Laudatio zum 50. Priesterjubiläum von Raimund Merget

Wer hätte bei einem Urgestein vom Untermain vor 25 Jahren schon daran gedacht,
dass Raimund Merget sich einmal Richtung Schweinfurt auf die Reise macht?

In Mainaschaff geboren, deswegen bei den Pfarrern „Oscheff“ genannt,
hatte er in Mömbris 17 Jahre lang als Pfarrer einen festen Stand.

Berühmt waren die Pfarrfeste, die er dort gefeiert hat,
anscheinend war das Feste-Feiern schon damals sein Format.

Jedes Jahr wählte Raimund Merget eine andere Erscheinungsform.
Das Geheimnis wurde gehütet und der Aufwand dafür war enorm.

Eines Tages kam das Pfarrfest wieder,
da thronte der Raimund hoch in der Baggerschaufel und ließ sich zu seinen Schäfchen nieder.

Der Memerscher Pfarrer kam oft hoch vom Himmel daher,
glaubt mir, ich erzähl Euch da keine Mär.

Obwohl vom Pfarrer bekannt war, der hat im Leben einen festen Stand,
schaut alles beim Pfarrfest zum Himmel hoch, wie gebannt.

Zwei Mal kam er zum Pfarrfest, ganz schön angezogen,
mit einem Segelflieger und einem Hubschrauber vom Himmel geflogen.

Die Leut ham gedacht, da kommt in der Gestalt des Pfarrers der heilige Geist
diesmal direkt vom Himmel zum Pfarrfest angereist.

Aber Raimund will lieber auf dem Boden bleiben,
er ist ja ein Mensch, will nicht hoch hinaus und bleibt bescheiden.

Die Leidenschaft von Pfarrer Merget heißt: Unter den Leuten sein,
über Gott und die Welt plaudern, bei einem Bier oder Glas Wein.

Zu seiner Pfarreinführung in Schweinfurt hat er sich was Neues ausgedacht,
die Leute haben sich die Augen gerieben und ganz schön gelacht.

Da kam bei Glockenschlag zum Einführungsgottesdienst ein Vehikel angeknattert,
mit einer Saxonette ist der neue Pfarrer da angerattert.

Aus meiner Schweinfurter Zeit erinnere ich mich: Zu gegebener Zeit
hatte Raimund auf dem Dies immer einen besonderen Spruch bereit.

Bei einem Spanferkelessen sagt er zum Dekan ganz adrett,
du, des Schweinschen war heut ganz arsch fett.

Ich schau ganz dumm, aber der Dekan hat schnell kapiert,
mit diesen verklausulierten Worten der Oscheff auf einen Schnaps spekuliert.

Schon damals machte er auf allen Schweinfurter Festen gern Rast
und war immer von allen ein gern gesehener Gast.

Diese Leidenschaft hat er auch 1995 nach Oberschwarzach mitgebracht.
Und nach wie vor ist er sehr gern dort, wo man singt und lacht.

Möglichkeiten hatte er bei Festchen genug dazu
und das ließ ihn im Steigerwald heimisch werden im Nu.

Von Schweinfurt aus haben wir ihn bald besucht und nach seiner Pastoral auf dem Land gefragt.
Ihr könnt Euch vorstellen, was uns der Raimund da hat gesagt:

Es ist ganz einfach: Am Werktag findet der Gottesdienst dort statt,
wo auch am Abend die Wirtschaft geöffnet hat.

In der Wirtschaft und auf Festen hat er die Ohren bei die Leut.
Niederschwellige Pastoral nennen das die Professoren heut.

Was da Pfarrer Merget alles von den Leuten erfährt,
ist für die Seelsorge wichtig und viel wert.

Lieber Raimund, für deine Menschennähe danken wir dir.
Aber sag mal, wie kamst du auf die Idee, als alter Ochs nochmal zu studier’?

Meldet der Pensionist sich mit 70 nochmals an der Uni an,
die hehre Wissenschaft des Alten und Neuen Testaments hat´s ihm angetan.

Und begeistert fährt er jede Woche von Lülsfeld nach Würzburg rein.
Auf´m Abendgymnasium hat er net so gern gelernt Latein.

Um bequem dabei zu fahren wird er auch noch zum Technik-Freak und fährt an die Würzburger Uni mit einem Toyota Hybrid.

Begeistert hört er mitten unter jungen Studenten seinen theologischen Lehrern zu.
Und setzt auch sein neues theologisches Wissen um im Nu.

Am Sonntag macht er jetzt die Kanzel zum Katheder.
Meint, was die an der Uni können, das kann doch jeder.

Er redet und predigt über die Bibel mit Füß’ und Händ.
Man munkelt: Manchmal findet er dabei gar ke’ End’.

Professor Heininger, wer solche wissbegierige Studenten wie den Raimund hat,
das ist doch wirklich heutzutage für die arg geplagte Theologie eine Gnad!

In Schallfeld verbreitet sich schon bei jedem Kind die Mähr,
wenn der Merget zum Gottesdienst kommt, kommt das Alte Testament daher.

Ist ein Ministrant zu sparsam mit dem Wein.
sagt er ganz unverhohlen: Komm schenk besser ein.

Lest in der Bibel nach, was da zu lesen ist!
Da steht: „Trinket!“ und nicht „Nippet!“ - dass mir das keiner je vergisst!

Genaue Nachfolge Jesu kann man das nur nennen.
Man muss nur wie Raimund Merget seine Bibel kennen.

Aber, obwohl er so gelehrt geworden ist die letzten Jahre,
beim lateinischen Choral stellen sich bei ihm nach wie vor die Nackenhaare.

Professor Heininger, hier braucht der Jubilar noch Nachhilfe-unterricht in der Tat.
Vielleicht weiß Ihr Liturgiekollege, Professor Stuflesser, da einen Rat.

Wenn der im nächsten Semester propagiert den Choralgesang in Latein,
dann kommt unser Merget auf einmal von Würzburg heim

und singt lateinischen Choral in höchsten Tönen rauf und runter,
die Leut´ strengt´s an, doch er wird dabei ganz munter.

Raimund, du hast gesagt, Lobreden magst du nicht,
deshalb hab ich gegriffen zur Gattung von einem humorigen Gedicht.

Ein Wort von Dir, das hab ich mir notiert in mein Buch:
Kein Pfarrer ist so gut wie sein Nachruf, aber auch keiner so schlecht wie sein Ruf.



Wir sind froh und dankbar, dass du als Pfarrer i. R. wohnst in Lülsfeld im Pfarrhaus dort
und gerne einspringst in unserer Pfarreiengemeinschaft an jedem Ort.

Wo wir Dich brauchen, da bist du da,
Auf fast jede Anfrage kommt von Dir ein „Ja!“

Wir wissen, Raimund, du liebst das Fest
wir wissen aber auch, dass du gern zu Fastenkurwochen gehst.

So machten wir uns über deinen Kuraufenthalt schlau
und schenken Dir einen Anteil für Deine nächsten Kur in Bad Brückenau.

Wir sagen damit Vergelt´s Gott für alles und wünschen Gottes Segen,
er begleite Dich noch lange in unserer Gegend auf deinen Wegen.

Und kehrst du einmal zu ihm heim,
ich bin mir sicher, der liebe Gott erwartet seinen Oscheff bei einem großen Fest mit einem Glas Wein.


Pfarrer Stefan Mai

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