Wann bist du zur Welt gekommen?

1.Rorategottesdienst im Advent 2004

Begrüßung

Herzlich Willkommen zu unseren Rorate-Gottesdiensten in St. Maximilian Kolbe. In diesem Jahr kreisen alle sieben Rorate-Gottesdienste um ein kleines Wörtchen, das Wort „kommen“. Dieses Wort ist ein zentrales Wort des Advent. Wie oft heißt es in den Liedern: „O komm, o komm, Immanuel ... Komm, o mein Heiland ... Komm, du Heiland aller Welt ... O komm, ach komm vom höchsten Saal ... Dieses Wort ist auch ein wichtiges Wort im Alltag der Menschen. Wie oft sagen wir: Herzlich willkommen!, fragen: Wann kommst du?, rufen an: Bin gut angekommen, oder bitten: Komm bitte! Dieses Wort „kommen“ hat mit Leben zu tun. Deshalb 7 Mal jetzt im Advent: „Komm!“

Meditation nach dem Evangelium (Joh 3,1-7)

Wenn jemand gefragt wird: Wann hast du das Licht der Welt erblickt oder wann bist du zur Welt gekommen, dann antwortet er mit seinem Geburtsdatum. Es ist klar: Mit der Geburt kommt ein Mensch auf die Welt.
Aber trotzdem die Frage: Kommt man nur einmal zur Welt? Kommt man nicht Schritt für Schritt zur Welt, mit mancher Erfahrung, mit mancher Erkenntnis? Wird in mir nicht dauernd Neues geboren?
„Ich fühle mich wie neu geboren“, sagt eine Frau, die nach einer überstandenen Operation wieder die Zuversicht hat, „ich kann wieder gut weiterleben“.
„Ich fühle mich wie neu geboren“, sagt der Mann, dem nach langer Ungewissheit um den Bestand seines Arbeitsplatzes gesagt wird: Dein Arbeitsplatz bleibt bestehen. Du kannst bei uns bleiben.
Da bin ich eigentlich erst zu mir selbst gekommen, sagt der 50-Jährige, als er einen gesundheitlichen Warnschuss erhält und spürt, dass er sein Leben anders organisieren muss als bisher.
„Ich fühle mich wie neu geboren“, das spürt der 25-jährige, der schon gedacht hatte, ich werde nie im Leben eine Partnerin finden, die meine Welt, meine Werte und meine Auffassung vom Leben mit mir teilen kann, und jetzt eine junge Frau kennengelernt hat, die mit einem Mal die Welt in ein anderes Licht taucht.
Mache Geburten dauern sehr lange. Eigentlich kommt man ein Leben lang immer wieder zur Welt. Komm doch zur Welt!


Pfarrer Stefan Mai

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