Händels Auferstehung

Rundfunkgottesdienst aus Gerolzhofen am Ostermontag

Begrüßung

Das war gerade Musik von Georg Friedrich Händel. Damit haben wir Sie begrüsst, liebe Gottesdienstbesucher und alle, die heute mit uns in Gerolzhofen an den Rundfunkgeräten die Ostermontagsliturgie mitfeiern. Musik von Georg Friedrich Händel wird uns in diesem Ostergottesdienst begleiten. Denn am morgigen Tag jährt sich der Todestag dieses großen Komponisten zum 250. Mal. Eingestimmt hat uns die Sinfonia in e-moll aus dem Oratorium „Der Messias“. Moll-Töne zu Beginn eines Ostergottesdienstes, noch kein strahlendes Halleluja. Auch das erste Osterlied, das wir heute singen ist noch kein strahlendes Halleluja, es kommt verhalten daher. Vielleicht ist es gut so. Der Dichter Armin Juhre rät einmal gläubigen Menschen:
Sing nicht so schnell dein Glaubenslied,
sing nicht so laut, so grell.
Der Glaube trägt ein schweres Kleid
aus Gnadenglück und Sterbeleid.

Lied 219

Einleitung

Als junge Theologiestudenten war es für uns immer ein Erlebnis, wenn in der Osternacht der Domorganist zum Gloria zum ersten Mal wieder in die Tasten griff. Da hat der Dom gewackelt. Das fuhr einem durch alle Glieder. Das war ein Erlebnis, wenn nach der nüchternen Karliturgie und dem Schweigen der Orgel plötzlich wieder die bombastischen Klänge der Orgel zu hören waren. Wir haben uns darauf viel mehr gefreut als auf die wohlgesetzten Worte der langen Bischofspredigt. Wir haben den Domorganisten auf seiner Orgelbank förmlich herumhüpfen sehen und uns gegenseitig angegrinst, wenn er vor lauter Spielfreude gar nicht aufhören wollte, das Gloria zu intonieren.
Wenn im Dom die Orgel zu schmettern begann, dann war für uns Ostern. Die gedrückte Stimmung der Karliturgie war mit einem Schlag wie aus dem Dom vertrieben. Radikaler können die Gegensätze gar nicht sein: Hier der Karfreitag mit seinen traurigen, monotonen Gesängen. Dort der bombastische Orgelklang. Hier das getragene "Ecce lignum" bei der Kreuzverehrung, dort das jubilierende „Halleluja“. Hier die kahle Kirche mit dem nackten Altar, dort der farbige Blumenschmuck.
Die Liturgie von Karfreitag und Ostern – wie zwei Welten.
Und pünktlich zum Gloria der Osternacht kommt Ostern. Halleluja, Farbenpracht, rauschende Klänge kommen wie auf Befehl. Karfreitag wird einfach abgehakt, und es scheint keine eigentlichen Brücken von der Karliturgie zur Osterliturgie zu geben.
In der Liturgie ist Ostern planbar. Aber viele fragen sich: Ist das auch im Leben so?
Wer einen "Karfreitag" im Leben durchmachen muß, dem geht das einfach zu schnell: der Weg von der Traurigkeit zum Halleluja-Singen, der Weg vom Niedergeschlagensein zum Himmelhoch-Jauchzen, der Weg von der düsteren Stimmung zur hellen Gewißheit, der Weg vom "Ich weiß nicht weiter" zum "Mit Zuversicht voran!". Wer einen "Karfreitag" im Leben durchmachen muss, der weiß: Ostern ist nicht planbar. Ostern stellt sich nicht ein, wann und wie ich möchte. Ostern ist oft selbst ein langer Weg.
Und genau das haben unsere biblischen Erzählungen im Blick, wenn sie von Ostern erzählen. Ostern kommt nicht auf Bestellung. Ostern ist ein langer Weg. Das führt uns das Emausevangelium, das wir heute am Ostermontag wieder hören, deutlich vor Augen. Und das wollen wir uns heute exemplarisch mit der Figur des großen Komponisten Gottfried Friedrich Händel und der Entstehung seines Oratoriums „Der Messias“ vor Augen stellen.
Ostern ist ein langer Weg, der Weg von der Traurigkeit zum Halleluja-Singen ist oft weit. Das erfahren Menschen auch heute, wenn sie am Boden sind.

Kyrie

Meine Hoffnung war groß, dass der Kelch vorübergeht. Doch jetzt steht es fest: schwarz auf weiß. Der Tumor hat gestreut. Das Salz meiner Tränen brennt meine Augen rot. Alles, was mir wichtig und wertvoll geworden ist, es wird mir genommen. Warum? Mein Leben liegt am Boden. Ich bin am Boden zerstört, gelähmt, hilflos, ohnmächtig.

GL 919,3

Seit Wochen immer dasselbe: Wegen der schlechten Finanzlage und -nachfrage sind wir gezwungen: Kurzarbeit. Personalabbau. Heute in meinem Betrieb – die drohende Nachricht trifft mich in Mark und Bein. Sie brauchen nicht mehr zu kommen!“ Weggeschickt mit 52 Jahren. Ich fühle mich wie betäubt, regungslos. würdelos. gedemütigt. Wie soll es weitergehen. Ich bin am Boden zerstört, gelähmt, hilflos, ohnmächtig.

GL 919,3

Sicher, es gab Spannungen in letzter Zeit und auch erbitterten Streit. Aber dass es so enden wird – die Wohnung ausgeräumt und halbleer. Kein versöhnliches Wort zum Abschied. Nur ein stummer Blick. Wir hatten doch auch glückliche Zeiten. Wir haben uns doch geliebt. Wir haben uns verloren, einander verloren, alles verloren. Ich bin am Boden zerstört, gelähmt, hilflos, ohnmächtig.

GL 919,3
anschließend „The Trumpet shall sound“


Predigt

„Sternstunden der Menschheit“ nennt der Dichter Stefan Zweig seine 12 historischen Miniaturen, in denen er entscheidende Stunden und Ereignisse in der Menschheitsgeschichte beschreibt. Er gab diesen historischen Kurzerzählungen diesen Namen, weil für ihn die Ereignisse, die er erzählt, „leuchtend und unwandelbar wie Sterne die Nacht der Vergänglichkeit überglänzen“. In einer dieser Geschichten verarbeitet er den Stoff zur Entstehung des großen Oratoriums von Gottfried Friedrich Händel, des Messias.

Es war der 13. April 1737. Ein dumpfer Schlag hatte das ganze Haus erschüttert. Das war der Meister im oberen Stockwerk! Der Diener Händels rannte die Treppe hoch und fand den schwergewichtigen Komponisten. Regungslos lag er auf dem Boden, die Augen starr, aus dem halb offenen Mund kam ein Röcheln. Der Arzt wurde gerufen. Die Diagnose war erschütternd: Apoplexia. Die rechte Seite des schweren Mannes war gelähmt. Der Kranke flüsterte nur: „Vorbei...vorbei mit mir...keine Kraft. Ich will nicht leben ohne Kraft.“ Beim Weggehen antwortete der Arzt noch auf die sorgenvolle Frage, ob Händel wieder genesen wird, kleinlaut: „Den Mann können wir vielleicht am Leben behalten. Aber den Musiker haben wir verloren, der Schlag ging bis ins Hirn.“

So lag Händel vier Monate lang da. Er konnte nicht gehen, nicht schreiben, mit der rechten Hand keinen einzigen Ton spielen. Die Lippe hing ihm herunter, und nur lallend konnte er sich verständlich machen.

Der Arzt wusste nicht mehr weiter und schickte Händel schließlich in die heißen Bäder nach Aachen. Vielleicht würden diese ein wenig Besserung bringen. „Täglich baden, aber höchstens drei bis vier Stunden,“ lautete die Anweisung. Doch Händel hatte einen eisernen Willen. Er wollte noch leben, er wollte wieder schaffen. Neun Stunden blieb Händel zum Erschrecken der Ärzte im heißen Bad. Sie warnten ihn. Aber Händel folgte nicht. Er riskierte alles, um zurückzuerobern, was verloren schien. Und seine Kraft kehrte zurück. Nach einer Woche schleppte er er sich aus eigener Kraft zum Bad. In der zweiten begann er wieder seinen Arm zu bewegen. Da war er nicht mehr zu bremsen. Er wollte wieder musizieren - und fand tatsächlich die ganze Kraft des Körpers wieder.

Als er aus Aachen abreiste, machte er noch Halt an einer Kirche. Er war nie sonderlich fromm gewesen. Aber jetzt zog es ihn hinein. Er stieg zur Orgel empor und begann zu spielen. Zuerst mit der linken Hand, dann zögerlich auch mit der rechten, die lange kraftlos war. Aber auch diese begann mit immer größeren Kraft zu spielen. Riesige Klangtürme bauten sich in der Kirche auf. Unten lauschten die Menschen und Händel spielte und spielte.

Orgelimprovisation

Er hatte wieder seine Sprache gefunden, Er konnte wieder musizieren. Er war wieder gesund!“

Stolz und dankbar kehrte er nach London zurück. „Aus dem Hades, der Totenwelt bin ich wieder zurückgekehrt“, sagte er und stürzte sich in die Arbeit. Nun 53 Jahre alt, schrieb er eine Oper, eine zweite, eine dritte, die großen Oratorien „Saul“ und „Israel in Ägypten“. Aber die Zeit war gegen ihn. Der Tod der Königin von England unterbrach die Aufführungen, dann der spanische Krieg. Der Winter war sehr streng, die Leute blieben zu Hause, weil man die Konzertsäle nicht genügend heizen konnte. Eine Vorstellung nach der anderen wurde abgesagt. So geriet er immer mehr in Schulden. Er musste die Musiker bezahlen und hatte keine Einkünfte. Die Gläubiger verfolgten ihn am Tag und die Sorgen in der Nacht. Händel lag wieder am Boden. Was er vier Jahre vorher mit seinem Körper erfahren hatte, geschah jetzt mit seinem Gemüt. Er war am Ende. „Wozu hat mich Gott auferstehen lassen aus der Krankheit, wenn die Menschen mich wieder begraben? Besser wäre ich gestorben als so geschlagen, als Schatten meiner selbst in dieser Welt dahinzuvegetieren?“ Solche Gedanken brachte er nicht mehr aus dem Kopf.

So irrte er am Abend oft verzweifelt und verloren in London herum. Erst spät nachts traute er sich heim, um den Gläubigern auszuweichen. Man schrieb den 21. August 1741. Wieder kehrte er mitten in der Nacht zurück. Da fiel sein Blick auf ein Paket, ein Bündel von beschriebenen Blättern. Obenauf ein Brief von Charles Chennens, dem Dichter, der ihm die letzten Opern und Oratorien geschrieben hatte. „Ich hoffe, Sie, der große Meister, werden sich meiner armseligen Worte erbarmen und sie dahintragen durch den Äther der Unsterblichkeit,“ stand darin. Wie ein Stich in die Lebenswunde wirkten diese Worte auf den müden Musiker. Händel zerriss wütend den Brief und warf sich ins Bett. Doch er konnte nicht schlafen. Sollte er noch einmal aufstehen und sich die Texte ansehen? Und Händel stand auf. Da sah er auf das Notenbündel: „Der Messias“ hieß der Titel. Und die ersten Worte auf dem ersten Blatt trafen ihn zuinnerst: „Tröstet, tröstet mein Volk!“ Diese Worte waren wie ein Schöpfungswort in sein zerschlagenes Leben hinein. Kaum hatte er es gelesen, dieses Wort gespürt, hörte er es als Musik. In Tönen schwebte es, sang es. Er fühlte wieder, er hörte wieder. Da war wieder Musik in seinen Ohren und in seinem Herz. Händels Hände zitterten, wie er nun Blatt um Blatt umblätterte. Alle Müdigkeit war wie weggeblasen. Es schien ihm, als seien diese Worte des Dichters ihm persönlich von Gott zugesprochen. Da packte er Feder und Papier und begann zu schreiben, in unvorstellbarer Geschwindigkeit. Nach 22 Tagen war das große Werk vollendet. Und bis heute erinnert das bombastische „Halleluja“ an Händels eigene Auferstehung.

Orgel und Bläser „Halleluja“

Jahr für Jahr führte Gottfried Friedrich Händel den Messias auf. Aber niemals nahm er Geld dafür an, sondern spendete aus Dankbarkeit für seine erfahrene Auferstehung mitten im Leben jedes Mal den Erlös an soziale Institutionen. „Nie werde ich je Geld für dieses Werk nehmen, niemals! Ich stehe da einem andern in Schuld. Immer soll es den Kranken und den Gefangenen gehören, denn ich war krank gewesen und bin daran gesundet. Ich war ein Gefangener und es hat mich befreit.“ Diese Worte legt Stefan Zweig einem Händel in den Mund.

Viele Jahre später. 7. April 1759. Schon schwer krank, ließ Händel sich aus dem Spital noch einmal zur Aufführung des Messias nach Convent Garden aufs Podium führen. Da stand er mitten unter den Musikern und Sängern. Seine erblindeten Augen sahen nichts mehr. Aber er sang tief ergriffen mit. Dies war Händels Abschied. Man führte ihn zurück ins Spital. Die Ärzte verstanden nicht, warum er an diesem Karfreitag sterben wollte. Es war der 13. April. Am 13. April hatte er den Hirnschlag erlitten. An einem 13. April war der Messias zum ersten Mal aufgeführt worden. Und wirklich, am 13. April 1759 verließen Händel die Kräfte. Tags darauf verstarb er.

Liebe Leserinnen und Leser,

Händels Auferstehungsgeschichte, wie Stefan Zweig sie erzählt, packt mich. Dieser Kasten von einem Mann, dieser leistungsfähige und begabte Musiker Händel schien am Boden. Er war am Boden, am Ende. Und da packt ihn völlig unvermutet ein Bündel Papier mit religiösem Stoff, weckt neue Lebenskräfte in ihm, lässt das ausgebrannte Genie wieder kreativ werden und Händel schreibt sich sein eigenes Auferstehungserlebnis von der Seele. Sein Messias, welch ein Auferstehungszeugnis!

Macht es nicht nachdenklich, dass der Mensch ein Lebewesen ist, das völlig hilflos auf die Welt kommt? Monate lang kann er nur liegen. Stehen wurde uns nicht in die Wiege gelegt. Aufzustehen muss ein Mensch erst mühselig lernen. Wie oft versucht ein kleines Menschenkind aufzustehen und fällt wieder hin. Für ein Kind und seine Eltern ist es wie ein erster großer Sieg im Leben, wenn das kleine Menschenkind eigenständig aufstehen und freihändig dastehen kann. Ich frage mich: Was uns die Natur in unsere Wiege gelegt hat, den mühsamen Aufstehensprozess, ist das nicht ein sprechendes Bild für unser gesamtes Leben? Ist nicht das gesamte Leben eine Auferstehungsgeschichte?

Wie oft liegen Menschen am Boden und kommen doch wieder auf die Beine.

Welch große Hoffnung hatte sich der junge Installateur nach seiner bestandenen Gesellenprüfung gemacht, übernommen zu werden. Und dann am Tag nach der Prüfung: Morgen brauchst du nicht mehr zu kommen! Wie ein K.O.-Schlag saß dieses Wort. Wut, Trauer, Lustlosigkeit brauten sich wie ein lähmendes Lebensgift in ihm zusammen. Und und da macht ihn ein Freund auf eine kleine Stellenanzeige aufmerksam. Lustlos, nur auf Drängen, gibt er seine Bewerbung ab. Es hat wieder Erwarten geklappt. Bereits seit 15 Jahren gehört er nun zu den Leistungsträgern der Firma und fühlt sich dort pudelwohl. „Besseres hätte mir damals nie im Leben passieren können“, sagt der junge Familienvater heute.

Der 3. März ist für mich ein Tag der Auferstehung, meint die 42- jährige Frau. An diesem Tag wurde ihr ein Herz transplantiert. Die Entscheidung zu diesem Schritt war nicht leicht. Und wie lange hat sie sich bis zu diesem Termin durchgewunden und durchgeschunden. Nur die Hoffnung ließ sie noch leben, die Hoffnung, dass sie noch einmal für ihre Familie da sein kann. Jetzt darf sie weiterleben und weiter hoffen. Der 3. März wird für sie in Zukunft ein zweiter Geburtstag sein.

Wo wäre ich hingerannt, wo wäre ich hingekommen, wenn meine Frau mir nicht den Warnschuss gesetzt hätte: „Wenn du so weiter machst, kann ich so mit dir nicht mehr leben!“ Wie grausam waren die Monate, in denen unsere Beziehung in die Brüche zu gehen drohte. Aber seit ich mich nicht mehr total von meinem Beruf auffressen lasse, hat unsere Beziehung eine Auferstehung erlebt und an Tiefe und Nähe gewonnen. Unser Familienleben heute hat gegenüber früher einen Quantensprung erlebt, sinniert der erfolgreiche Geschäftsmann heute.

Jahrzehnte lag der Streit mit seinem Bruder schon zurück. Wie so oft waren Erbstreitigkeiten wegen ein paar tausend lumpige Mark der Grund. Und dafür ging man sich so viele Jahre aus dem Wege, ließ kein gutes Haar am anderen und riskierte dafür Magengeschwüre. Doch als er neulich schwerkrank im Krankenhaus lag, da ging die Tür auf. Sein Bruder stand da, hatte Wasser in den Augen, konnte zuerst nichts sagen, nahm dann die Hand des Kranken und meinte leise: „Hans, sind wir doch wieder gut zueinander. Du siehst doch, was das Leben ist. Da brauchen wir uns doch gegenseitig das Leben nicht noch schwerer machen. Wie blöd waren wir, dass wir uns so gegenseitig kaputt gemacht haben.“ Auch wenn die Verletzungsgeschichte zwischen den beiden noch Genesungszeit braucht, die Beziehung zwischen zwei Brüdern hat wieder neu angefangen.

„Das Größte, was ein Mensch leisten kann, ist aufzustehen, wenn man ihn in die Knie gezwungen hat,“ sagte einmal der amerikanisch Footballtrainer Vince Lombardi. Wieder aufstehen und nicht in Verzweiflung ertrinken. Wieder aufstehen und nicht im Sumpf des Pessimismus ersticken. Ja es ist etwas Großes, wenn Menschen am Boden liegen, aber irgendwie doch wieder Kräfte mobilisieren und wieder auf die Beine kommen, wenn sie in einem tiefen Loch saßen und wieder mit großer Zähigkeit und Willensstärke herausgekrabbelt sind.

Es ist ein Wunder, sagt uns Ostern, wenn Menschen, die keine Energie, keine Hoffnung, keine Kraftreserven mehr hatten, wie von einer geheimnisvollen Hand am Schopf aus dem tiefen Loch gezerrt wurden. Es ist wie ein Wunder, wenn durch einen Anstoß von außen, ohne eigenes Zutun Menschen über scheinbar unüberwindbare Abgründe getragen wurden und mitten im Leben ein neues Leben beginnt, das sagt mir die Auferstehungsbotschaft aus dem Leben eines Gottfried Friedrich Händel. Ja, wahrlich, das Osterwunder wirkt bis heute in das Leben der Menschen hinein.

Über meinem Bett hängt ein knallrotes Acrylbild. Ein leichenblasser Gekreuzigter auf einem bunten Blumen Kreuz. Jeden Morgen beim Aufstehen schaue ich zu diesem Bild auf. Oft danke ich, dass ich gesund aufstehen darf. Oft bitte ich vor ihm, dass ich Menschen, die am Boden liegen, eine kleine Stütze, ein zarter Hoffnungsschimmer sein darf. Uns sollte ich unter diesem Bild einmal am Boden liegen und nicht mehr können, dann hoffe ich, wird mir das Vertrauen geschenkt, dass es noch eine ganz andere Kraft gibt, wenn die meine erloschen ist.

Halleluja

Fürbitten

Zu Jesus, den man aufs Kreuz legte und der trotzdem durch die Kraft Gottes wieder auferstand, beten wir voll Vertrauen:

Für alle, die zu Boden geworfen wurden durch eine schwere Krankheit, einem unerwarteten Schicksalsschlag oder eine schwere Enttäuschung.
Lass sie dir glauben dürfen:

Ich bin die Auferstehung und das Leben (Gl 831/Refrain)

Für alle, die im Leben viel aushalten müssen, die einen langen Atem brauchen und die nicht wissen, ob ihre Kraft reicht.
Lass sie glauben dürfen:

Ich bin die Auferstehung und das Leben

Für alle, deren Recht und Menschenwürde mit Füßen getreten wird, die verleumdet werden und sich nicht wehren können, die ohnmächtiger Spielball von arroganten Launen sind.
Lass sie glauben dürfen:

Ich bin die Auferstehung und das Leben

Für alle, die Menschen in Not zur Seite stehen, die sich als Anwalt der Benachteiligten und Schwachen verstehen, die im Leben Gestrauchelte wieder auf die Beine helfen wollen.
Las sie glauben dürfen:

Ich bin die Auferstehung und das Leben

Für alle, die uns zur Seite stehen, die uns große Wegstrecken unseres Lebens begleitet haben, die in entscheidenden Momenten da waren.
Lass sie glauben dürfen:

Ich bin die Auferstehung und das Leben

Für die Todkranken auf den Intensivstationen, für die Dahinsiechenden in Pflegeheimen, für alle, die heute noch sterben.
Lass sie glauben dürfen:

Ich bin die Auferstehung und das Leben

Für unsere Toten.
Lass sie erfahren dürfen:

Ich bin die Auferstehung und das Leben

Darum bitten wir dich heute. Stärke uns immer wieder durch die Kraft der Osterbotschaft. Sei Halt und Kraft alle Tage unseres Lebens. Amen


Pfarrer Stefan Mai

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