„Siehe, ich bin die Magd des Herrn“

Rosenkranzandacht Oktober 2008 innerhalb der Reihe „Maria, was hast du damit gemeint?“

Lied: 902/ 1+2

Begrüßung

Auf dem Ankündigungsplakat der Rosenkranzandachten in diesem Oktober sind zwei Frauen zu sehen: Eine junge Frau aus unseren Tagen und die Marienfigur von St. Peter und Paul/ St. Maximilian Kolbe. Den Kopf leicht gebeugt steht die junge Frau vor der Mutter Gottes Statue und denkt nach. Sie kommt mit ihrem Leben, mit ihren Sorgen, mit dem, was sie bewegt und umtreibt zu Maria. Worte aus dem Mund Mariens kommen ihr in den Sinn. Sie versucht sie mit ihrem Leben in Beziehung zu bringen. „Maria, wie hast du das gemeint?“ lesen wir als Thema der diesjährigen Rosenkranzandachten. Und darunter Worte Mariens aus der hl. Schrift.
„Siehe, ich bin die Magd des Herrn“, lautet das Thema der ersten Rosenkranzandacht.
„Maria, wie hast du das gemeint?“, fragen wir. „Und was kann dieses Wort für uns heute bedeuten?“

Lied: 902/3

„Siehe, ich bin die Magd des Herrn“.
Hören wir die Geschichte aus dem Neuen Testament, in der dieses Wort gefallen ist:

Lk 1,26-38 wird von einem Lektor vorgelesen

Lied: 980/1-3

„Siehe, ich bin die Magd des Herrn“, dieses Wort klingt im ersten Anschein so demütig und schüchtern wie es die Melodie unseres Liedes „Reinste Jungfrau“ musikalisch einzufangen versucht.
„Und mit tiefem Hauptesneigen“, das klingt sogar nach Unterwürfigkeit. Das klingt nach Willenlosigkeit und wenig Selbstbewusstsein. Wenn wir die Gesinnung eines willenlosen Spielzeugs in der Hand eines anderen herauslesen würden, gehen wir an der Sinnspitze dieses Satzes vorbei. Unsere fränkische Umgangssprache kann uns zu einem richtigen Verständnis dieses scheinbar so arg demütigen Satzes helfen.

Es war noch zu meiner Kinderzeit so: Wenn die Mutter uns als Kinder loben wollte, weil wir fleißig waren, uns angestrengt haben oder wenn sie stolz auf uns war, dann nahm sie uns auf den Schoß und streichelte uns übers Haar und sagte: O, mei Knecht“ oder zu meiner Schwester „mei Mäd“! „Mäd“, das kommt von Magd. Knecht und Magd sind hier nicht Ausdruck für einen Unterworfenen, Rechtlosen und Unterdrückten, der aller Willkür ausgesetzt ist. Nein „mei Knecht, mei Mäd“ sind Ausdruck einer besonders engen Beziehung und eines engen Vertrauensverhältnis. Zugleich drücken diese beiden Worte ein großes Verantwortungsgefühl aus. Sie drücken auch aus, dass ein Mensch die ihm Anvertauten schützen und umsorgen möchte.

Wenn wir in die Bibel schauen, wie oft werden da Menschen von Gott mit dem Wort „mein Knecht“ angeredet:
Da bezeichnet Gott Mose, Abraham, Isaak, Jakob, König David und Hiob mit diesem Ehrentitel „Knecht“. Da wird das Volk Israel mit „mein Knecht“ angesprochen. Da ruft der fromme Beter in den Psalmen „Stärke deinen Knecht mit deine Kraft!“ oder: „Lass leuchten über deinem Knecht dein Angesicht!“ Knecht als eine Bezeichnung für einen Menschen, der in einem besonderen Vertrauensverhältnis zu Gott steht, um den Gott sich sorgt. Wie das Wort Knecht, so ist auch das Wort Magd eine Umschreibung eine besonderen Vertrauensverhältnis zu Gott. Siehe, ich bin die Magd des Herrn, das heißt:
Als schwacher Mensch bin ich auf Gott angewiesen.
Diesem Gott kann ich mich anvertrauen.
Er wird für mich sorgen, auch wenn ich nicht immer weiß, wie.
Er hat ein besonderes Auge auf mich.
Er wird mir zur Seite stehen.
Er wird mich nie allein lassen.
„Siehe, ich bin die Magd des Herrn“, heißt aber auch:
Ich halte ihn in meinem Leben in Ehren, respektiere ihn, achte ihn und höre auf ihn.
In diesem Sinn verliert für mich das Wort Mariens „Siehe, ich bin die Magd des Herrn“ alles Duckserhafte und übertrieben Bescheidene. Es ist die Lebenshaltung: In einer großen Vertrauensgewissheit sich großen Aufgaben im Leben stellen wollen.

Lied: 594/1

Wir beten nun drei Rosenkranzgesätze, die diese Gedanken zum Wort Mariens „Siehe, ich bin die Magd des Herrn!“ in uns noch einmal nachklingen lassen wollen:

1. Rosenkranzgesätz:...der sich wie Maria im Vertrauen zu Gott geborgen wusste

Lied: 594/2

2. Rosenkranzgesätz:...der wie Maria Gott im Leben dienen wollte

Lied: 594/3

Im dritten Rosenkranzgesätz beten wir jedes „Gegrüßet seist du Maria“ für verschiedene Menschen, die in einer ähnlichen Lebenshaltung wie Maria ihr Leben anpacken:


- Wir beten für alle Väter und Mütter, die ihren Kindern eine gute
- Zukunft ermöglichen wollen...Gegrüßet
- Wir beten für alle Pflegekräfte, die ihren Beruf als Dienst an kranke und alten Menschen verstehen...Gegrüßet
- Wir beten für alle Frauen und Männer, die ihr Leben in den Dienst von behinderten Menschen stellen...Gegrüßet
- Wir beten für alle, die ganz im Stillen einen Dienst verrichten...Gegrüßet
- Wir beten für alle Menschen, die sich von einem großen Vertrauen getragen wissen und sich deshalb selbst viel abverlangen können...Gegrüßet
- Wir beten für alle, die viel Kraft für den Dienst an der Einheit in Familie, Kirche und Politik aufwenden...Gegrüßet
- Wir beten für alle ehrenamtlichen Helfer, die einen guten Beitrag für das Gemeinwohl leisten wollen...Gegrüßet
- Wir beten für unseren Papst, der den Titel trägt „Diener aller Diener“ ...Gegrüßet
- Wir beten für alle Menschen, die täglich auf Gottes Wort hören...Gegrüßet
- Wir beten für alle, die sich täglich fragen, was will Gott von mir...Gegrüßet

Lied: 594/ 5+6

Segen

Es segne und behüte uns Gott, dem Maria vertraut hat, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen
Gehen wir hin in Frieden

Auszug: Orgel


Pfarrer Stefan Mai

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