„Wenn du meinst, es tut dir gut, dann komm!“

4. Rorategottesdienst 2004

„Im Domschatz von Spoleto ist ein Brief aufbewahrt, den der heilige Franziskus eigenhändig auf ein Stück Pergament an Bruder Leo geschrieben hat. In ihm spricht Franz von Assisi das Grundanliegen seines Lebens aus und empfiehlt es nachdrücklich Bruder Leo. Franziskus schreibt:
„Bruder Leo, dein Bruder Franziskus wünscht dir Heil und Frieden. So sage ich dir, mein Sohn, wie eine Mutter, weil ich alle Worte, die wir auf dem Weg gesprochen haben, kurz in diesem Wort unterbringe und rate – und wenn es dir nachher doch nottut, um einen Rat zu mir zu kommen – so also rate ich dir: Auf welche Weise auch immer es dir besser erscheint, Gott, dem Herrn, zu gefallen und seinen Fußspuren und seiner Armut zu folgen, so tu es mit dem Segen Gottes, des Herrn, und mit dem Gehorsam gegen mich. Und wenn es dir notwendig ist, um deiner Seele oder deines sonstigen Trostes zu mir zu kommen, und wenn du zu mir kommen willst, Leo, so komm.“

Wenn du zu mir kommen willst, Leo, so komm!
Nicht zu jedem Menschen sage ich: Komm, bitte! Nicht zu jedem sage ich: Du kannst jederzeit kommen. Ob ich zu jemanden kommen kann oder ob jemand zu mir jederzeit kommen kann, das hat mit einem großen Vertrauensverhältnis zu tun. Freund ist der, bei dem du ohne Scheu haben zu müssen, noch nach 22 Uhr klingeln oder anrufen kannst, bei dem du einfach hineinschneien darfst auch ohne Anmeldung, auch zu unmöglichen Zeiten.
„Und wenn es dir notwendig ist, um deiner Seele oder deines sonstigen Trostes zu mir zu kommen, und wenn du zu mir kommen willst, Leo, so komm!“


Pfarrer Stefan Mai

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