|
Jesus bleibet meine Freude
Predigt zum Weißen Montag 2010
Musik, das wissen wir, drückt oft viel mehr aus als dürre Worte. Melodien können einen tief ergreifen und erahnen lassen, was der Künstler ausdrücken möchte. Bereits gestern haben wir in der Andacht dieses Musikstück schon einmal gehört. Es heißt „Jesus bleibet meine Freude“. Der bekannte Komponist Johann Sebastian Bach hat es komponiert. Wenn ihr euch von der Melodie dieses Musikstückes einmal tragen lasst, dann spürt ihr, was dieser Komponist mit jedem Stück zum Ausdruck bringen wollte. Über seine Kompositionen schrieb er immer drei lateinische Worte: soli Deo gloria - allein Gott zum Ruhm. Ich glaube, das spürt man wenn wir jetzt dieses Stück hören.
Choralsatz „Jesus bleibet meine Freude“
Dieses Stück hatte im Leben eines berühmten Pianisten eine ganz bedeutende Rolle. Der Klavierspieler heißt Dinu Lipatti und wurde 1917 in Rumänien geboren. Seine Eltern waren Musiker. Sein Taufpate ein bekannter Komponist. Die Musik lag ihm im Blut. Und schon bald wurde die Musikwelt auf das große Talent aufmerksam. Am 20. Mai 1935 gab 18-jährige Dinu Lipatti sein erstes großes Konzert in Paris. Ausgerechnet am Tag, an dem Dinu Lipatti´s verehrter Klavierlehrer Paul Dukas beerdigt wurde. Und der junge Pianist beginnt sein Konzert mit diesem Stück: „Jesu bleibet meine Freude“. Eine glänzende Karriere lag vor ihm. Doch dann bekam er Leukämie. Dinu Lipatti wusste, dass er nicht mehr allzu viel Zeit hatte. Er schonte sich nicht. Wenn es gesundheitlich ging, spielte er Klaviermusik für Schallplatten ein. Seine Kräfte wurden immer weniger. Und das Konzert am 20. Mai 1950 sollte sein letztes werden. Bereits unheilbar krank, setzt er sich an den Flügel. Ein Zyklus von 14 Chopin-Walzern steht auf dem Programm. Während des Spiels des 13. Walzers verlassen Lipatti die Kräfte, er bricht sein Spiel ab und verlässt das Podium. Das Publikum verharrt in angespannter und ängstlicher Erwartung. Lipatti kehrt zurück, setzt sich an den Flügel und beginnt den Choralsatz zu spielen „Jesus bleibet meine Freude“ – unendlich frei und gelöst.
Liebe Kinder, spürt ihr, was das bedeutet: Ein großer Musiker und Pianist nimmt mit dem Spiel dieses Liedes Abschied von seinem Publikum. Bei seinem ersten Konzert hat er damit begonnen. Und todkrank spielt er es ganz bewusst als letztes Stück bei seinem letzten Konzert.
Das heißt doch: Der Glaube an Jesus hat ihn über die Höhen und Tiefen des Lebens getragen. Er durfte nur 33 Jahre alt werden. Auch wenn die Sprache des Liedes uns alt vorkommt, ich möchte euch trotzdem den Text auf euren Lebensweg mitgeben. Ich wünsche euch von Herzen, dass auch euch der Glaube an Jesus diese Freude, diese Kraft ist, wovon das Lied spricht:
"Jesus bleibet meine Freude, meines Herzens Trost und Saft, Jesus wehret allem Leide, er ist meines Lebens Kraft, meiner Augen Lust und Sonne, meiner Seele Schatz und Wonne, darum laß ich Jesum nicht aus dem Herzen und Gesicht “
Choralsatz „Jesus bleibet meine Freude“
|
druckansicht