Der Lichtsucher als Lichtbringer

Predigt zu Dreikönig 2013

Einleitung
Wenn Sie heute Nacht hoch über der Erde über die Kontinente fliegen würden, Sie würden Kinder des Lichts und Kinder der Dunkelheit erkennen. Bei uns in Europa sind Dörfer und Städte hell erleuchtet. Aber schon, wenn Sie über das Mittelmeer über Nordafrika fliegen, erstreckt sich unter Ihnen nachtschwarze Dunkelheit. Fliegen Sie über Indien, die Mongolei, über Alaska oder über Südamerika, dann leuchtet nur vereinzelt ein Licht. Die Trennung der Welt in eine lichte und eine dunkle Zone kann man auf jeder Energielandkarte nachschauen.
Aber überall ist eines da: Sehnsucht nach Licht.

Predigt
Es war kurz vor Weihnachten. Ein Nürnberger Pfarrer macht noch einen Rundgang durch seine Kirche St. Lorenz. Da spricht ihn völlig unvermittelt ein Mann an und fragt ihn gerade heraus: „Sind Sie ein Lichtbringer?“ Der Pfarrer schaut völlig verdutzt und sagt etwas irritiert: „Wie meinen Sie das, Lichtbringer?“ „Na ja“, sagt der andere, „ob Sie es bei mir etwas heller machen könnten?“ Die beiden kommen in ein Gespräch.
Der Pfarrer hat diese Begegnung nicht vergessen und ist sich bis heute unsicher, ob er für diesen fremden Mann tatsächlich ein Lichtbringer sein konnte, wie er sich das gewünscht hatte. Ob er wirklich bei ihm das Leben etwas heller machen konnte.
Liebe Leser, heute ist bei uns der Tag, an dem die Sternsinger in die Häuser kommen und symbolisch mit ihrem Stern das Licht bringen. Symbolisch machen sie genau das, was das bekannte Kinderlied rät:
Tragt in die Welt nun ein Licht,
sagt allen: Fürchtet euch nicht!
Gott hat euch lieb, Groß und Klein
Seht auf des Lichtes Schein.

Die Sternsinger als Lichtbringer. Aber merkwürdig: Die Vorbilder der Sternsinger, die Weisen aus dem Morgenland, sind überhaupt keine Lichtbringer. Sie sind vielmehr Lichtsucher. Sie gleichen eher dem Mann, der den Pfarrer in der Lorenzkirche fragt: „Sind Sie Lichtbringer?“ Sie laufen einem Stern nach und sind innerlich unruhig, weil sie den Ort nicht finden, wo ihnen das Licht aufgehen soll. Und deshalb fragen sie in Jerusalem: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen.“

Liebe Leser,
will uns die Erzählung von den Weisen aus dem Morgenland nicht darauf hinweisen: Wenn Du meinst, ich brauche Lichtbringer! Irgendwo müsste mir ein Licht aufgehen. Ich tappe im Dunkeln. Frage mich hin und her. Suche nach Lösungen. Jetzt müsste einer kommen und mir das Licht der Erkenntnis bringen. Wenn du dich so fühlst, dann geht es dir wie den Weisen. Und im Blick auf sie darfst du dir sagen: Du bist schon längst auf der richtigen Spur. Du bis schon auf dem Weg zum Licht. Deine Unruhe zeigt, dass Du von einem Licht angezogen wirst. Trau deiner inneren Sehnsucht. Schau auf die Weisen in Jerusalem. Es ist nicht mehr weit zum Licht. Bethlehem ist ganz nahe!

Fürbitten

Gott, du hast über unserer Welt und unserem Leben deine Herrlichkeit aufleuchten lassen. Wir bitten dich:

Bringe Licht in das Leben der Menschen, die in diesen Tagen eine neue Heimat, eine neue Wohnung, einen neuen Lebensraum suchen

Ruf: Licht, das uns erschien...Gl 129/1

Bringe Licht in das Leben der Menschen, deren Leben dunkel geworden ist oder die durch Tod oder Trennung einen Menschen verloren haben

Bringe Licht in das Leben der Menschen, die in diesen Tagen krank sind, Schmerzen haben oder die einsam sind

Bringe Licht in das Leben der Völker, die unter Armut, Bürgerkrieg und Hunger leiden

Bringe Licht in das Reich des Todes. Wir beten in diesem Gottesdienst für..........

Wir vertrauen auf dich durch Christus, unsern Herrn.


Pfarrer Stefan Mai

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