Mein Tauftag - für mich von Bedeutung?

Tag der Taufe Jesu

Wissen Sie, wann Sie getauft sind?
Wissen Sie, wer Sie getauft hat?
Wissen Sie, wo Sie getauft wurden?

Unseren Geburtstag wissen wir auf Anhieb. Geburtstage werden auch ausgiebig gefeiert. Die kleinen Kinder dürfen sich an ihrem Geburtstag in vielen Kindergärten auf einen Königsstuhl setzen, eine Krone aufsetzen und alle singen dann: „Wie schön dass du geboren bist, wir hätten dich sonst sehr vermisst!“ Und was für rauschende Feste sind die „Runden“, egal ob in der Mitte des Lebens oder im Alter.

Vielleicht ist noch der Namenstag bekannt. Aber wer fragt heutzutage - außer der Kirche bei Kommunion, Firmung und Hochzeit - noch nach dem Tauftag?
Nirgends ist er interessant. Auf keinem Amt werde ich danach gefragt. Auf Fragebögen und in statistischen Erhebungen wird nach Personalausweis, Geburtsdatum und -ort, auf Ämtern nach Personalnummern und Aktenzeichen, bei Ärzten nach Krankenversicherungskärtchen, an Tankstellen und Geschäften nach Treuekarten gefragt, aber der Tauftag ist ohne gesellschaftliche Bedeutung. Welche Bedeutung soll er für mich, für mein Leben haben?

Lassen Sie mich einmal ganz anders beginnen.
Seit dem Jahr 1282 - so habe ich gelesen - gibt es in der Papierherstellung das sogenannte Wasserzeichen. Auf den ersten Blick ist es auf dem Briefbogen überhaupt nicht sichtbar. Erst wenn man es gegen das Licht hält, ist es deutlich zu erkennen. Das Wasserzeichen ist wie ein Geheimzeichen. Es bürgt für Qualität, bürgt für Verlässlichkeit. Bis heute ist es auf wichtigen Dokumenten, ja auf jeder Banknote zu finden.

Meine Taufe, könnte sie in ihrer Bedeutung im übertragenem Sinn für mich nicht so ein Wasserzeichen auf den Seiten meines Lebensbuches sein?
Meine Taufe, ein Wasserzeichen als Treuegarantie meines Schöpfers, der mir das Leben geschenkt hat, dessen Wort auch mir von Gott in der Taufe - wie damals Jesus - zugesprochen wird: Ich wollte, dass du lebst. An dir habe ich meine Freude. Mit dir möchte ich in Verbindung bleiben.
Meine Taufe als Wasserzeichen eines qualitätvollen Lebens, das mir in Erinnerung ruft: Die Lebensseiten, die mir von Gott gegönnt sind, versuche sie mit einer Schönschrift zu beschreiben, damit Menschen an deinem Lebensskript auch etwas von Deinem Schöpfer hindurchsehen können.
Meine Taufe als Wasserzeichen einer Treuegarantie, die mir sagt: Auch wenn du manchmal mit deiner eigenen Schrift oder mit dem, was dir in dein Lebensbuch durch Menschen und Schicksale hineingeschrieben wird, nicht zufrieden bist oder gar darunter leidest, glaub daran: Dein Schöpfer steht zu dir, er lässt dich nicht fallen!

„Babtizatus sum!“ Ich bin getauft.
Diese zwei lateinischen Worte soll Martin Luther manchmal groß mit Kreide auf seinen Arbeitstisch geschrieben haben. In trüben Stunden, in denen er zur Schwermut neigte und Zweifel an der Barmherzigkeit Gottes hatte, soll er sich diese zwei Worte „baptizatus sum“ immer wieder als Mut machende Worte vorgesprochen haben.
Die Taufererinnerung, ein Lebenselexier für den Reformator.

Liebe Leser,
das Fest der Taufe Jesu - für mich wieder einmal die Anfrage: Was bedeutet dir deine eigne Taufe in einer Welt, die nicht am Tauftag interessiert ist? Ob das Fest der Taufe Jesu nicht einmal der Anlass sein könnte, einmal nach meinen Tauftag zu forschen?


Pfarrer Stefan Mai

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