Was ist das Leben?

Predigt zum 18. Sonntag im Jahreskreis (Koh 1,2; 2,21-23)

Zur erlauchten Schar der Philosophen werden sich die wenigsten von uns zählen. Aber manchmal gibt es im Leben Momente, da kommt man ins Nachdenken und Grübeln.
Da sitzen ein paar Freunde beim Grillen zusammen, kippen ein paar Bierchen und erzählen, was sie alles in dieser Woche auf der Arbeit geleistet haben. Da zitiert einer einen lustigen Spruch, den er auf einem Kalenderblatt gelesen hat: „Wenn du früh schuftest wie ein Pferd, mittag arbeitest wie ein Ochse und abends müde bist wie ein Hund, solltest du zum Tierarzt gehen!“
Alle lachen und plötzlich sind sie mittendrin in der Lebensfrage: Welchen Stellenwert hat wirklich die Arbeit in meinem Leben?

Da mache ich einen Besuch am Krankenbett. Auf der Höhe der Schaffenskraft schlug die unheilbare Krankheit zu. „Da rackerst du dich ab, und auf einen Schlag ist alles vorbei. Da siehst du, was das Leben ist! Nix!“, sinniert der Kranke.

Was ist das Leben? Über diese Frage denkt der Weisheitslehrer Kohelet nach. Und er steigt in diese Frage wie mit einem Paukenschlag ein: „Windhauch, Windhauch, Windhauch, Windhauch, das alles ist Windhauch. Welchen Vorteil hat der Mensch von all seinem Besitz, für den er sich anstrengt unter der Sonne?“
Ja, was ist das Leben? Dieses Thema stand über dem Abschlussgottesdienst der 9. Klassen der Hauptschule in der vergangenen Woche. Die Antworten, die Hauptschüler gaben haben mich beeindruckt. Ich lese Ihnen heute einige Antworten dieser Jugendlichen vor:

Das Leben ist wie eine mit freier Hand gezeichnete Linie. So hat das Leben seine Höhen und Tiefen. Aber dennoch kann man es genießen. Denn jede Linie endet auch einmal.

Das Leben ist etwas sehr Wertvolles. Man sollte erst denken und dann handeln, damit man nichts überstürzt und das Leben ohne richtigen Grund beendet.
Man sollte auch oft die kleinen Dinge im Leben schätzen, sonst wartet man auf das große Glück umsonst.
Genauso sollte man den Menschen, die man liebt zeigen, wie wichtig sie einem sind, weil man erst merkt, was man hatte, wenn man es schon verloren hat.

Das Leben ist wie eine Achterbahn. Mal rasant, mal langsamer. Es geht bergauf und bergab. Jedoch machen diese Hochs und Tiefs das Leben interessant und lebenswert.

Das Leben ist wie ein Lied. Irgendwann fängt es an. Es gibt traurige und freudige Melodien. Und dann ist es schon wieder zu Ende.

Das Leben ist wie eine Rennstrecke. Wenn man aufhört Gas zu geben, fällt man zurück. Es gibt Motorschäden, Unfälle. Man muss seine Reifen wechseln und auch tanken. Man kann selbst entscheiden, wie man ins Ziel kommt.


Vielleicht geben diese Antworten auch Ihnen einen Stups, einmal eine Antwort auf diese Sinnfrage zu suchen: Was ist für dich das Leben?


Pfarrer Stefan Mai

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