Abendandacht

Einweihung

Abendandacht zur Einweihung des Begegnungszentrums

Lied: Komm, bau ein Haus

Begrüßung

Wenn Sie die Form unseres Pfarrsaals von innen und außen auf sich wirken lassen, welcher Vergleich fällt Ihnen dazu ein?
Mich erinnert die Form unseres Pfarrsaals an ein Schiff, das in See sticht, biblisch ausgedrückt an die Arche Noah. Die Arche - ein aussagekräftiges Bild für einen Schutzraum des Lebens, wo so viele unterschiedliche Lebewesen zusammen sind und miteinander leben.
Das Lied, das wir eben gehört haben, beschreibt dieses Archegefühl. Das ist es doch, was wir unserem neuen Begegnungszentrum St. Johannes wünschen: ein Haus in dem Menschen Geborgenheit erleben, Leben feiern und gestalten, erzählen, die verschiedenen Generationen sich begegnen, ein gutes Miteinander, ja himmlische Stunden erleben.
Das Bild des Schiffes ist schon seit alter Zeit auch ein Bild für unsere Kirche. Ein Lied, das nach dem Konzil entstanden ist vergleicht eine Gemeinde mit einem Schiff. Sie kennen das Lied „ein Schiff, das sich Gemeinde nennt“. Der Text lautet:

L 1: Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit.
Das Ziel, das ihm die Richtung weist, heißt Gottes Ewigkeit.
Das Schiff, es fährt vom Sturm bedroht, durch Angst, Not und Gefahr,
Verzweiflung, Hoffnung, Kampf und Sieg, so fährt es Jahr um Jahr.
Und immer wieder fragt man sich: wird denn das Schiff bestehen?
Erreicht es wohl das große Ziel, wird es nicht untergehen?

L 2: Das Schiff, das sich Gemeinde nennt, liegt oft im Hafen fest,
weil sich's in Sicherheit und Ruh bequemer leben lässt
Man sonnt sich gern im alten Glanz vergangener Herrlichkeit
und ist doch heute für den Ruf zur Ausfahrt nicht bereit.
Doch wer Gefahr und Leiden scheut, erlebt von Gott nicht viel.
Nur wer das Wagnis auf sich nimmt, erreicht das große Ziel.

L 1: Im Schiff, das sich Gemeinde nennt, muss eine Mannschaft sein,
sonst ist man auf der weiten Fahrt verloren und allein.
Ein jeder stehe, wo er steht, und tue seine Pflicht,
wenn er sein Teil nicht treu erfüllt, gelingt das Ganze nicht.
Und was die Mannschaft auf dem Schiff ganz fest zusammenschweißt,
in Glaube, Hoffnung, Zuversicht, ist Gottes guter Geist.

L 2: Im Schiff, das sich Gemeinde nennt, fragt man sich hin und her
Wie finden wir den rechten Kurs zur Fahrt im weiten Meer?
Der rät wohl dies, der andre das, man redet lang und viel
und kommt - kurzsichtig wie man ist - nur weiter weg vom Ziel.
Doch da, wo man das Laute flieht und lieber horcht und schweigt
bekommt von Gott man ganz gewiss den rechten Weg gezeigt.

L 1: Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit.
Das Ziel, das ihm die Richtung weist, heißt Gottes Ewigkeit.
Und wenn uns Einsamkeit bedroht, wenn Angst uns überfällt:
Viel Freund sind mit unterwegs auf gleichen Kurs gestellt.
Das gibt uns wieder neuen Mut, wir sind nicht mehr allein.
So läuft das Schiff nach langer Fahrt in Gottes Hafen ein!


Chor singt: Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt...

Bleibe bei uns Herr, bleibe bei uns Herr,
Denn sonst sind wir allein auf der Fahrt durch das Meer,
O bleibe bei uns, Herr!

So heißt der eindringliche Refrain des Liedes.
Diese Bitte ist auch in unseren zwei Kunstwerken, die den Saal schmücken, verborgen oder besser gesagt die Zusage: Ich bleibe bei euch.

Es sind zwei zeitgenössische Kunstwerke der bekannten Würzburger Malerin Barbara Schaper- Oeser.
Sie sind völlig unterschiedlich. Das eine ein großformatiges buntes Bild, in Mischtechnik mit Strukturmasse und mit kräftigen Farben auf die Leinwand gespachtelt. Die Malerin hat es am Todestag ihrer Mutter im Jahr 2010 gefertigt. Ich höre hinter diesem Bild die Zusage Gottes am brennenden Dornbusch. Als Mose beim Weiden der Schafe auf den sonderbaren Dornbusch zugeht, wird erzählt:

L 1: Gott sprach zu Mose: Führe mein Volk aus Ägypten heraus! Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehen und die Israeliten aus Ägypten herausführen könnte? Gott aber sagte: Ich bin mit dir.
Da sagte Mose zu Gott: Gut ich werde also zu den Israeliten kommen und ihnen sagen: Der Gott der Väter hat mich zu euch gesandt. Da werden sie mich fragen: Wie heißt er? Was soll ich ihnen darauf sagen? Da antwortete Gott dem Mose: Ich bin der Ich-bin-da. Das ist mein Name für immer und so wird man mich nennen in allen Generationen.


Großartig! Gott stellt sich im Alten Testament mit einem Tun-Wort vor: Ich bin für euch da. Für immer und ewig. Was für ein Versprechen!

Das zweite Bild ist ganz anders. 7 Stelen aus Sperrholz mit Blei überzogen und mit Blattgold belegt. Wer das Objekt betrachtet, bemerkt, dass von Stele zu Stele immer mehr Blei schwindet und das Gold stärker zu Tage tritt, bis schließlich in der 7. Stele einem nur Gold entgegenstrahlt. Und wer genau hinschaut bemerkt Buchstaben. Die Künstlerin schrieb auf die einzelnen Stelen fast unbemerkt markante Sätze Jesu aus den Evangelien.
Auf der ersten Stele stehen die Worte:

L 2: Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben für die Schafe

Auf der zweiten:
L 2:Ich bin gekommen, die Sünder zu berufen und nicht die Gerechten

Auf der dritten:
L 2: Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun

Auf der vierten Stele:
L 2: Der Menschensohn ist nicht gekommen sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen

Die Worte auf der fünften Stele lauten:
L 2: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.

Mein Vater, ist es möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber, doch nicht wie ich will, sondern wie du willst,
lesen wir auf der sechsten.

Und auf der ganz in Gold glänzenden siebten Stele werden einem die letzten Worte Jesu aus dem Matthäusevangelium zugesagt:
Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.

Das Blei, das sich von Stele zu Stele mehr öffnet, das Gold, das von Stele zu Stele immer mehr zu Tage tritt - für mich wie eine stille Botschaft: Diesen Jesus verstehst du in seinen Worten. In seinen Worten geht dir Stück für Stück auf, was er für dich sein möchte. Und wie im Bild vom brennenden Dornbusch die Zusage Gottes aus dem Alten Testament wie eine feste Zusage dasteht: Ich bin für euch da, so leuchtet uns im zweiten Kunstwerk das Versprechen Jesu aus dem Neuen Testament entgegen: Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.
Zwei Mal auf verschiedene Art das feste Versprechen Gottes und die Verheißung Jesu: Ich bleibe bei euch in eurem Leben. Darauf könnt ihr euch verlassen.

Lied: In Gottes Hand

Fürbittgebet

Herr, es wird Abend, und der Tag geht zur Neige. Voll Vertrauen rufen wir zu dir. Als Antwortruf singen wir immer:

Bleibe bei uns Herr, bleibe bei uns Herr,
Denn sonst sind wir allein auf der Fahrt durch das Meer,
O bleibe bei uns, Herr!
L 1
Bleibe bei uns allen mit deinem Trost und deiner Treue, mit deinem Wort und deinen verheißungen. Ruf

Bleibe bei allen, die mühselig und beladen unterwegs sind auf den Straßen des Lebens. Ruf

Bleibe bei deinen Gemeinden, die sich zu dir bekennen möchten. Ruf

Bleibe bei allen, die den Glauben an dich weitergeben möchten. Ruf

Bleibe bei uns, wenn unser Glaube schwankt und unsere Hoffnung müde wird. Ruf

Bleibe bei uns am Abend dieses Tages, am Abend des Lebens, am Abend der Welt. Ruf

Bleibe bei allen Sterbenden und begleite sie auf ihrem letzten Weg. Ruf

Segen

Lied:
O happy day


Pfarrer Stefan Mai

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