Der Schnee

Rorate

Soundtrack Nr. 1 Winterlandscape - Film „Wie im Himmel“

Bei dieser Musik fährt Daniel Dareus durch eine entlegene schneebedeckte Landschaft Schwedens. Er, um die 50, fährt auf sein Heimatdorf zu. Er, dem als bekannten Dirigenten und Komponisten die großen Musikmetropolen der ganzen Welt zu Füßen lagen, ist müde und ausgebrannt. In der Mitte des Lebens, auf dem Höhepunkt seiner Karriere und seines Ruhms, bricht er auf offener Bühne zusammen. Und er tritt den Rückzug an. Er kehrt dieser professionellen Welt der Musik und des „immer besser als der andere sein müssen“ den Rücken. Während die Schneeflocken vom Himmel fallen, fährt er auf das alte Schulhaus zu, das er sich gemietet hat. Er ist entschlossen, keine Musik mehr zu machen, sondern nur noch zu hören.
Und er schaut zum Fenster hinaus, er schaut den Schneeflocken zu, wie sie leise vom Himmel rieseln. Und es scheint, als legten die Schneeflocken ein weißes Tuch über sein bisheriges Leben. Der Schnee - wie ein großes Geschenk - wie ein Bild des Trostes.

Ich weiß nicht, ob Sie bei den bisherigen verschiedenen Themen der Rorate-gottesdienste einen inneren Zusammenhang erkannt haben. Was haben Adventskalender, gute Worte, Dunkelheit und Klänge, und jetzt Schnee schon miteinander zu tun? Ich meine trotz aller Unterschiedlichkeit sehr viel. Denn es sind Geschenke dieser Zeit oder noch besser: Es handelt sich um Tröstungen des Advents. Für mich birgt der Schnee viel Geheimnisvolles und Trostvolles in sich.

Denn er deckt mit seinem weißen Kleid einfach vieles zu. Manches Dreckige, Hässliche verschwindet unter seinem Kleid einfach. Landschaften, Bäume, Städte gewinnen durch den Schnee eine besondere Atmosphäre. Über alles legt sich ein Hauch von Feierlichkeit, von Unschuld, Unberührtheit und Zärtlichkeit.
Und zugleich macht mir die Schneelandschaft noch etwas anderes bewusst. Denn jeder Schritt, den ich in ihr hinein tue, hinterlässt Spuren. Das macht mir bewusst, dein Denken und Handeln, alles worum du dich bemühst, das geht nicht einfach ins Leere, sondern prägt die Welt mit.
Wenn Schnee vom Himmel fällt und mit seinem Kleid die Erde geheimnisvoll überzieht, möge er uns manchmal seinen doppelten Trost spüren lassen. Den ersten Trost:
Lass manches einfach Schnee von gestern sein. Wühle nicht andauernd in alten Wunden herum. Lass auf manches Schnee fallen. Was du nicht mehr ändern kannst, lass es gut sein!
Und den zweiten Trost:
Sei dir bewusst, worum du dich bemühst, wofür du Güte und Kraft investierst, das ist nicht umsonst! Du drückst damit Spuren in unsere Welt hinein.


Pfarrer Stefan Mai

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