Gedicht zum Neujahrsempfang 2013

Neujahrsempfang 2013 in Oberschwarzach



Wenn ein Neujahrsempfang sich kündigt an,
dann fängt es beim Pfarrer - wie bei der Predigt - im Hirn zu kribbeln an.

Was ist denn wichtig zu sagen an diesem Ort,
damit der Gedankenanstoß kann in manchen Köpfen wirken fort.

Wie kann ich´s sagen, dass es nicht allzu langweilig wird,
aber auch nicht zu anstößig oder allzu sehr stört.

So hört nun mein Thema, das fiel mir für dieses Jahr gleich ein.
Ich möchte es heute behandeln ein wenig spaßig im Reim.

Schon so manch kleines Kind träumt davon sehr:
Ach, wenn ich doch einmal König oder Prinzessin wär.

Ein Schloss zu besitzen, das wäre schön,
in vornehmer Gesellschaft tafeln und tanzen und im Himmelbett schlafen geh’n.

Welch ein Gefühl, mit wallenden Gewändern über die Wendeltreppe zu geh´n
und oben unter Stuckdecken im Turmzimmer am Fenster steh´n.

Von oben herabzuschauen auf die Häuserreih´n,
das wär ein Gefühl, ach das wär fein.

So ein Schloss zu haben, ja das wäre schick,
wenn nicht die finanzielle Belastung säße so stark im Genick.

Schlossherr zu sein - dies zu wünschen ist nicht schwer.
Dagegen Schlossherr zu sein, manchmal wirklich sehr.

Aber Hand auf´s Herz: Würde das Schloss nicht in Oberschwarzach steh’n,
kein Fremder würde nach diesem Steigerwalddorf kräh’n.

Über den magischen Punkt macht man sich viele Gedanken hin und her.
Für mich jedoch ist es gar nicht zu erkennen schwer:

Wie ein magischer Punkt zieht unser Schloss von weitem die Blicke an.
Das muss schon besondere Magie sein, die diese Qualität noch toppen kann

Das Schloss sah schon viele Schlossherrn kommen und geh´n.
und jetzt sind wir es, die in der Verantwortung steh´n,

dieses Echtersche Kleinod zu erhalten für die nächste Zeit.
Neben vielen Problemen stehen mit ihm auch Chancen bereit.

Sicherlich beim Kauf des Schlosses hat man es noch nicht geseh´n,
welche finanziellen Belange und Probleme wird es damit ge´m.

Viel Geld ist in die alte Dame von Diözese und Pfarrei schon hineingeflossen,
sodass vor Jahren die Diözese hat beschlossen:

Es muss für dieses Bauwerk noch einen andere Verwendung mit ran,
die Pfarrei auf Dauer das Projekt nicht allein schultern kann.

Dass der Verkauf damals vor fünf Jahren gescheitert ist -
war es ein Fingerzeig von oben? Man weiß es nicht.

Die Kirchenverwaltung nahm sich dieses Themas neu an,
denn nach dem Wasserschaden musste man mit neuen Überlegungen ran.

Sie lud die politische Gemeinde dazu ein:
Zieht doch mit dem Rathaus in ein Stockwerk des Schlosses rein.

Der Bürgermeister und der Gemeinderat vernahmen diese Bitt.
Nach vielen Diskussionen die Reaktion: Da machen wir nicht mit.

Dieser Beschluss wurde unterschiedlich diskutiert.
Er hat jedoch dazu geführt, dass sich eine Bürgerinitiative hat formiert.

Diese stellt seit einiger Zeit Überlegungen an,
wie man das Schloss neu mit Leben füllen kann.

Auch die Diözese hat dies mit Wohlwollen vernommen,
dass neues Interesse am Erhalt des Schlosses ist ins Bürgerbewusstsein gekommen.

Ein Spezialist für historische Bauten, Architekt Böswald, wurde angefragt
und hat inzwischen für diese Baumaßnahme zugesagt.

Von der Versicherung wird in der nächsten Zeit die Schadenssumme festgesetzt.
Das Schloss wird vermessen und dann die Umbaukosten geschätzt.

In unseren Träumen haben wir uns ausgedacht,
dass das alte Schloss wieder aus einem Dornröschenschlaf erwacht.


Zwei Kandidaten haben für „historisch Wohnen“ echtes Interesse.
Auch ein Büro für gehobene Landmode hätte gerne im Schloss seine Adresse.

Die Pfarrei würde wie bisher einen halben Stock belegen.
Vielleicht wäre eine Vinothek im Erdgeschoss für Weinbauverein und Fremde ein echter Segen.

Der historische Hof wäre für Kultur, Feste und Feiern ein stimmungsvolles Ambiente.
Vielleicht investieren Vereine und rührige Bürger hierfür Krips und fleißige Hände.

Sollte ein solides Finanzierungskonzept gelingen und möglich sein,
so laden wir zu diesem Kraftakt alle echt Interessierten ein,

beim Planen und Beleben des alten Schlosses mitzudenken
und seine Zukunft in gute Bahnen zu lenken.

2014 wird unser Schloss bereits 400 Jahre alt.
Vielleicht nehmen im Jubiläumsjahr die Pläne an an Gestalt.

Wenn wir es fertig bringen, die Zukunft des Schlosses gemeinsam zu gestalten,
so wird das - davon bin ich überzeugt - ein Dorf zusammenhalten.

Ein Dorf könnte dann echt stolz auf sein Wahrzeichen sein
und endlich wäre die alte Dame nicht nur ein finanzieller Klotz am Bein.

Echte Nachhaltigkeit würde ich das nennen,
wenn wir die altehrwürdige Bausubstanz in ein neues Leben und eine gute Zukunft könnten stemmen.

Dass uns dies gelingt, dafür wünsche ich uns allen viel Glück.
Dazu Gottes Segen, Fleiß und viel Verhandlungsgeschick.


Pfarrer Stefan Mai

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