Änderungen nur an der Oberfläche?

Predigt zum 8. Sonntag im Jahreskreis (Mk 2,18-22)

Heute schwappt die so genannte 5. Jahreszeit wieder in die Kirchen über. In so manchen Familiengottesdiensten bringen Pappnasen und allerlei Kostüme Faschingsflair in den Altarraum. Die Kanzel wird zur Bütt und es wird versucht, mit ein paar Witzen die ansonsten so strenge und ernste Liturgie aufzulockern. Predigten werden durch Reime aufgepeppt, um ein wenig Abwechslung und Frische in die heiligen Hallen zu bringen. Das alles wird getan, um ein wenig aktueller zu sein und um gegen den Vorwurf eines Friedrich Nietzsche anzukommen: „Erlöster müssten sie aussehen, die Erlösten.“ Die Frage aber bleibt: Ist es stilecht, wenn aus einem Gottesdienst eine halbe Büttsitzung wird? Und ist das wirklich nachhaltig – mit der echten Freude?
Das heutige Evangelium schlägt einen anderen Weg zu einem erlösteren Glauben ein. Da fällt Menschen auf, dass sich die Freunde Jesu irgendwie lockerer verhalten, als man das sonst von religiösen Gruppen gewöhnt ist. Den Frommen wird es verdächtig, wie sie es mit den Stützpfeilern der Religion halten. Denn außer Almosengeben und Beten gehört das Fasten einfach dazu. Aber darüber setzt sich der Kreis um Jesus einfach hinweg. „Warum fasten deine Jünger nicht?“, wird Jesus gefragt und Jesus antwortet raffiniert mit einer Gegenfrage: „Können denn die Hochzeitsgäste fasten, solange der Bräutigam bei ihnen ist?“ Nein, wird da jeder sagen. Und schon ist er schachmatt gesetzt. Denn Jesus argumentiert: Wir sind auf einer Hochzeit. Glauben können ist ein Geschenk und verdient gefeiert zu werden. Wenn so unterschiedliche Leute, wie ich sie um mich herum habe, einigermaßen auskommen, das muss gefeiert werden. Das geht an die Wurzeln. Da kann man sich nicht mit kleinen Äußerlichkeiten abgeben.
Liebe Leser, davon lass ich mich nicht abbringen. Freude am Glauben entsteht nicht durch ein paar Pappnasen, Reimchen und Kirchenwitze. Und verändert wird dadurch gar nichts. Da möchte ich mich eher an Jesus halten: Wenn es in unserer Kirche Änderungen geben soll, dann geht das nicht soft. Sondern nur radikal. Da reicht nicht ein bisschen Faschingsstimmung, da muss sich die Grundstimmung verändern. Da reicht es nicht, ein bisschen Lachen zu produzieren, sondern da muss man von einer inneren Freude über den Glauben angesteckt sein. Dann verändert sich Kirche von innen.


Pfarrer Stefan Mai

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