Handliche Ratschläge

Predigt zum Aschermittwoch 2013

Der große und auch humorvolle evangelische Theologe Karl Barth gab einmal drei einfache und wahrhaft handliche Ratschläge für ein lebendiges Glaubensleben. Sie lauten:
Hände aus der Tasche nehmen!
Hände hin und wieder in den Schoß legen!
Hände von Zeit zu Zeit falten!


Hände aus der Tasche nehmen

Das wird uns Christen doch angekreidet. Es wird viel zu viel geredet, zu viel gepredigt, aber zu wenig getan. Es ist immer leichter, anderen zu sagen, was sie tun müssten als selber hinzulangen. Die Zeiten sind vorbei, dass Kirche als moralisches Gewissen auftreten kann, ohne selbst am eigenen Tun gemessen zu werden. Der Botschaft Jesu wird nur Glauben geschenkt, wenn sie auch gelebt und in die Tat umgesetzt wird. Hände aus der Tasche nehmen!, das heißt: Ein Handwerker für die Sache Jesu zu werden. Mein Primizspruch, den ich mir vor 30 Jahren gesucht habe, soll mich persönlich ständig daran erinnern. Es ist ein Spruch aus einer jüdischen Geschichte. Als Abraham Gott fragt, was er denn tun soll, gibt ihm Gott zur Antwort: „Mein Handwerk heißt Wohltun. Du hast mein Handwerk ergriffen!“ Und lässt ihn stehen.

Die zweite Regel von Karl Barth: Hände hin und wieder in den Schoß legen!

Zur Ruhe kommen, aufatmen dürfen ist nach Karl Barth genauso wichtig wie die erste Hinlang-Regel. Sich einsetzen und zupacken - aber immer im Wissen darum, dass wir nicht die „Macher“ unseres Lebens sind; dass wir in guten Händen sind, auch wenn uns die Kraft ausgeht; dass wir nicht nur schaffen müssen, sondern auch genießen dürfen; dass wir darauf vertrauen dürfen, dass Gott uns trägt und hält.

Die dritte Regel, die uns Karl Barth ans Herz legt, ist mit der zweiten verwandt: Hände von Zeit zu Zeit zum Gebet falten.

„Wu gebat werd, werd ausgeruht“ - diesen Ausspruch meiner Oma habe ich noch im Ohr. Und es stimmt. Gebet kann eine Ruhe ins Leben bringen. Und es ist eine Waffe gegen die Oberflächlichkeit und Gleichgültigkeit. Denn im Gebet schummelt der Mensch nicht. Weiß er doch, da gibt es einen, der kennt mich durch und durch. Da brauch ich nicht größer zu sein als ich bin. Vor ihn kann ich meine Sorgen, meine Träume und auch die Anliegen anderer Menschen hintragen und darauf vertrauen, dass sie bei ihm gut aufgehoben sind. Gefaltete Hände zeigen immer Sammlung bei sich selbst, nehmen auch immer andere Menschen in den Blick und lassen auch Gott nicht aus dem Blick verlieren.

Hände aus der Tasche nehmen!
Hände hin und wieder in den Schoß legen!
Hände von Zeit zu Zeit falten!


Drei hand-liche Grundregeln, einfach zu merken und einfach guter Stoff zum Überdenken. Eine gute Anregung für die Fastenzeit.

Die Anregung zur Predigt verdanke ich Wolfgang Raible


Pfarrer Stefan Mai

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