Drei Namen – voller Symbolik!

Predigt zum Fest Geburt Johannes des Täufers 2012

Wenn es auf die Geburt eines Kindes zugeht, ist es oft eine spannende Frage: Wie soll das Kind einmal heißen? Da werden Namenstagsbücher und Internetseiten über die Bedeutung der Namen durchsucht. Da fragt man sich: Soll es ein Name sein, der in der Familie oder Verwandtschaft Tradition hat? Passt der Vorname in Klang und Wortlänge zum Familiennamen? Wird der Name dem Kind auch noch gefallen, wenn es einmal groß ist? Und oft wird der Name bis zur Geburt wie ein Geheimnis gehütet.

In Israel waren die Menschen zur Zeit Jesu vom Glauben her so tief geprägt, dass für sie der Name des Kindes ein Wahrzeichen, ja eine Lebenszusage und auch ein Lebensprogramm sein sollte. Und er sollte dem Träger des Namens seine stete Gottesbezogenheit bewusst halten.

So gibt es in der Bibel etwa 400 Namen mit einem sogenannten „theophorischen“ Charakter. Was heißt das? Diese Namen spielen mit der Endung oder dem Anfang ganz bewusst auf Gott an und sprechen einen Wunsch aus, was Gott für diesen Menschen bedeuten soll. So gibt es Namensendungen oder -anfänge mit „El“. „El“ heißt Gott. Das sind Namen wie z. B. Natanael - das heißt: Gott hat gegeben; Raffael - das bedeutet: Gott heilt; Gabriel - Gott zeigt sich stark; Michael - wer ist wie Gott? Daneben gibt es die Silbe „Ja“. Diese spielt auf den Namen Jahwe an, der Mose am Dornbusch genannt wurde. Beispiele dafür sind: Elija - d.h. Gott ist Jahwe; Netanja - Gott hat gegeben. Mit solchen Namen wollten die Eltern Gott für das Leben eines Menschen danken und das Kind unter den besonderen Schutz Gottes stellen.

Heute am Geburtsfest Johannes des Täufers begegnen wir im Evangelium drei Personen, die einen solchen theophorischen Namen tragen: Elisabeth, Zacharias und Johannes.

Elisabeth heißt übersetzt: Mein Gott ist Fülle.
Staunen und Dankbarkeit gegenüber Gott klingt damit an. Und das Vertrauen: Gott lässt Leben gelingen, er gönnt ein erfülltes Leben. Wie neu muss doch die Bedeutung ihres Namens Elisabeth aufgegangen sein, als sie noch einmal ihren Lebenstraum erfüllt sah, dass sie ein Kind in ihrem Alter in ihren Händen halten darf, wo niemand mehr daran geglaubt hat.

Zacharias, im Hebräischen Zekarja - Gott gedenkt.
Wie eine Verheißung steht dieser Name über dem Leben des Vaters. Gott gedenkt, er vergisst dich nicht. So manches Mal wird sich dieser Priester Zacharias gefragt haben, von dem es mit seiner Frau heißt: Sie lebten so, wie es in den Augen Gottes recht ist: Was hab ich davon, dass ich zu ihm halte, wo ich ihm anscheinend egal bin. Nicht einmal zu einem Kind ist er fähig, spotten die Leute und behaupten: Die Kinderlosigkeit ist eine Strafe Gottes. Und jetzt dieses unbegreifbare Glück: ein Kind. Nein, Gott hat uns nicht vergessen!

Der dritte Name, der Name des Kindes: Johannes.
Da steckt der Gottesname in der Anfangssilbe. Johannes heißt: Gott hat sich gnädig erwiesen.
Auch hier klingt im Namen das erbarmende Eingreifen bei dessen Menschwerdung mit. Dies interpretierten Menschen als ein Hereinbrechen der himmlischen Welt in das Leben der Menschen. Gott muss doch mit diesem Kind noch etwas vorhaben, munkeln die Leute: „Was wird wohl aus diesem Kind werden?“

Liebe Leser,
diese alten Namen möchten mich glauben lassen: Gott ist in meiner Lebensgeschichte dabei. Mir soll durch mein Leben aufgehen, was Gott mir bedeutet. Wenn ich für mich im Blick auf meine Lebensgeschichte einen theophorischen Namen neu suchen müsste, welche Beziehung zu Gott, welche Bedeutung Gottes für mein Leben würde ich in den Namen hineinpacken: Gott ist treu? Gott fordert heraus? Gott verzeiht? Gott segnet? Gott ist ein Geheimnis? Oder ... oder?


Pfarrer Stefan Mai

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