Haltestelle in der Wüste

Katholische Morgenfeier am 15.10.2006

Predigt

Der russische Dichter Joseph Brodsky beobachtet, wie in Leningrad eine griechisch-orthodoxe Kirche abgebrochen wird. Keineswegs eine christenfeindliche Zwangsmaßnahme, der Abriss erfolgt aus einfachen Nützlichkeitserwägungen. Es gibt nicht mehr genügend Gemeindeglieder, um diesen Bau aufrechtzuerhalten. Ein weltlicher Ersatztempel soll an seine Stelle treten. Eigentlich hätte es Joseph Brodsky egal sein können. Er ist ein Außenstehender. Und trotzdem sperrt sich in ihm etwas gegen dieses Vorhaben. Es ist, als regte sich in ihm ein archaischer Reflex, als wäre ein urtümliches Tabu gebrochen: Heilige Häuser rührt man nicht an. Der Abbruch ist für ihn ein Skandal und lässt einen nachdenklichen Dichter zurück. Eine Kirche ist doch etwas anderes als andere Gebäude! Eine Kirche, das ist doch mehr als nur ein paar Mauern oder ein Haufen Steine! Joseph Brodsky verarbeitet seine Gedanken in einem Gedicht.

Haltestelle in der Wüste

In Leningrad sind jetzt so wenig Griechen,
dass eine griechisch-orthodoxe Kirche
man abriss, um an ihre Stelle einen
Konzertsaal hinzusetzen. Solch ein Bau
hat heute etwas Hoffnungsloses. Dabei
muss ein Konzertsaal mit viertausend Plätzen
so hoffnungslos nicht sein: er ist ein Tempel,
ein Heiligtum der Kunst. Wer kann dafür,
dass die vokale Meisterschaft mehr Menschen
um sich vereint als mürbe Glaubensbanner?
Nur schade, dass wir jetzt von weitem nicht
mehr die gewohnte Kuppel sehen werden,
nur einen hässlich abgeflachten Umriss...

Die Hunde halten die Erinnerung wach
und heben noch am alten Ort das Bein.
Schon lange ist die Mauer abgerissen,
doch in den Hundeträumen steht sie noch.
Und diese Träume löschen, was real ist.
Vielleicht auch hält die Erde den Geruch:
Asphalt kann Hundenasen nicht bezwingen.
Was kümmert sie das hässliche Gebäude!
Für sie steht hier die Kirche und nichts andres.
Denn das, was für die Menschen offensichtlich,
das ist den Hunden restlos einerlei.
Und ebendas nennt man wohl „Hundetreue“ ...

Jetzt sind in Leningrad nur noch wenig Griechen...
zu wenig jedenfalls,
zu retten das Gebäude ihres Glaubens...
Eines ist es - allem Anschein nach -, ein Volk zu taufen,
das Kreuz zu tragen - etwas gänzlich andres.
Sie hatten die einzge, klare Pflicht.
Sie waren nicht imstand, sie zu erfüllen...

Heut Nacht schau in das dunkle Fenster ich
und denke nach: Wie weit sind wir gekommen?...


Filmmusik trois couleurs-bleu, Funeral music, Nr. 2 (1’03)


Ein neues Problem in der Pastoral
Darf man eine Kirche einfach abreißen? Unerbittlich stellt der Dichter Brodsky diese Frage. Und er ist überzeugt. Ein heiliger Ort lässt sich nicht einfach zunichte machen. Etwas wird bleiben, selbst wenn nur noch Hunde sich erinnern. Wie das beschrieben wird, darin liegt die Kunst dieser Verse. Was als letzte Demütigung erscheint, dass nämlich Hunde hier ihr Bein heben, kann auch als ein letzter Akt der Pietät verstanden werden. Die Hunde markieren ihr Gebiet. Dort, wo sie ihr Bein heben, ist ihr Zuhause. Sie sind die einzigen, die noch lange nach dem Abbruch dem heiligen Ort ihre Anhänglichkeit beweisen.
Mit einem ironisch-sarkastischen Unterton provoziert der Dichter den Leser. Er behauptet: Auf Hunde jedenfalls ist mehr Verlass als auf Menschen. Und er stellt bittere Fragen: Warum habt ihr es so weit kommen lassen? Warum seid ihr so wenige geworden? Kennt ihr eure Schuld, euer Versagen? Aber es bleibt nicht bei der Anklage der Griechen. Brodsky fragt auch sich selbst: Wie weit sind wir gekommen?

Wie weit sind wir gekommen? Das fragen sich viele Menschen, wenn sie hören, dass auch bei uns in Deutschland darüber diskutiert wird, Kirchen abzureißen. „Deutschland schleift seine Gotteshäuser“ so lautete die Überschrift in der FAZ, als in Berlin-Gatow im Juli 2005 eine Kirche der Abrissbirne zum Opfer gefallen war: St. Raphael, geplant von Rudolph Schwarz, einem der bedeutenden Kirchenbauarchitekten des vergangenen Jahrhunderts. Bisher sind abgerissene Kirchen nur Einzelfälle. Das wird in Zukunft nicht so bleiben. So hat das Bistum Essen bekannt gegeben, von den rund 300 Kirchen bis zum Jahr 2008 nicht weniger als 122 schließen zu wollen. Und sicherlich wird sich nicht für alle eine neue, wie auch immer geartete Nutzung finden lassen.

Wir wissen: Eine Kirche ist nicht irgendein Gebäude. Sie ist nicht nur ein architektonischer Akzent in den Städten und Dörfern, nicht nur ein Kulturdenkmal. Ein Kirchengebäude lebt von anderen Dimensionen. Es ist steingewordenes Zeugnis christlichen Glaubens. Als Ort für die Feier der Gottesdienste der Gemeinde und des Gebetes für die Menschen ist es ein sichtbares Zeichen dafür, dass Gott unter den Menschen Wohnung nimmt. In unseren Kirchen ist etwas spürbar von einer anderen Dimension. Sie sind Räume der Ehrfurcht, der Stille, der Ruhe, der Anbetung, der Schönheit, des Glanzes. Sie sind Zufluchtsräume für die Sorgen, das Leid und die Not der Menschen. Orte, wo Menschen still weinen können oder die großen Feste feiern. „Zeichen und Symbol überirdischer Wirklichkeit“, mit diesen Worten umreißt der Eichstädter Liturgiewissenschaftler Jürgen Bärsch die Bedeutung unserer Kirchengebäude.

Es ist eine Frage, die an den Lebensnerv der Kirche führt: Wie soll, wie darf man mit den Kirchen verfahren, die in Zukunft nicht mehr für die Liturgie gebraucht werden? Die massive Veränderung durch die demographische Entwicklung, der Mitgliederschwund in den Kirchen, der rückläufige Gottesdienstbesuch fordert seinen Tribut. Angesichts des Priestermangels und des damit verbundenen Problems der pastoralen Neuorganisation und nicht zuletzt durch die teilweise dramatische finanzielle Lage vieler Diözesen verschärft sich diese Frage immer mehr. Damit wächst die Notwendigkeit, Kirchen für die Feier der Gottesdienste aufgeben zu müssen und nach Perspektiven für eine Umgestaltung oder neue Nutzung zu suchen. Das ist eine Herausforderung. Weitblick, pastorale Sensibilität und nicht zuletzt theologischer Sachverstand sind gefragt.
Gerade am heutigen Kirchweihsonntag, an dem die katholische Kirche die Weihe und somit das Herausgehobensein ihrer Kirchengebäude aus der profanen Welt feiert, gewinnen diese Fragen an Brisanz. Und dieser Tag legt es nahe, nach einer Antwort dort zu suchen, wo sie am verlässlichsten zu finden ist: in der Liturgie der Kirchweihe. Hier kommen wir am ehesten auf die Spur, mit welchen Augen die Kirche selbst ein solches Bauwerk betrachtet. Hier können wir entscheidende Entdeckungen machen, die uns in diesem Dilemma helfen können.

Die Kirchweihliturgie und ihre Theologie des Kirchenraums
Die Feier der Kirchweihliturgie nimmt Maß an der Botschaft des Neuen Testaments. Nirgends ist mit Kirche im Neuen Testament ein Bau gemeint, sondern immer die lebendige Gemeinde. Nicht durch seine Steine, nicht durch seine besondere Architektur, durch seine Atmosphäre erhält das Kirchengebäude seine Bedeutung, sondern erst durch die Gemeinde, die sich zum Gebet und Gottesdienst versammelt. Augustinus hat diese Grundüberzeugung in der Predigt bei der Weihe einer nordafrikanischen Basilika auf den Punkt gebracht. Er ruft den Gläubigen ins Gedächtnis: „Wir haben uns hier versammelt, um ein Haus des Gebetes feierlich zu weihen. Dies hier ist also ein Haus für unser Beten, Haus Gottes sind wir dagegen selbst.“

Filmmusik trois couleurs-bleu, Closing credits, Nr. 23 (0’25)

Aus der jüdischen Glaubenstradition heraus waren die jungen Christen in Abgrenzung gegenüber den religiösen Vorstellungen ihrer Umwelt überzeugt, dass Gott nicht ein steinernes Gebäude braucht, um seinem Volk nahe zu sein. Gott ist viel zu groß, als dass man ihn an einem Ort fixieren könnte. So betet schon Salomo bei der Weihe des Tempels in Jerusalem:

„Herr, Gott Israels, im Himmel oben und auf der Erde unten gibt es keinen Gott, der so wie du Bund und Huld seinen Knechten bewahrt, die mit ungeteiltem Herzen vor ihm leben. Wohnt denn Gott wirklich auf der Erde? Siehe, selbst der Himmel und die Himmel der Himmel fassen dich nicht, viel weniger dieses Haus, das ich gebaut habe.“ (1 Kön 8,23.27)

Weil das Kirchengebäude für die frühen Christen lediglich von zweitrangiger Bedeutung ist, trafen sie sich über Jahrhunderte hinweg zum Gottesdienst in profanen Wohnhäusern. Und es gibt zu denken: Der frühchristliche Kirchenbau orientiert sich nicht an den Formen der antiken Sakralarchitektur, sondern an einem profanen Bauwerk, nicht am Tempel, sondern an der römischen Markt- und Versammlungshalle, Basilika genannt. Nicht der Tempel mit Opferaltar und Kultbild ist der entscheidende Maßstab für den christlichen Kirchenbau, sondern die versammelte Gemeinde. Sie macht den Versammlungsraum zum Haus Gottes.
Diese Überzeugung prägt bis heute die Weiheliturgie einer Kirche, wenn sie dem Bischof noch vor dem Überschreiten der Schwelle die Worte in den Mund legt:

Kirche sind wir zunächst alle. Weil wir uns in diesem Raum immer wieder versammeln werden, nennen wir auch ihn Kirche, Haus unserer Gemeinde. Wir haben die Verheißung vom Herrn, dass dann, wenn wir uns in seinem Namen versammeln, er selbst in unserer Mitte gegenwärtig ist. Darum ist diese Kirche auch sein Haus, das Haus des Herrn. Hier ist er bei uns, wenn wir beten und singen. Hier spricht er selbst zu uns, wenn sein Wort verkündet wird.. Hier ist er vor allem gegenwärtig, wenn wir, um den Altar versammelt, seinen Tod verkünden und seine Auferstehung preisen.

Somit macht die Kirchweihliturgie von Anfang an bewusst: Bei der Weihe einer Kirche geht es nicht um eine Art magische Aufladung eines Gebäudes und es geht auch nicht um einen Raum, der nur für Gott exklusiv ausgespart bleiben soll. Es sind die Mysterien, die die versammelte Gemeinde hier feiert, die dem Raum seine Würde geben.

Filmmusik Trois couleurs-bleu, Nr. 23 (0’30)

Nicht wenige Gemeinden werden in den kommenden Jahren sich mit der Frage auseinandersetzen müssen: Wie sollen wir mit Kirchengebäuden umgehen, die nicht mehr liturgisch genutzt werden?
Aufgeben, aber wem übergeben? Wem und wofür zur Nutzung überlassen? Einfach vor sich hin verfallen lassen? Abreißen? Quälende Fragen, die vor eine Zerreißprobe stellen.

Eine schwierige Entscheidung …
Mein theologischer Sachverstand sagt mir: Wenn wir das neutestamentliche Verständnis ernst nehmen, eine Kirche ist in erster Linie Versammlungsraum der Gemeinde, dann hat dies auch Konsequenzen für den Umgang mit Kirchengebäuden, die nicht mehr genutzt werden. Dann ist es kein Sakrileg, Kirchengebäude abzureißen, wenn sie anderweitig nicht sinnvoll genutzt werden können.
Das muss man so hart sagen: Nicht überall dort, wo es Kirchen gibt, ist automatisch Gott schon zuhause. Es geht nicht vorrangig um das Geschick von Gebäuden. Es geht um das Leben in diesen Mauern. Wenn die Mauern nicht mit Leben erfüllt werden, verlieren sie ihre Bedeutung.

Aber mein Gefühl legt sich quer. Ich spüre: Mein Herz schlägt für den Dichter Brodsky, der die Sehnsucht vieler Menschen nach heiligen Räumen thematisiert.
Auch leer stehende Kirchen kommen dem menschlichen Bedürfnis nach Geborgenheit und Schutz entgegen. Allein ihre Präsenz verweist schon auf eine Wirklichkeit, die nicht aufgeht in Konsum, Rentabilität und wirtschaftlichen Interessen. Auch leer stehende Kirchen legen Zeugnis ab für etwas, das nicht begreifbar ist und doch unseren Alltag übersteigt. Ich halte es mit Brodsky: Christen sollten wenigstens eine Art von „Hundetreue“ zu ihren Kirchen bewahren: Was wie eine Kirche aussieht, muss auch wie Kirche sein. Sie wie in den Niederlanden zum Fischrestaurant oder einer Disco umzubauen verbietet sich in meinen Augen. Dann lieber ultima ratio: Ruine oder Abriss.

Aber ich habe auch die Anklage des Dichters im Ohr: Als Christen habt ihr die Pflicht, euer Erbe weiterzutragen und euren Glauben den Menschen zu vermitteln. Und ich glaube: Auch die Kirchengebäude sind wichtige Medien in der Glaubensvermittlung. Sie tragen eine stille Botschaft in sich. Sie sind Orte der Transzendenz. Wer durch das Portal einer Kirche geht, der betritt eine andere Welt: Draußen der Lärm der Straße, drinnen Stille; draußen Hektik, Hin-und-Hergerenne, drinnen majestätische Ruhe; draußen werde ich vollgestopft mit Werbeparolen, ein Gewirr von Stimmen dringt auf mich ein, drinnen beginnt’s in mir zu sprechen, ich höre das eigene Herz klopfen; draußen Dauerbeschuss für das Auge, Reizüberflutung, drinnen asketische Leere, alles auf einen Punkt hin konzentriert; draußen schnelle Bewegungen und Gedrängel, drinnen die Einladung: Setz dich hin, ruh’ dich aus, denk nach! In unseren Städten könnten die Kirchengebäude als ruhende Pole eine besondere Bedeutung gewinnen. Wir brauchen Unterbrechungen des immer schnelleren Alltags.
Ich frage mich, ob wir das Potential, das in unseren Kirchengebäuden liegt, richtig genutzt haben. Vielleicht haben wir zu sehr auf die Ausstrahlungskraft unserer Gottesdienste gesetzt, auf die Gemeinschaftserlebnisse. Aber viele Menschen suchen auch das Alleinsein mit Gott, wollen etwas von dem ganz Anderen spüren. Haben wir darauf rechtzeitig reagiert? Ist in der Ausstattung unserer Kirchengebäude wirklich eine Gegenwelt erfahrbar?
Ist die Ästhetik dort wirklich anders als in unseren Wohnzimmern? Oder treffen wir doch wieder auf ein Durcheinander von Blumenvasen, Wohnzimmerteppichen, gedrechselten Kerzenständern und mit Bildern vollgepflasterten Wänden? Auf ein Sammelsurium von hochklassischen Heiligenstatuen und katechetischen Erstkommunionplakaten, auf denen sich jedes Kind als Beerchen am Weinstock verewigt? Sind die Konzerte in unseren Kirchen wirklich anders als die in den großen Konzertsälen? Mystisch aufgeladen? Mit Impulsen zum Nachdenken verbunden? Nicht nur auf Virtuosität bedacht, sondern auf Betroffenheit angelegt? Gibt es in unseren Kirchen die stillen Rückzugswinkel, wo ich mich fallen lassen kann, wo ich mein wahres Gesicht zeigen kann, ohne dass ich beobachtet werde, wo ich weiß: Hier schaut mich nur Einer an. Hier brauchst du nicht zu spielen und keine Maske aufzusetzen.

… und eine neue Chance
Vielleicht ist die brennende Frage, wie mit leer gewordenen Kirchenräumen umgehen, eine letzte Chance, kreativ zu werden. Warum nicht einmal in ein Seitenschiff, das von den wenigen Gottesdienstbesuchern längst nicht mehr genutzt wird, eine paar Fuhren Sand kippen, um auf Wüstenlandschaften in unserem Leben hinzuweisen? Warum nicht Künstler einladen, in den Wüstensand Symbole für Versuchungen unserer Zeit zu stellen? Warum nicht Kirchenbesucher einladen, barfuß über den Sand zu laufen und darüber nachzudenken: Welche Spuren hinterlasse ich im Leben? Warum nicht am Tag der Ewigen Anbetung die Monstranz mitten in diese Sandwüste hineinstellen, um die Einsamkeit und das Gefühl vieler Menschen, innerlich ausgebrannt zu sein, vor Gott zu tragen.
Ich träume davon, dass wir die Probleme mit unseren Kirchen für einen kreativen Denkprozess nutzen und in ihnen Gegenräume gestalten: Freiräume zum Atemschöpfen. Protesträume gegen das Hamsterrad des Wirtschaftens. Ruhezonen für Gejagte. Empfangsräume für Menschen, die niemand will. Oasen für Ausgebrannte. An- und Aussprechräume für Isolierte. Nachdenkräume für Gehetzte und Schnelllebige. Traumräume für berechnende Denker. Auffangräume für Gescheiterte.
Ich träume davon, dass in der ganz anderen Leere unserer Kirchen die Ahnung von einer verwandelten Welt entsteht, in der Gott daheim ist.

Chorfassung Lied-GL 642,1-3

Fürbitten

Heute am Kirchweihfest beten wir für alle Menschen, die unsere Kirchen besuchen, die sich nach Stille sehnen und für sich allein sein möchten:
Schenke ihnen Momente innerer Sammlung und eine Ahnung von deiner Nähe.

Wir beten für alle, die in unsere Kirchen kommen mit ihrer Trauer, ihren Sorgen, ihrer Not und ihrem Leid, die eine Kerze anzünden und in ihrer Ohnmacht einfach dasitzen:
Schenke ihnen Momente des Aufatmens und lass sie erleichtert den Kirchenraum wieder verlassen.

Wir beten für alle Gemeinden, deren Kirche aufgegeben werden muss:
Lass sie Trost aus dem Bewusstsein schöpfen: Kirche ist immer ein Provisorium, ein Weg, der zu Gott führen soll. Mit dem Kirchengebäude wird nicht Gott verkauft. Schenke ihnen die Kraft, diesen schmerzlichen Abschied in Würde zu vollziehen, und hilf ihnen, in der Gemeinde, der sie zugewiesen werden, eine neue Heimat zu finden.

Wir beten für unsere Toten, die unsere Kirchenräume einmal mit Leben erfüllt haben, die für ihre Ausstattung gespendet und gesorgt haben, die dort die Höhepunkte des Lebens gefeiert, ihre Sorgen vor Gott getragen und hier ihre Toten beweint haben:
Lass sie im himmlischen Jerusalem erfahren, woran sie ein Leben lang geglaubt und worauf sie gehofft haben. Amen.


Pfarrer Stefan Mai

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