Nur ein kleines Licht

2. Rorate - 01.12.2005

Was kann ich schon machen?
Was kann ich bewegen?
Ich habe keinen großen Namen! Ich bin doch nur ein kleines Licht! So denken viele Menschen, verfallen in Selbstmitleid oder stimmen ein Klagelied an.

Sie haben vor sich ein kleines Licht stehen. Es ist nicht groß und doch nimmt es Kampf mit der Dunkelheit auf. Von einem solch kleinen Licht erzählt eine charmante Erzählung:

Es war einmal ein kleiner Baumwollfaden, der hatte Angst, dass er nicht ausreicht, so wie er war: zu schwach für ein Schiffstau, zu kurz für einen Pullover, zu schüchtern, an andere anzuknüpfen, zu farblos für eine Stickerei. Er fühlte sich als Versager und verfiel in Selbstmitleid - bis das Wachs an seine Tür klopfte und ihn aufmunterte: „Wir beide tun uns zusammen! Für eine lange Osterkerze bist du als Docht zu kurz, und ich hab dafür auch nicht genug Wachs. Aber für ein Teelicht reicht es allemal.“ Denn: „Es ist besser, auch nur ein kleines Licht anzuzünden, als immer nur über die Dunkelheit zu schimpfen.“

Manchmal wird die Geschichte vom kleinen Baumwollfaden und dem Wachs im Leben von Menschen Wirklichkeit.

In einem Kapuzinerkonvent lebten zwei Mitbrüder. Der eine von ihnen war fast blind. Der andere hatte Parkinson. Seine Hände zitterten, so dass er bei der Eucharistiefeier den Kelch nicht mehr halten konnte. Er konnte aber lesen und gut predigen.
Da taten sich die beiden Invaliden zusammen und feierten den Gottesdienst immer zusammen. Die Gemeinde staunte über diese „brüderliche Zusammenarbeit“ und spürte: Welch eine Strahlkraft geht von diesem Beispiel aus!


Pfarrer Stefan Mai

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