge mir nach, ich bin das Licht in der Welt.
Folge mir nach, dann wird dein Leben erhellt.
Folge mir nach! sagt Jesus zu dir.


Das Kreuz wird vorausgetragen, die Eltern werden eingeladen, zu folgen, dann die Kinder und sie gehen in einer Prozession durch die Kirche. Das Lied wird immer 2x gesungen, dann spricht aus dem Off ein Leser die Jesusworte dazwischen:

1) Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht im Finstern wandeln

2) Ich bin das Brot des Lebens

3) Ich bin der gute Hirt. Ich kenne die meinen und die meinen kennen mich

4) Ich bin der wahre Weinstock. Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe

5) Ich bin die Wahrheit und das Leben

6) Ich bin die Auferstehung und das Leben


Pfarrer Stefan Mai

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