Sag´s einfach! - im doppelten Sinn

Predigt zum 6. Sonntag der Osterzeit (1 Petr 3,15-18)

„Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt!“ - das rät der Petrusbrief.
Hand auf´s Herz! Wie würden Sie reagieren, wenn heute nach dem Gottesdienst ein Kamerateam auf dem Gerolzhöfer Marktplatz aufkreuzen, Ihnen ein Mikrofon vor die Nase halten und sie fragen würde: „Könnten Sie uns erklären, warum Sie heute noch Christ sind und was Ihnen Ihr Glaube bedeutet?“
Wie würden Sie reagieren? Die Achsel zucken? Einfach weitergehen? Allergisch reagieren? Antworten?

Sagen, warum ich Christ bin - das ist gar nicht so einfach. Darüber habe ich noch gar nicht so richtig nachgedacht, wird sich manche/r da sagen. Ich gehe zwar in meine Kirch´, versuche anständig zu leben, aber Rechenschaft darüber ablegen? Das überlasse ich lieber den religiösen Profis. Die haben Zeit darüber nachzudenken. Ich kann mich nicht so gut ausdrücken - so werden viele denken.

Und trotzdem lässt mich dieses Wort aus dem Petrusbrief nicht in Ruhe. Der Erfurter Bischof Joachim Wanke hat auf einer Jugendwallfahrt jungen Menschen ein Wort mit einem doppelten Sinn mit auf den Weg gegeben. Er gab den Ratschlag: Sag´s einfach! - und: Sag´s einfach!

Sag´s einfach! Das heißt:
- sag das, was du selbst verstanden hast
- sag es mit einfachen Worten
- sag es so, dass andere die Chance haben zu begreifen, was du meinst.

Meine Antwort würde etwa so lauten:
Warum ich Christ bin? Ich kenne keinen Menschen, der so offen, so menschlich, so aufrichtig, mit einem fast unverschämten Gottvertrauen durchs Leben ging und so konsequent für das einstand, wovon er überzeugt war - wie dieser Jesus. Und ich hoffe, wenn ich das, was ich an ihm verstanden habe, lebe, dann wird mein Leben gelingen - und auch anderen Menschen von Nutzen sein.
Sag´s einfach! Das heißt:
Man muss den Mut haben, in manchen Situationen den Mund aufzumachen, Farbe zu bekennen. Damit ist nicht gemeint, dass wir unser Christsein wie ein Plakat vor uns hertragen müssen. Aber: Es gibt Situationen, da gilt es, seinen eigenen Standpunkt erkennen zu lassen. Ich gebe zu: Das ist nicht immer einfach. Dazu gehört Mut, Zivilcourage, ja Tapferkeit.

„Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt!“ - das rät der Petrusbrief.
Sag´s einfach! Sag´s einfach!rät Bischof Wanke.
Die einfachste und zugleich schwerste Antwort ist die:
So leben, dass man erst gar nicht zu fragen braucht; dass mein Lebensstil für sich spricht, überzeugt und die Antwort schon in sich trägt.


Pfarrer Stefan Mai

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