Welche Problemlösungstrategie wählen wir?

Predigt zum 18. Sonntag im Jahreskreis

Wenn es ein Problem zu lösen gibt, dann versucht man es bei uns meist über das Geld. Oft entsteht der Eindruck: Wo Geld vorhanden ist, da kommt alles wieder in Ordnung, da bekommt man alles in den Griff.
Wie oft passiert es deshalb, dass versucht wird, die Probleme mit Kindern über das Geld zu steuern, ihnen materiell viel zu gönnen, viele Wünsche zu erfüllen. Und wie oft merken dann Eltern, dass die Probleme auf einer ganz anderen Ebene liegen und mit einer anderen Einstellung angepackt werden müssten; dass etwas anderes als Geld verteilt werden müsste.

Dieses Problemlösungsmuster über das Geld begegnet uns auch im heutigen Evangelium. Da tritt plötzlich ein Problem auf: Viele Menschen sind Jesus nachgerannt, ein abgelegener Ort, schon spät und nichts ist zu essen da für die vielen Menschen. Die Jünger sind schnell bei der Sache: Über das Geld kann das Problem gelöst werden. Sie unterbreiten Jesus einen Kaufvorschlag: „Schick doch die Menschen weg, damit sie in die Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen können. Sie wollen sich die Leute vom Hals halten und das Problem mit Geld lösen.

Doch da macht Jesus ihnen einen Strich durch die Rechnung. Er konfrontiert die Jünger mit einem anderen Problemlösungsvorschlag: „Sie brauchen nicht wegzugehen. Gebt ihr ihnen zu essen!“ Das heißt: Die Problemmacher nicht wegschicken, sondern sich mit ihnen auseinander- und zusammensetzen. Und Jesus macht seinen Jüngern klar: Probleme werden nur gelöst, wenn man sich beteiligt, von sich etwas einbringt. „Bringt das wenige, das ihr habt, her!“
Und Jesus blickt zum Himmel – ein markantes Zeichen für seinen ganz anderen Problemlösungsansatz:
Er jammert nicht und fühlt sich nicht wie die Jünger belästigt, sondern spricht den Lobpreis.
Er verschiebt das Problem nicht auf fremdes Geld wie die Jünger. „Die sollen sich was zu essen kaufen!“ Nein, er fordert den persönlichen Einsatz.
Er setzt nicht auf die Logik der Kaufkraft, sondern auf die Logik des Teilens.

Liebe Leser, ich habe am vergangenen Sonntag Ihnen einmal den Telekom-Werbespot analysiert. Den Spot von der unerwarteten Entdeckung des Sängertalents von Paul Potts und der emotionalen Anteilnahme der Menschen im Werbespot und vor den Bildschirmen. Erinnern Sie sich noch an den krönenden Schlusssatz? „Das Leben schenkt uns einzigartige Momente. Schön, dass wir sie mit anderen teilen können.“

Das heutige Evangelium im Hinterkopf möchte ich diesem großartigen Satz eine neue Variante geben:
„Das Leben bereitet oft Probleme. Schön, dass Menschen sie durch Anteilnahme und Teilen lösen können.“


Pfarrer Stefan Mai

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