Kinder sind Hoffnungslichter

7. Rorate – 22.12.2005

In unserem bekannten Weihnachtslied Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen“ heißt es in der 4. Strophe:
„Gesegnet seid, ihr alten Leute,
gesegnet sei, du kleine Schar!
Wir bringen Gottes Segen heute,
dem braunen wie dem weißen Haar.“

„Du kleine Schar!“ So werden in dem Lied, entstanden im Jahr 1841, die alten Menschen gegrüßt. Ja, das war einmal. Heute sind die alten Menschen eine große Schar. Und die Schar der Kinder klein. Die Alterspyramide, die früher einmal graphisch wie ein Tannenbaum ausgeschaut hat: Eine breite Basis von Kindern und Jugendlichen unten, langsam mit zunehmenden Alter nach oben spitz verlaufend, ist heute fast auf den Kopf gestellt. Im Jahr 1964 wurden in Deutschland 1,1 Millionen Kinder geboren, heute sind es 700.000, bei gleich bleibenden Trends werden es 2050 nur noch 440.000 sein. Unter 20 Jahre alt sind heute in Deutschland von 100 Personen 38, über 60 Jahre sind bereits schon 44 von hundert. Im Jahr 2050 kommen auf 100 Menschen von 20-60 Jahren 78 Menschen über 60 Jahre und nur noch 34 Menschen unter 20 Jahre. Heute kommen auf einen Rentner vier Erwerbsfähige, im Jahr 2020 ist das Verhältnis eins zu drei, 2050 nur noch eins zu zwei.

Ja, unserer Gesellschaft und auch unseren Kirchengemeinden gehen die Kinder aus. Aber mit den Kindern geht noch viel mehr verloren: Das spontane Lachen, das unverzweckte Spiel, die Unbefangenheit, die Lust am Entdecken und am Überraschenden, die Hoffnungsperspektive. Wo Kinder fehlen und nicht mehr ganz natürlich Platzrecht haben, legt sich schnell eine depressive Stimmung über ein Wohlstandsland und über unsere Gottesdienstgemeiden.

Kinder sind Hoffnungslichter, das sagen die Kinder, die heute mit ihren Lichtern den Rorate-Gottesdienst mit uns feiern. Während nun ein Kind jeweils eine Adventskerze entzündet, nennt unsere Kindergartenleiterin Ninette Schmitt vier Hoffnungszeichen, die Kinder heute darstellen. Von den Kindern geht Hoffnung aus, als Zeichen dafür werden unsere Kinder dann Ihnen das Licht von den Adventskerzen in die Bänke weitergeben.


Pfarrer Stefan Mai

© Stefan Mai 2001 - 2024
Alle Rechte vorbehalten.
Vervielfältigung nur mit Genehmigung von Pfarrer Stefan Mai.

www.stefanmai.de