Was sollen wir tun?

Predigt zum 3.Adventssonntag (Lk 3,10 -18)

Predigt
Der Film ist schon alt, im Jahr 1946 unter der Regie von Frank Capra gedreht. Und doch wird von diesem Film mit dem Titel „Ist das Leben nicht schön?“ manchmal behauptet, er sei der schönste Weihnachtsfilm aller Zeiten.

James Stewart spielt in diesem Film George Bailey, den Leiter einer großen Bausparkasse. Dieser sieht am Heilig Abend keinen Ausweg mehr. Es wächst ihm alles über den Kopf: der harte Finanzmarkt, die drückende Schuldenlast, der skrupellose Konkurrent, der ihn einfach fertig machen will. Und dann ist durch ein Missgeschick auch noch eine große Summe Bargeld verschwunden. George Bailey sieht nur noch schwarz: Kein Geld, keine Zukunft, keine Freunde, selbst die Familie ist für ihn in dieser Situation kein Halt mehr. Er geht zum Fluss, um sich das Leben zu nehmen.
Währenddessen werden die flehenden Gebete seiner Frau und seiner Kinder vom Himmel erhört. Ein Engel namens Clarence wird zur Erde geschickt, um George Bailey zu retten. Beide springen ins Wasser, aber George, der es seit seinen Kindertagen gewohnt ist zu helfen, rettet zunächst einmal seinen Schutzengel. Die beiden wärmen sich in einem Haus an einem Ofen auf. George hängt immer noch Selbstmordgedanken nach und verflucht sein Leben. Da entwickelt der Engel Clarence eine rettende Idee: Er führt George zurück in die Stadt und sagt ihm: So hätte die Stadt ausgeschaut, wenn es dich in ihr nicht gegeben hätte.
George bekommt den alten Apotheker vor Augen geführt. Dieser war seinerseits durch den Tod seines Kindes so verwirrt, dass er in einem Medikamentenregal zu einer falschen Dose greift: Er gibt einem kranken Jungen Gift statt eines Heilmittels. George, der damals gerade zufällig in der Apotheke war, bemerkt den Irrtum und rettet somit das Leben des Buben.
Dann ist da eine junge attraktive Frau. George hatte ihr vor vielen Jahren mit einer größeren Geldsumme ausgeholfen. Ohne George wäre ihr Leben anders verlaufen. Sie wäre in einem billigen Striplokal ausgenutzt worden.
Er steht plötzlichen einem Grabstein und erschrickt furchtbar: Da steht der Name seine Bruders Harry darauf. Harry ist als Kind beim Schlittschuhfahren im eiskalten Wasser eingebrochen, und George hatte ihm damals das Leben retten können. Und man sieht die Mutter von George. Ohne ihn und Harry wäre sie eine alte verhärmte Frau geworden.
Der Engel macht George bewusst: Ohne ihn hätte Mary ihn nicht heiraten können, auch ihre prächtigen Kinder existierten nicht. Und die ganze Stadt wäre ohne ihm in die Hände des Finanzhais Potter gefallen, die armen Leute der Stadt hätten horrende Summen für ihre herabgekommenen Wohnungen zahlen müssen.
Wie George merkt, wie sich das Leben ohne ihn in seiner Stadt entwickelt hätte, rennt er auf und davon in Richtung der Brücke, von der er sich hatte stürzen wollen und schreit in die Nacht hinaus: Ich will wieder leben.

Ich denke, so manchen von uns überfallen ähnliche Gedanken und Fragen wie diesen George: Was bewirke ich eigentlich mit meinem Leben? Was hat mein Sorgen und Mühen überhaupt für einen Sinn? Alle meine Ideale scheinen doch nichts zu Wege zu bringen. Es wäre doch egal, ob ich da bin oder nicht. Ich bewirke doch nichts. Was tue ich schon, damit die Welt etwas heller, etwas besser, etwas freundlicher und heiler wird?

Diese Fragen spürten auch damals die Menschen, die zu Johannes in die Wüste hinausgingen, sich nach einem Sinn in ihrem Leben sehnten und darauf hofften, dass Johannes ihnen dazu einen Tipp geben kann.
Was sollen wir also tun?, fragen Ihn die Leute. Und Johannes antwortet ihnen: Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso.
Auch die Zöllner fragen ihn: Meister was sollen wir tun? Kurz und knapp die Antwort: Verlangt nicht mehr als festgesetzt ist.
Auch die Soldaten fragen nach einem Sinnrezept und hören als Antwort: Misshandelt niemand, erpresst niemand, begnügt euch mit eurem Sold.
Das heißt: Johannes der Täufer verlangt nichts Spektakuläres. Seine Ratschläge haben alle den gleichen Tenor: Nehmt den Platz, an dem ihr in der Welt steht, ernst. Fragt euch, was dieser Platz euch abverlangt, und tut das, was euer Platz, euere Lebenssituation an Chancen bietet, diese Welt ein klein wenig heller zu machen. Er rät den Menschen: Teilt etwas von dem, was ihr habt, was euch im Leben geschenkt wurde. Werdet keine Geizkrägen und Geldgeier! Seid zufrieden mit dem, was ihr habt!

Vielleicht denke ich an diesen George im Film, an die einfachen Ratschläge des Johannes, wenn mich wieder einmal die Frage überfällt: Was richtest du schon in dieser Welt aus? Vielleicht kann ich dann in diesem Sinn mit den Worten von Christoph Seidel beten:

Gott,
ich bin nur ein kleines Licht, aber ein kleines Licht macht einen großen Raum ein klein bisschen heller.
Ich bitte dich um den Mut,
die wenigen aber wichtigen Möglichkeiten,
die ich habe, zu nutzen.
Lass mich erkennen,
dass es auf mich ankommt,
dass, auch wenn ich es nicht für möglich halte,
jede gute Begegnung, die ich erlebe,
die Welt ein Stück heller macht.
Vielleicht gibt es Menschen, die manches besser können:
besser rechnen, schneller denken, toller auftreten, schöner singen.
Aber in der Mischung, wie du es mir geschenkt hast, bin ich für die Welt unverwechselbar.
So brauchst du mich
und so will ich mich von dir brauchen lassen!


Fürbitten

Wir sehnen uns nach Sinn und einem geglückten Leben. Wir bitten dich Gott:

Lass Enttäuschte und Verbitterte wieder einen Hoffnungsschimmer in ihrem Leben sehen

Lass Trauernde und Einsame wieder Zeichen des Trostes und der Freundlichkeit entdecken

Lass Suchende und Fragende wieder einen Weg finden, der Ruhe ins Leben bringt

Lass Verschlossene und Unbarmherzige durch erfahrene Güte wieder andere Menschen werden

Lass uns neugierig bleiben auf deine frohmachende Botschaft und ihr gegenüber nicht abstumpfen

Erschließe all unseren Verstorbenen den Sinn ihres Lebens. In diesem Gottesdienst beten wir für....

Darum bitten wir durch Christus, unsern Herrn.




Pfarrer Stefan Mai

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