Was uns antreibt: die permanente Suche …

Predigt zum Dreikönigstag 2008

Einleitung

Wissen Sie, was ein „Latschgori“ ist? Oder einer, der „keinen Darm im Leib hat“? Das sind Leute, die keinen Antrieb haben, denen es an innerer Energie fehlt. Die nach dem Motto leben: Komm’ ich heute nicht, komm’ ich morgen. Das kann nervensparend sein. Aber es ist die Gefahr, dass das Leben für einen selbst schnell langweilig wird – und man für andere keinen Reiz ausübt.
Im heutigen Evangelium begegnen uns andere Typen: Leute, die brennen, die etwas antreibt …

Predigt

Schneebedeckte Berge. Eine Passstrasse schlängelt sich zu einem Gipfel empor. Sie führt zu einem Gipfelvorsprung – und man weiß nicht, ob und wie sie weitergeht. Und darunter der Slogan: „Was uns antreibt: die permanente Suche …“
Werbedesigner haben dieses Outfit für die Weihnachtskarte von Audi entwickelt. Auf der ersten Seite die beschriebene Gebirgslandschaft. Wenn man die Karte aufschlägt, sieht man einen Audi, der gerade die total verschneite und kaum mehr sichtbare Passstraße emporjagt und sich scheinbar von keinem Hindernis aufhalten lässt. Und der Slogan von Seite 1 „Was uns antreibt: die permanente Suche …“ wird mit den Worten weitergeführt: „… nach neuen Herausforderungen“.
Die Firma Audi wirbt für ihre Modelle mit einem Selbstanspruch: „Was uns antreibt: die permanente Suche nach neuen Herausforderungen.“ Und sie verspricht auf der Weihnachtskarte, dass sie alles tun wird, ihren Kunden die Faszination der Technik erfahren zu lassen. Audi behauptet: „Wir interpretieren zukunftsweisende Mobilität immer neu“ und wünscht – passend zum Bild „ein bewegtes Weihnachtsfest“.


Für mich ist diese Weihnachtskarte von Audi eine raffinierte Übertragung der Dreikönigsgeschichte in unsere Zeit. Auch auf die Magier in dieser alten Erzählung trifft zu: Was uns antreibt: die permanente Suche … Der interessierte Blick für alles, was an Neuem am Horizont auftaucht. Wir fragen uns: Was kann das bedeuten? Wie können wir dem auf die Spur kommen? Und dabei scheuen die Magier aus dem Osten nichts an Kosten und Mühen, um dorthin Wege zu finden.
Liebe Leser,
wenn mir von der Diözese Würzburg oder einer anderen kirchlichen Stelle eine Weihnachtskarte in den Postkasten fliegen würde – und da würde draufstehen: „Was uns antreibt: die permanente Suche nach neuen Herausforderungen. Damit Sie die Faszination der Botschaft Jesu neu erfahren können, stellen wir uns immer wieder der Herausforderung, unsere alte Tradition neu zu interpretieren.“ Ich würde sagen: Mensch, die sind innovativ. Die haben sich was gedacht. Die laufen tatsächlich in den Spuren der Magier aus dem Osten.


Pfarrer Stefan Mai

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