Stimmt es? Alles ist unterwegs!

Rorate V

Geschenke einkaufen, Weihnachtsbrief zum Kopierladen bringen, Weihnachtspost ausfahren, an den Eichen einen Tannenbaum besorgen, die Päckchen zur Post bringen, das bestellte Buch abholen, der Großeinkauf im Supermarkt, den Raclette-Käse vorbestellen, die Kinder zur Adventsfeier fahren und wieder abholen, Geschenkpapier kaufen, zum Konzert fahren, das Kostüm in die Reinigung bringen, Getränke einkaufen, noch mal in die Stadt, wieder keinen Parkplatz, den Lachs vergessen, zu wenig Briefmarken, Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt - alles ist unterwegs.

In wie vielen Besinnungen und Adventsgottesdiensten wird darüber lamentiert und geraten: Macht es doch anders!. Was aber erzählt uns die Bibel? Zur großen Überraschung genau das Gleiche: Alles ist unterwegs. Ein Engel kommt zu Maria, Maria geht zu Elisabeth, Maria und Josef gehen nach Bethlehem, ein Stern zieht seinen Weg, drei Weise brechen auf, Volkszählung – jeder geht in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen, der Engel geht zu den Hirten, die Hirten eilen los, ganze Heerscharen von Engeln sind unterwegs, die Heilige Familie auf der Flucht nach Ägypten, die Hirten kehren zurück, die drei Weisen sind schon wieder auf dem Heimweg – alles ist unterwegs.

Und schließlich wollte der, der an Weihnachten geboren wird, nichts anderes. Andauernd heißt es von ihm: Er ging von dort nach dort – und im Johannes-Evangelium sagt er sogar von sich: Ich bin der Weg. Kein sanftes Ruhekissen wollte dieser Jesus aufschütteln. Nein! Er wollte eine Bewegung anzetteln.

Alle sind unterwegs – wie wird das im Advent in vielen kirchlichen Kreisen wieder angeprangert. Aber wenn ich auf die Hauptakteure der Weihnachtsgeschichte schaue, sind wir dann bei allem Unterwegssein vielleicht doch nicht in so schlechter Gesellschaft?

Wenn beim Unterwegs-Sein im Advent in uns etwas innerlich in Bewegung käme, etwas Neues aufbricht, und nicht nur gerannt wird, dass alles wie jedes Jahr beim Alten bleibt, dann wäre doch etwas Entscheidendes geschehen: Sich auf den Weg machen – neu zu suchen. Das wäre Advent!


Pfarrer Stefan Mai

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