Vier Lebensbegleiter

Predigt zu Maria Lichtmess 2008

Unsere Kirche hat sich in ihrer 2000-jährigen Geschichte stets einen Sinn dafür bewahrt, dass Symbole tiefer gehen als Worte. Und so ist sie auch im Zeitalter des Neon- und Xenon-Lichts der Kerze treu geblieben. Kein Gottesdienst wäre vorstellbar ohne Kerzen auf dem Altar. Und vier Kerzen sind es, die die Kirche einem Gläubigen in die Hand drückt. Sie sollen ihn im Leben begleiten.

Orgel spielt leise: Fest soll mein Taufbund immer stehen...Gl 913
Dabei wird die Taufkerze entzündet und zum Altar getragen


Dein Vater hat sie für dich an der Osterkerze angezündet – deine Taufkerze.
„Empfange das Licht Christi!“ – bei diesen Worten hat er sie in die Hand genommen. Die Taufkerze wurde vor dir hergetragen. So, als wollte sie dir sagen: Der Glaube an Gott ist wie ein Licht, das dir hilft, den rechten Weg im Leben zu finden.

Orgel spielt leise: Beim letzten Abendmahle...Gl 537
Dabei wird die Kommunionkerze entzündet und zum Altar getragen


Neun Jahre später hast du die zweite Kerze selber getragen, deine Kommunionkerze.
Voll Anspannung und Freude bist du mit deinen Klassenkameraden zum ersten Mal an die Kommunionbank getreten. Die Kommunionkerze – Erinnerung an deine Taufe, Zeichen deiner kindlichen Begeisterung und zugleich ein Auftrag: „Pass auf, dass das Licht des Glaubens dir nie erlischt!“

Orgel spielt leise: So nimm denn meine Hände
Dabei wird die Hochzeitskerze entzündet und zum Altar getragen


In einem ungeheuer glücklichen Augenblick des Lebens wird sie angezündet, die Hochzeitskerze.
Eine Hilfe oder ein Trost will sie auch sein, wenn es in der Ehe schwer wird und Partner mit manchen Enttäuschungen zurecht kommen müssen.

Orgel spielt leise: Jesus, dir leb ich (GL 971)
Dabei werden die Sterbekerzen entzündet und zum Altar getragen


Diese Kerzen wirst du dir nicht mehr selbst anzünden können, die Sterbekerzen.
Sie stehen links und rechts vom Kreuz, das an die Betten von Sterbenden gestellt wird. In alten Zeiten bekam jedes Ehepaar so eine Versehgarnitur zur Hochzeit geschenkt. Ob es einmal einen Menschen geben wird, der dir diese Kerzen anzünden und in ihrem Schein für dich beten wird? Ihr Licht wird einmal auf dein vom Tod gezeichnetes Gesicht fallen. Es bleibt uns allen nur eines zu wünschen, dass wir dann mit dem alten Simeon sagen können: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, in Frieden scheiden, denn meine Augen haben das Heil gesehen.“


Pfarrer Stefan Mai

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