Spuren des Himmels

Predigt zum 25jährigen KiZ Jubiläum am Pfarrfest St. Maximilian Kolbe

Predigt

Auch wenn sich die Zeiten und Moden immer schneller ändern, auch wenn die Spielwaren und Computermessen immer mehr elektronische Spielwaren für Kinder vorstellen – manche Kinderspiele haben sich seit Jahrhunderten vererbt und scheinen fast in den genetischen Code der Menschen eingeschrieben zu sein. Dazu gehört das Verstecken – und auch dieses Spiel:

Kinder laufen in großen Schuhen im Mittelgang der Kirche nach vorne und bleiben in den Schuhen stehen

„Ich wollte Mama, Papa, Kind spielen. Meine kleine Schwester war das Baby und ich wollte Mama spielen. Da habe ich ihre Schuhe angezogen“, meint Lisa-Marija.
„Ich mag Papas Schuhe. Die sind so groß. Ich will auch so groß sein und damit Autofahren wie Papa“, sagt Erik.
„Die Schuhe fühlen sich wie meine Mama an und ich fühle mich so ein bisschen größer,“ schwärmt Nicole.
Und stolz behauptet Valeria: „Mamas Schuhe sind hoch und klappern. Wenn ich sie anhabe, gehe ich Mama fast bis an die Schultern.“

Die Kinder gehen in die Bänke

Spüren Sie, dass für Kinder dieses Laufen in den viel zu großen Schuhen der Erwachsenen nicht nur ein lustiges Spiel ist? Spüren Sie bei den Aussagen der Kinder, dass hinter diesem beliebten Kinderspiel große menschliche Sehnsüchte stecken? Endlich einmal erwachsen werden – so richtig groß sein. Sich mit dem liebsten Menschen über die Schuhe ganz eng verbunden fühlen. So werden wie die Mama, der Papa, ihrem Können und Vorbild nacheifern.

Uns allen ist klar: Auch wenn sich die Kinder danach sehnen, in die Fußstapfen der Väter und Mütter zu steigen, schon die wirklichen Schuhe der Eltern werden ihnen wahrscheinlich nie genau passen und schon gar nicht die Schuhe im übertragenem Sinn. Denn jeder Mensch hat sein ganz eigenes, unverwechselbares Profil. Und nur wenn er seinem ganz persönlichen Profil auf die Spur kommt, hinterlässt er im Leben auch Spuren. Und gerade deshalb gilt es, dieses ganz persönliche Profil zu entdecken.

Das macht das Hauptbild des großen Gemäldes in unserem Kindergarten jeden Tag den Erzieherinnen und Eltern klar: Vor dem großen Kampf gegen Goliath ist König Saul um David besorgt. Wie soll dieser „Springinsfeld“ gegen den erfahrenen Vorzeigekämpfer der Philister bestehen können. Saul meint es gut. Er zieht David seine persönliche Königsrüstung an und meint damit das Beste für ihn zu tun. Doch David fühlt sich darin eingezwängt. Sie ist ihm zu schwer. Er zieht sie wieder aus und meint: „Saul, du meist es gut mit mir, aber ich kann mich in deiner Rüstung nicht richtig bewegen. Ich trete gegen Goliath mit meinen eigenen Stärken an, mit dem, was ich gut kann. Mit meiner Schleuder und ein paar Kieselsteinen.“ Und David siegt.

Die deutsche Telekom hat im Juli 2008 einen Werbespot kreiert, der auf ein wahre Begebenheit zurückgeht. Viele von Ihnen haben ihn gesehen.
Auf dem Bildschirm wird eine Musik-Casting-Show übertragen. Ein dicker junger Mann mit etwas komischen schiefen Zähnen stellt sich der Jury vor. Diese, ein wenig verwundert, wie sich dieser Schüchterne in die exquisite Show verirrt hat, fragt ihn fast provokativ: „Was wollen Sie?“ Und der dicke Mann gibt zur Antwort: „Ich möchte einfach tun, wovon ich schon immer geträumt habe.“ Die feine Dame und der adrette Herr der Jury können sich ein müdes Lächeln nicht verkneifen. Wie aus Mitleid erteilen sie die Erlaubnis. Der Mann stellt sich hin, atmet tief ein und beginnt zu singen:

Lied „nessun dorma“, gesungen von Paul Potts wird eingespielt

Das spöttische Lächeln auf den Gesichtern der Jury verschwindet und gewinnt immer mehr bewundernde Züge. Daheim am Fernsehen oder Internet machen die Menschen staunend den Mund auf, sie werden immer ruhiger, nehmen sich in den Arm, beginnen vor Rührung zu weinen. Einfache Menschen werden stolz. Der Gesang schlägt alle in den Bann und es zieht die Zuschauer förmlich immer mehr in die Geräte hinein. Jeder spürt: Da hat ein Mensch sein persönliches Talent als sein großes Geschenk entdeckt und beschenkt dadurch viele Menschen. Und am Ende der ergreifenden Szene ist dann der Spot zu lesen: „Das Leben schenkt uns einzigartige Momente. Schön dass wir sie mit anderen teilen können.“

Spürt ihr, liebe Kinder, spüren Sie als Erwachsene, nicht nur diese Musik ist himmlisch!
Das ist wirklich ein Stück Himmel, wenn du in Schuhe hineinwächst, die genau zu dir passen.
Es ist wie im Himmelreich, wenn ein Mensch in seinem Leben den Schatz in sich entdeckt, der verschlüsselt in ihm schlummert und ihn zur Entfaltung bringt, zur eigenen Freude und zum Wohl der Mitmenschen.
Es ist wie im Himmel, wenn junge Menschen ernst damit machen, das auch wirklich zu tun, wovon sie träumen und ihre Begabungen voll zur Entfaltung bringen.
Und es ist wie im Himmelreich, wenn Menschen dies sehen und miterleben dürfen und sich wirklich auch mit diesen Menschen echt mitfreuen.

Liebe Pfarrgemeinde, liebe Gäste! Ich glaube, das ist wirklich das Profil, das Programm, dem sich unser Kindergarten seit 25 Jahren verpflichtet weiß, was auf dem großen Banner zwischen dem Kindergarten und unserer Kirche heute zu lesen ist. Das ist der große Schuh, dem sich unser Erzieherteam anzieht und die Botschaft, die es in den kleinen Dingen des Kindergartenalltags vermitteln will:
„Entdecke das Geschenk Gottes in dir und du wirst Spuren des Himmels hinterlassen.“

KiZ-Mädchen tanzen in „Himmels-Socken“ mit bunten Bändern


Evangelium Mt 25,14-23


Fürbitten

Herr, unser Gott. Unsere Begabungen und Fähigkeiten als dein großes Geschenk in uns zu entdecken und zu entfalten ist eine große Aufgabe in unserem Leben. Wir bitten dich

1. Wenn Eltern ihren Kindern den Weg ins Leben bahnen und ihnen Vorbild und gute Weggefährten dabei sein wollen

Ruf: Geh mit uns auf unserm Weg, geh mit uns auf unserm Weg

2. Wenn wir uns im KiZ-Team andauernd fragen, wie wir durch unsere Arbeit hier am Deutschhof einen guten Beitrag zum Wohl von Familien und Kindern leisten können und auch nach konkreten Wegen suchen

Ruf: Geh mit uns auf unserm Weg, geh mit uns auf unserm Weg

3. Wenn Eltern, Erzieherinnen und Lehrer den Kindern Wertevorstellungen, Traditionen und Erkenntnisse unseres Glaubens als wichtigen Lebensproviant auf den Weg mitgeben wollen

Ruf: Geh mit uns auf unserm Weg, geh mit uns auf unserm Weg

4. Wenn Kinder und Jugendliche Freundschaften schließen und darauf hoffen, dass diese ihr Leben bereichern und sich auch als tragfähig erweisen

Ruf: Geh mit uns auf unserm Weg, geh mit uns auf unserm Weg

5. Wenn Menschen von der Entwicklung ihrer Fähigkeiten träumen, jedoch keine Wege dazu finden, weil ihnen die nötigen finanziellen Mittel oder die Unterstützung durch verständnisvolle Menschen fehlen

Ruf: Geh mit uns auf unserm Weg, geh mit uns auf unserm Weg

6. Wenn Menschen schwierige Wege durch Krankheit, Krisen und Trauer gehen müssen und nicht wissen, woher sie die Kraft nehmen sollen.

Ruf: Geh mit uns auf unserm Weg, geh mit uns auf unserm Weg

Herr unser Gott, schon in diesem Leben Spuren des Himmels entdecken zu dürfen, das ist unsere Sehnsucht. Schenke uns immer wieder solche Stunden und lass uns dafür auch dankbar sein. Darum bitten wir dich durch Christus unsern Herrn.

Eröffnung des neuen KiZ-Spielgeländes

Die Kinder sind schon lange heiß auf das neu gestaltete Spielgelände. Wochenlang haben sie die Bauarbeiten von den Fenstern aus verfolgt. Bagger sind nach wie vor für Kinder interessant. Und als am Mittwoch der Pfarrer das Klettergerüst testen wollte, da hat der Eric wie ein Polizist gleich die Ninette alarmiert und gemeldet: Da darf niemand bis zum Sonntag drauf.
Wir wollen die Spannung der Kinder nun nicht zum Platzen bringen und noch lange die Eröffnung hinauszögern.

Dank möchten wir sagen den Zuschussgebern für die Neugestaltung des Gartengeländes, der Stadt Schweinfurt und der Diözese Würzburg für die großzügige Unterstützung.
Dank den Sponsoren, Spendern und Spenderinnen, die uns bisher bei diesem Projekt oft mit unerwarteten Ideen wie z. B. wie mit der Haarschneideaktion in einem Autohaus durch das Top 10 Team oder die monatelang geheim gehaltene Sammelaktion des Elternbeirates unter den Kindergarteneltern. So manche Dankesschilder auf den Spielgeräten werden an die Spende und Spenderinnen erinnern.
Dank möchten wir sagen an die Planer und Kümmerer der Neugestaltung, an Christoph Lamprecht und Stefan Pistner aus der Kirchenverwaltung, die in Zusammenarbeit mit Herrn Riedel aus Nürnberg viel Zeit und Kraft in dieses Projekt gesteckt haben.
Was für Ideen und Ziele hinter den Einzelgeräten und des gesamten Gartenkonzeptes stecken, das können Sie erfahren, wenn Sie sich während des Pfarrfestes einmal die Zeit nehmen, die einzelnen Stationen abzugehen und die Impulse auf sich wirken lassen.
Last not least Dank an die Gartenbaufirma Heinisch aus Heustreu, die in großer Zuverlässigkeit hier am Werk war.

Bevor wir nun für die Kinder die Spielgeräte freigeben, möchte ich ein kleines Segensgebet sprechen:
Gott, du Schöpfer und Freund des Lebens. Wunderbar hast du die Natur und den menschlichen Körper ausgestattet. Lass diesen Garten zu einem Ort der Ruhe und Geborgenheit, zu einem Ort des unverzweckten Spiels, der sinnlichen Erfahrung, der Geschicklichkeit und einer gesunden Körperentwicklung werden.
Schenke unseren Kindern Freude beim Spielen und Toben. Lass sie Freude an der Kraft und der Geschicklichkeit des Körpers entdecken. Lass sie erfahren, dass auch Zähigkeit zum Leben gehört und dass manche Schwierigkeiten nur gemeinsam gemeistert werden können.
Segne die Arbeit unserer Erzieherinnen, segne die Kinder, die hier spielen werden. Lass deinen Segen auf diesem Stück Erde ruhen. Darum bitten wir dich durch Christus unsern Herrn. Amen.


Pfarrer Stefan Mai

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