SIC TRANSIT GLORIA MUNDI

Aschermittwoch 2009

Vorbereitung
Papstkrone basteln lassen; Bild mit einer schönen Frau; ein großes Buch; vier Kinder suchen, die diese Gegenstände tragen; Sprecher.

Einleitung

Ein gewohntes Bild am Faschingssonntag. Der Faschingszug mit seinen vielen Wagen wälzt sich vorbei. Es fliegen Konfetti, Bonbons und Luftschlangen. Ohrenbetäubender Lärm auf den Straßen. Kaum ist der letzte Faschingswagen vorübergezogen, da kommen große Kehrmaschinen und fegen in Sekundenschnelle das ganze bunte Faschingsgeglitzer weg. Hinter den Kehrmaschinen bleiben leere Straßen zurück. Es ist ruhig in den Straßen, keine Hellau ist mehr zu hören. Es ist, als ob vorher überhaupt nichts los gewesen wäre. Ja, so schnell ist alles vorbei! Daran will uns auch der heutige Aschermittwoch erinnern.

Bußakt

Viel Freude vergeht im Leben so schnell - Herr, erbarme dich.
Wir Menschen können im Leben nichts festhalten - Christus, erbarme dich.
Unser Leben verläuft nie nach Plan - Herr, erbarme dich.

Predigt

Triumphale Musik - Kind marschiert mit Tiara durch die Kirche

Sprecher: Rom 1492. Heute ist ein neuer Papst gewählt worden. Er heißt Alexander VI. Ihm wird feierlich die Papstkrone aufgesetzt. Er wird in prunkvolle Gewänder gekleidet. Er setzt sich in die Sänfte. Unter Pauken- und Trompetenschall wird er aus seinem Palast hinausgetragen. Das Volk jubelt ihm zu. Aber unmittelbar vor der Sänfte des Papstes. Immer wieder stoppt er den Zug. Er hält einen großen Stab in der Hand an dem ein Knäuel aus Wolle oder Flachs befestigt ist. Er zündet das Knäuel an und hält es dem Papst vors Gesicht.

Musik abrupt abbrechen

Der Papst muss zusehen, wie das Knäuel auflodert und zu Asche verfällt. Dabei ruft der Mann: Sic transit gloria mundi. So vergeht aller Ruhm der Welt!
Im Mittelalter sollte damit jedem Papst gesagt werden: Wenn dir heute alles zujubelt und du im Mittelpunkt stehst, denke daran: Aller Ruhm vergeht. Auch du bist ein vergänglicher Mensch!

Triumphale Musik - Kind trägt Bild mit einer schönen Frau

Sprecher: Eine Schönheit. Sie ist stolz auf ihre Figur und ihr hübsches Gesicht. Sie wird umschwärmt, und viele Männer schauen ihr nach. Ihre Kolleginnen sind neidisch auf sie. Aber was ist in 20 Jahren?

Musik abrupt abbrechen - Das Bild wird auf den Boden gelegt. Asche wird darüber gestreut.

Sprecher: Schönheit vergeht. Gedenke, Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst.

Triumphale Musik - Kind mit Buch

Sprecher: Ein gescheiter Mann. Er weiß fast alles. Hunderte von Büchern hat er gelesen. Er bleibt keinem eine Antwort schuldig. Alle ziehen vor ihm den Hut, weil er so intelligent ist. Aber was ist, wenn eines Tages sein Gedächtnis nachlässt?

Musik abrupt abbrechen - Buch wird auf den Boden gelegt. Asche wird darüber gestreut.

Sprecher: Wissen vergeht. Gedenke, Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst.

Triumphale Musik - Kind mit Schmuckkästchen

Sprecher: Eine reiche Frau. Die hat's im Leben zu etwas gebracht. Sie hat eine hohe Stellung, ein schönes Haus, einen Mercedes, ein dickes Bankkonto. Aber kann sie von all dem etwas mitnehmen?

Musik abrupt abbrechen - Schmuckkästchen wird auf den Boden gelegt. Asche wird darüber gestreut.

Sprecher: Reichtum vergeht. Gedenke, Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst.

Liebe Leser, Ruhm, Schönheit, Wissen und Reichtum, danach sehnt sich jeder. Wer berühmt ist, gut aussieht, viel weiß und es zu etwas gebracht hat, der freut sich und auch stolz darauf. Zu Recht!
Wenn wir uns am Aschermittwoch Asche auflegen lassen, will uns die Kirche das alles, worauf wir stolz sind, nicht madig machen. Aber sie will uns sagen: Ruhm, Schönheit, Wissen und Reichtum sind vergänglich. Denk daran: Ruhm, Schönheit, Wissen und Reichtum können dir über Nacht genommen werden. Es sind Geschenke, die dir geliehen sind. Oft kannst du gar nichts dafür, dass du diese Vorzüge hast. Wenn du das weißt und es dir Jahr für Jahr mit dem Zeichen der Asche der Asche vor Augen führen lässt, wirst du vielleicht bescheidener. Das kann dir helfen, menschlicher und dankbarer zu leben.

Fürbitten

Herr, unser Gott, jeden Aschermittwoch macht uns die Kirche die Vergänglichkeit bewusst. Wir bitten dich:

- Für alle Menschen, die in ihren jungen Jahren einmal berühmt waren, im Alter aber eine große Einsamkeit durchmachen müssen ...

- Für alle Menschen, deren schönes Aussehen durch einen Verkehrsunfall oder eine Krankheit schwer entstellt worden ist und die damit nicht fertig werden ...

- Für alle Menschen, die einen scharfen Verstand hatten und unter dem Zerfall ihrer Geisteskraft schwer leiden ...

- Für alle Menschen, die um des lieben Geldes willen immer mehr Kompromisse im Leben eingehen ...

- Für unsere Toten, die zu Asche geworden sind. Lass ihr Leben bei dir die Erfüllung finden ...

Gott, keiner von uns weiß, wie lange er leben darf. Lass uns unser Leben in dem Vertrauen bestehen, dass du es in deinen Händen hältst.


Pfarrer Stefan Mai

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