Ein neuer Hoffnungsträger

Einführung zur Palmweihe am Palmsonntag

Wenn ein junger talentierter Fußballspieler mit guten Anlagen und zähem Fleiß auf sich aufmerksam macht und sich in die Herzen der Menschen spielt, dann heißt es oft: Diese Mannschaft oder Deutschland hat einen neuen Hoffnungsträger im Fußball.
Wenn nach einem Wahldebakel in einer abgestraften Partei wieder eine neue Führerfigur mit seiner Ausstrahlung und seinen Ideen die Sympathie und das Vertrauen vieler Menschen zurückgewinnt, dann heißt es: Diese Partei hat wieder einen neuen Hoffnungsträger an der Spitze.
So schnell wie neue Hoffnungsträger auftauchen, so schnell werden sie auch wieder fallengelassen, wenn sie nicht nach Wunsch und Willen ihrer Anhänger und Sympathisanten agieren. Die Masse ist sehr launenhaft.

Als neuer Hoffnungsträger für das Land Israel wird auch Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem begrüßt. Mit dem Ehrentitel „Sohn Davids“ wird er empfangen. Menschliche, religiöse und politische Hoffnungen werden mit dem Mann aus Galiläa verbunden. Man erwartet ihn als Messiaskönig, der die guten alten Zeiten wiederherstellen soll. „Hosianna. Hilf doch Herr!“, wird ihm entgegengerufen. Doch dieser inszeniert mit einem Esel, dem Tier der armen Leute, ein Straßentheater in der Hauptstadt, das den Erwartungen der Masse radikal widerspricht.
Und der Hoffnungsträger vom Morgen wird am Abend schon wieder fallengelassen. Ein paar Tag später stößt man ihn dann sogar als Verbrecher aus der Stadt.

Die Geschichte zeigt: Wenn ein Hoffnungsträger einmal fallengelassen wurde, dann bedeutet dies meist das endgültige Aus. Der Hoffnungsträger wird aus dem Gedächtnis ausradiert. Das Faszinierende am scheinbar gescheiterten und fallengelassenen Hoffnungsträger Jesus von Nazaret ist, dass ihn bis heute Menschen als großen Hoffnungsträger feiern und ihre Hoffnung auf ihn setzen. „Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht, Christus meine Zuversicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht“ singen wir ihm zusammen mit den Kinder unseres Kindergartens und dem Kirchenchor zu.


Pfarrer Stefan Mai

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