Dranbleiben!

Predigt zum 5. Sonntag der Osterzeit

Einleitung

„Ihre Verbindung wird gehalten!“ - so heißt es oft, wenn wir beim Telefonieren nicht gleich zur gewünschten Person durchkommen und wir weiter vermittelt werden.
„Wir bleiben in Verbindung!“ - sagen wir manchmal ein Stück gedankenlos, wenn wir uns verabschieden
„Die Verbindung zu mir hält und trägt dich“, dieses Versprechen gibt Jesus in seinem Bildwort vom Weinstock und den Reben, das wir heute als Evangelium hören.

Predigt

„Dranbleiben!“ ruft der Trainer seinem kleinen Schützling aus der Schülermannschaft zu und das heißt: „Bleib deinem Gegner andauernd auf den Fersen und jag ihm den Ball ab!“
„Bleiben Sie dran!“ Immer wieder hören wir im Fernsehen diese Aufforderung, wenn eine Sendung durch Werbung unterbrochen wird.
„In wenigen Minuten geht es gleich weiter. Bleiben Sie dran!“, sagt Günter Jauch, wenn er zur Werbung bei der Sendung „Wer wird Millionär?“ überleitet und die Zuschauer über die Auflösung der gestellten Frage noch im Unklaren lässt.
„Ich muss dranbleiben und darf den Anschluss nicht verpassen. Deswegen muss ich mich auf den Hosenboden setzen und den Stoff für die nächste Prüfung pauken. Ich kann nicht mit“, sagt die 17-jährige zu ihrer Freundin als sie eine Einladung zu einer Fete bekommt.

Auch im heutigen Evangelium vom Weinstock und den Reben geht es ums Dranbleiben. Aber nicht um ein Dranbleiben als verbissene Durchhalteparole und auch nicht um ein Dranbleiben, um die Quote zu steigern. Es geht um Beziehungspflege. Es geht um die Annahme eines Freundschaftsangebotes: „Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur wenn sie am Weinstock dran bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt!“
Freundschaft mit Jesus - das höre ich aus diesem Evangelium heraus - will gepflegt sein. Freundschaft mit Jesus ist mehr als nur ein kurzer Flirt beim Weißen Sonntag oder bei der Taufe eines Kindes. Freundschaft mit Jesus heißt: Mit ihm in Verbindung bleiben, diese Verbindung pflegen und aus dieser Verbindung heraus sein Leben gestalten.

Eine Freundschaft kann nicht bestehen, wenn nicht Menschen aneinander denken, miteinander reden, aufeinander hören, wenn sie einander nicht besuchen. Ebenso ist es mit der Freundschaft mit Jesus. Sie kann nur bestehen, wenn ich auf seine Worte höre und ihnen Raum in meinem Leben gebe.
Die Freundschaft mit Jesus kann wachsen, wenn ich in der Feier der Eucharistie durch dauernde Wiederholung immer mehr begreife: Sein Lebensprogramm, für das er auch mich begeistern will, heißt nicht: Für mich, sondern für andere. Nicht dauerndes Kreisen um das Ego, sonder Öffnung in Richtung auf das Du.

Und Jesus verspricht, wer diese Verbindung mit mir pflegt und sich auf mein Lebensprogramm einlässt, der wird „Frucht bringen“. Die Verbindung mit mir wird sich auf sein Leben und auf das Leben der Menschen, mit denen er zu tun hat, positiv auswirken.

Kann ich seinem Versprechen Glauben schenken? Bleibe ich - oder noch besser gefragt - wie bleibe ich an ihm dran?

Fürbitten

Wir beten für alle, die durch die Taufe mit Jesus verbunden sind: Lass sie in ihrem Glauben reifen und ihre Hoffnung und Liebe wachsen

Wir beten für alle christlichen Kirchen: Lass sie durch eine lebendige Bindung an dein Wort wieder näher zueinander finden

Wir beten für alle, die die Verbindung mit dir unterbrochen haben: Lass sie spüren, was ihnen fehlt, und neu den Kontakt mit dir und deiner Kirche suchen

Wir beten für alle, die noch nie Halt erfahren haben. lass sie Menschen begegnen, zu denen sie Vertrauen aufbauen können

Wir beten für unsere Toten. In diesem Gottesdienst denken wir an …
Lass sie bei dir erleben, woran sie geglaubt und wonach sie sich gesehnt haben


Pfarrer Stefan Mai

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