Ansprache beim Richtfest der ECE-Galerie in Schweinfurt

Wenn ein Rohbau steht, die Konturen des Bauwerks sichtbar sind und der Dachstuhl aufgerichtet ist, dann wird Richtfest gefeiert. Feierlich wird die Richtkrone aufgezogen. Die Richtkrone ist ein bildhafter Ausdruck: Die bisherigen Mühen sind von Erfolg gekrönt.
Sie ist Zeichen des Dankes für einen guten Bau-Verlauf und Fortschritt. Zeichen des Danks und Anerkennung für die gute Arbeit der Bauarbeiter und Architekten. Zum anderen ist sie Bitte um Gottes Segen für den weiteren Auf- und Ausbau des Hauses.
Die Krone ist in unserer Kultur aber auch schon immer ein Zeichen von Macht und zugleich ein Auftrag für Recht und Gerechtigkeit. Wer Macht hat, der soll in seinem Land, in seinem Haus auch für Recht und Gerechtigkeit eintreten und seine Kraft dafür einsetzen, dass es rechtens zugeht.
Auf dem Hintergrund dieser Symbolbedeutung einer Krone, auf dem Hintergrund von großem Vertrauensverlust in TOP-Leute aus der Wirtschaft, auf dem Hintergrund, was bei unserem Wirtschaftssystem in Sub-Sub-Strukturen ablaufen kann, ist die Richtkrone über dem ECE, einem zukünftigen Blickfang und Wirtschaftsriesen in unserer Stadt Schweinfurt, eine große Herausforderung und Anfrage.
Für mich stellt sie die Frage:
Glaubst Du, dass es heute eine neue Tugendethik für die Wirtschaft braucht?
Bist du überzeugt? Wenn Unternehmen fair und gerecht handeln und nicht nur rein ökonomische Interessen verfolgen, können sie wirtschaftlich länger erfolgreich sein als solche, die sich nur über den Erfolg des nächsten Tages freuen?
Glaubst du daran? Wenn ökonomische Strukturen auf Recht und Gerechtigkeit basieren, bleibt Erfolg und Gewinn nicht aus?
Vertrittst du die Grundhaltung: Tugendhaftes Verhalten bleibt auf Dauer erfolgreich und zahlt sich auch aus?
Die alte Weisheit der Psalmen war davon überzeugt: Recht und Gerechtigkeit zahlen sich aus. Deswegen soll am Ende dieser Gedanken der Psalm 112 stehen, der diese Grundüberzeugung so in die Worte fasst:

Wohl dem Mann, der den Herrn fürchtet und ehrt und sich herzlich freut an seinen Geboten.
Seine Nachkommen werden mächtig im Land, das Geschlecht der Redlichen wird gesegnet.
Wohlstand und Reichtum füllen sein Haus, sein Heil hat Bestand für immer.
Den Redlichen erstrahlt im Finstern ein Licht: der Gnädige, Barmherzige und Gerechte.
Wohl dem Mann, der gütig und zum Helfen bereit ist, der das Seine ordnet, wie es recht ist.
Niemals gerät er ins Wanken; ewig denkt man an den Gerechten ...


Pfarrer Stefan Mai

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