Noch einmal

Predigt zum 3. Sonntag der Osterzeit (Joh 21,1-14)

„Komm, probier´s noch einmal!“ So beginnt oft ein fast hilfloser letzter Versuch, mit dem man sich selbst oder anderen Mut machen will, nach vielen Enttäuschungen und gegen alle Aussicht auf Erfolg die Flinte doch nicht ins Korn zu werfen.
„Komm, wir probieren´s noch einmal!“, schlägt die Mutter ihrem genervten und schon resignierenden 8-jährigen vor, der heulend vor seinem Rechenbuch sitzt. „Ich erklär es dir noch einmal und dann versuchen wir es noch einmal neu!“
„Komm, probier´s noch einmal!“, redet der Vater seiner Tochter beim Frühstück zu, die auch nach 60 Bewerbungen noch keine Lehrstelle gefunden hat. Und er hofft, dass sich seine Tochter wieder aufrafft, neue Bewerbungen an die Firmen zu schicken, auf die er gerade in der Zeitung unter den offenen Stellen gestoßen ist.
„Wir probieren´s noch einmal!“ Darüber verständigen sich die beiden, deren Beziehung zu scheitern droht. „Wir machen noch einmal eine Eheberatung, um noch einmal ehrlich über alles zu reden und diese letzte Chance zu nützen.“

Auch im heutigen Evangelium hören sieben Männer von einem Fremden diesen Ratschlag. Sie hatten sich nach dem Tod Jesu wieder aufgerappelt, sind zwar noch ohne große Kraft, haben aber den Willen, wieder gemeinsam zu beginnen. „Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen. Die anderen sagten zu ihm: Wir gehen auch mit. Sie gingen hinaus und stiegen ins Boot.“ Aber ihr guter Wille wird nicht belohnt. Schon bei ihrer ersten gemeinsamen Aktion wieder ein Fehlschlag ins Wasser. Das Ergebnis: „Aber in dieser Nacht fingen sie nichts.“ Einfach zum Resignieren.

An diesem Evangelium macht mich etwas stutzig. Wir hören meistens nur den Ratschlag Jesu an die Jünger: Probiert´s doch noch einmal. Werft eure Netze auf der rechten Seite aus. Wir überhören aber völlig, wie das Evangelium beginnt. Da heißt es: „Danach offenbarte sich Jesus seinen Jüngern noch einmal.“ Der, der den anderen diesen Ratschlag gibt: Probiert es noch einmal, zeigt selbst diesen langen Atem. Und am Ende wird noch einmal ausdrücklich festgehalten: „Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war. Das heißt doch: Dem Auferstandenen am anderen Ufer sind die Vergeblichkeitserfahrungen ebenfalls nicht unbekannt. Immer wieder versucht er, ins Leben von Menschen einzutreten, sie zu begleiten, sich ihnen zu erkennen geben, ihnen seine Nähe spüren zulassen, sie neu zu motivieren. Er tut dies aber mit einem ungeheueren Respekt vor dem Menschen und tritt keine Türen ein. Und hat oft damit keinen Erfolg. Auch ihm bleibt, wenn er mit uns Menschen zu tun haben will nur dieses: Noch einmal.

Liebe Leser, diese tiefsinnige Ostererzählung des Evangelisten Johannes gibt mir eine Erkenntnis mit auf den Weg. Sie heißt: Die Auferstehungserfahrungen von uns Menschen ereignen sich nicht in den Sternstunden des Lebens. Sie treffen Menschen meist in Vergeblich-keitserfahrungen. Begegnungen mit dem Auferstandenen ereignen sich dort, wo Menschen nichts mehr erhoffen und vor aller Aussichtslosigkeit zu resignieren drohen. Wo sie aber dem Auferstandenen die Chance geben, der es noch einmal probiert, einen Zugang zu ihnen zu finden, um ihnen dieses noch einmal zu sagen.
Noch einmal
Predigt zum 3. Sonntag der Osterzeit (Joh 21,1-14)


„Komm, probier´s noch einmal!“ So beginnt oft ein fast hilfloser letzter Versuch, mit dem man sich selbst oder anderen Mut machen will, nach vielen Enttäuschungen und gegen alle Aussicht auf Erfolg die Flinte doch nicht ins Korn zu werfen.
„Komm, wir probieren´s noch einmal!“, schlägt die Mutter ihrem genervten und schon resignierenden 8-jährigen vor, der heulend vor seinem Rechenbuch sitzt. „Ich erklär es dir noch einmal und dann versuchen wir es noch einmal neu!“
„Komm, probier´s noch einmal!“, redet der Vater seiner Tochter beim Frühstück zu, die auch nach 60 Bewerbungen noch keine Lehrstelle gefunden hat. Und er hofft, dass sich seine Tochter wieder aufrafft, neue Bewerbungen an die Firmen zu schicken, auf die er gerade in der Zeitung unter den offenen Stellen gestoßen ist.
„Wir probieren´s noch einmal!“ Darüber verständigen sich die beiden, deren Beziehung zu scheitern droht. „Wir machen noch einmal eine Eheberatung, um noch einmal ehrlich über alles zu reden und diese letzte Chance zu nützen.“

Auch im heutigen Evangelium hören sieben Männer von einem Fremden diesen Ratschlag. Sie hatten sich nach dem Tod Jesu wieder aufgerappelt, sind zwar noch ohne große Kraft, haben aber den Willen, wieder gemeinsam zu beginnen. „Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen. Die anderen sagten zu ihm: Wir gehen auch mit. Sie gingen hinaus und stiegen ins Boot.“ Aber ihr guter Wille wird nicht belohnt. Schon bei ihrer ersten gemeinsamen Aktion wieder ein Fehlschlag ins Wasser. Das Ergebnis: „Aber in dieser Nacht fingen sie nichts.“ Einfach zum Resignieren.

An diesem Evangelium macht mich etwas stutzig. Wir hören meistens nur den Ratschlag Jesu an die Jünger: Probiert´s doch noch einmal. Werft eure Netze auf der rechten Seite aus. Wir überhören aber völlig, wie das Evangelium beginnt. Da heißt es: „Danach offenbarte sich Jesus seinen Jüngern noch einmal.“ Der, der den anderen diesen Ratschlag gibt: Probiert es noch einmal, zeigt selbst diesen langen Atem. Und am Ende wird noch einmal ausdrücklich festgehalten: „Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war. Das heißt doch: Dem Auferstandenen am anderen Ufer sind die Vergeblichkeitserfahrungen ebenfalls nicht unbekannt. Immer wieder versucht er, ins Leben von Menschen einzutreten, sie zu begleiten, sich ihnen zu erkennen geben, ihnen seine Nähe spüren zulassen, sie neu zu motivieren. Er tut dies aber mit einem ungeheueren Respekt vor dem Menschen und tritt keine Türen ein. Und hat oft damit keinen Erfolg. Auch ihm bleibt, wenn er mit uns Menschen zu tun haben will nur dieses: Noch einmal.

Liebe Leser, diese tiefsinnige Ostererzählung des Evangelisten Johannes gibt mir eine Erkenntnis mit auf den Weg. Sie heißt: Die Auferstehungserfahrungen von uns Menschen ereignen sich nicht in den Sternstunden des Lebens. Sie treffen Menschen meist in Vergeblich-keitserfahrungen. Begegnungen mit dem Auferstandenen ereignen sich dort, wo Menschen nichts mehr erhoffen und vor aller Aussichtslosigkeit zu resignieren drohen. Wo sie aber dem Auferstandenen die Chance geben, der es noch einmal probiert, einen Zugang zu ihnen zu finden, um ihnen dieses noch einmal zu sagen.


Pfarrer Stefan Mai

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