Was für ein Durcheinander!

Predigt zum Weißer Montag 2007 (Lesung: Ps 131)


konfuse Orgelmusik

Ein goldiges Kerlchen, wie unschuldig der schaut.
Nachdenklich und zugleich verträumt.
Brav wie ein Lämmchen und zugleich ahnt man: Der hat es faustdick hinter den Ohren.
Er hat viel guten Willen, aber mit seinen Gedanken ist er ein wenig zerzaust. Was dem Kerlchen alles so im Kopf herumschwirrt.

Kennt ihr seinen Namen? – Wirklich nicht?
Dieser goldige und verschmitzte Kerl hat unsere Namen.
Vielen von uns geht es ähnlich wie ihm. Was da alles im Kopf herumschwirrt. Vielen von uns geht es ähnlich. Wenn man versucht, still zu sein, dann melden sich so viele Stimmen im Innern, dann schwirren so viel Gedanken durch den Kopf. Manchmal kommt es einem vor, als spiele da ein ganzes Orchester wild durcheinander. Welch ein Durcheinander und Wirrwarr. Und deswegen haben viele Menschen auch Angst vor der Stille und schützen sich durch einen dauernden Geräuschpegel um sich herum.

Liebe Kinder, ihr habt während der Kommunionvorbereitungszeit vielleicht bemerkt, dass im Glauben und in der Kirche viel Wert auf die Stille gelegt wird, gerade auf das, was euch heute so schwer fällt. Kein Gebet, kein Gottesdienst kann gelingen ohne innere Sammlung und ohne Stille. Und oft ist es wie verflixt: Wenn man versucht, zum Gebet still zu werden, dann steigen tausend Dinge aus dem Innern hoch und im Gottesdienst kommen tausend Gedanken.
Aber nur in der Einübung der Stille, kann ich mein Herz in der Gegenwart Gottes beruhigen und ein wenig Ordnung in das Durcheinander der Stimme bringen und unterscheiden lernen, was wichtig ist und was nur aufdringlich ist.
Und so bitte ich euch, in eurem Leben die Stille beim Gebet oder im Gottesdienst zu üben. Ich glaube fest daran: Wer dies über lange Zeit tut, der erfährt auch den Segen des Gebetes. Der kleine goldige und zerzauste Blondschopf betet:

Was für ein Durcheinander in meiner Schultasche!
Der Radiergummi steckt im Religionsbuch.
Das Turnzeug hat die Hefte zerdrückt.
Farbstifte und Malkasten, Lineal und Zirkel
liegen verstreut zwischen den übrigen Schulsachen.
Alles ist durcheinandergeraten.

Was für ein Durcheinander in meinem Kopf!
Schon beim Aufwachen
stürmen die Gedanken auf mich ein:
Heute schreiben wir ein Diktat.
Vater hat Geburtstag.
Der Zirkus ist in die Stadt gekommen ...
Oh, wie wild geht es in meinem Kopf durcheinander!
Werde ich nichts vergessen,
was ich heute vorhabe?
Die Fische versorgen,
lernen für morgen,
einen lustigen Aufsatz schreiben,
ein Stündchen bei Oma bleiben,
für die Flötenstunde üben,
ein Rechenheft kaufen im Laden drüben ...

Was für ein Durcheinander in meinem Kopf!
Ideen steigen auf, schillernd und bunt,
und zerplatzen wie eine Seifenblase.
An den Ideen erkenne ich, wie reich ich bin:
So vieles interessiert mich,
so vieles möchte ich gerne tun.
Hilf mir, lieber Gott,
dass ich Zeit finde für all meine Hobbies.
Gib mir aber auch Geduld für die Dinge,
die ich tun muss,
auch wenn sie mir keine Freude bereiten.
Hilf mir, in das Durcheinander
von Plänen und Gedanken
Ordnung zu bringen.
(„Ein Durcheinander“ aus: Danke, lieber Gott, S. 44f)

Ruhige Orgelmusik


Pfarrer Stefan Mai

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