Begrüßung des Bischofs Dr. Friedhelm Hofmann

in St. Kilian

Sehr geehrter Herr Bischof

„Als jemand, der auf die Menschen zugeht, das Herz am rechten Fleck hat, möchte der Rheinländer sich schnell mit den Unterfranken anfreunden.“ So steht über Sie in der Pfarrbriefeinlage zu Ihrer Amtseinführung. Und die dritte Regionalvisite nach Ihrer Einführung heute in der Region Schweinfurt mit den Dekanaten Schweinfurt-Stadt-Süd-Nord, Hassfurt und Ebern unterstreicht diesen guten Willen. Die Gläubigen aus dieser Region begrüßen Sie ganz herzlich hier in der St. Kilianskirche. Ein bisschen Kölner Flair ist ja mit dem Heilig Geist Fenster von Georg Meistermann auch dabei.

„Ich hoffe, dass die Franken, die ja offene Menschen sind, auch mit einem Rheinländer zurecht kommen“, haben Sie sich gewünscht. Diese Einschätzung von uns Franken als offene Menschen ehrt uns. Aber da ich selbst zu dieser Gattung Franke aus der Region Schweinfurt gehöre, möchte ich Ihnen eine ehrliche Selbsteinschätzung mitteilen. Sicherlich ist Ihnen bei Fahrten durch fränkische Dörfer unserer Region schon aufgefallen: Vor jedem Bauernhof gibt es ein Hoftor und ein Pförtchen. Und meistens sind die Tore nicht offen, sondern geschlossen. Wie Menschen wohnen und bauen, das hat etwas mit ihrem Charakter und ihrer Eigenart zu tun. Ich behaupte, das Hoftor verrät etwas Typisches über den Franken unserer Region und hoffe, ich bekomme für diese Einschätzung von meinen Landsleuten keine Prügel. Der Franke ist – trotz mancher Weinseligkeit – eher verschlossen, abwartend, beobachtend. Er spitzt zuerst einmal nur aus seinem Hoftor raus, ist zurückhaltend, beäugt den anderen, schwingt nicht gleich wie ein Hofsänger Lobeshymnen und fängt erst langsam zu sprechen an. Und er redet auch nicht so viel wie die Franken vom Untermain. Wenn er Zutrauen fasst, öffnet er sein Hoftor immer mehr. Und wenn er es einmal geöffnet hat, dann ist auf seine Treue, sein Wohlwollen Verlass.
Deshalb möchte ich Ihnen heute zu Ihrem ersten Besuch in dieser Region als Willkommensgruß eine Karte mit einem geschlossenen und einem offenen Hoftor aus unserer Gegend mit nach Würzburg geben. Heute spitzen viele aus ihrem „Pförtla“ und Hoftor raus.


Sie haben sich gewünscht: „Ich hoffe, dass die Franken, die ja offene Menschen sind, auch mit einem Rheinländer zurecht kommen.“ Wir wünschen uns von Ihnen, dass der Rheinländer, dem der Ruf Offenheit als Gütesiegel vorauseilt, den fränkischen Schlag ernst nimmt, hinter seiner Einfachheit seine hintergründige Schläue entdeckt – und hoffentlich bald sagen kann: „Es ist zwar kein Leben wie Gott in Frankreich, aber bei den Franken lässt´s sich´s leben.“


Texte zur Gabenprozession

Lied: GL 534 V/A

Herr, wir bringen in Brot und Wein unsere Welt zu dir: Unsere Freuden und Sorgen, unsere Hoffnungen und Ängste, Sehnsüchte und Enttäuschungen, unsere Bitten und unseren Dank.

Lied: GL 534 A

(2 Jugendliche aus dem Brückenhaus)

Herr, wir bringen ein Modell des Brückenhauses zum Altar. In ihm leben, wohnen und arbeiten 12 Jugendliche und zwei Betreuer. Hier haben wir ein neues Zuhause gefunden.
Gott, lass uns mit deiner Hilfe und mit der Hilfe hier im Haus unser Leben wieder in den Griff bekommen.

Lied: GL 534 A

(Frau Weigand und ein Besucher der Teestube)

Herr, wir bringen ein Netz zum Altar. Es steht als Zeichen, dass viele Menschen mit körperlichen und psychischen Handicaps in unserer Gesellschaft durch die Maschen fallen. Es ist aber auch ein Hoffnungszeichen vieler Menschen, die psychisch krank sind und oft isoliert leben.
Mit dem Zeichen des Netzes bitten wir dich für Menschen in unseren Beratungs- und Kontaktstellen um Kraft und Mut, Wege aus den Gefängnissen der Isolation zu finden. Für alle, die ihnen dabei helfen möchten bitten wir um den langen Atem.

Lied: GL 534 A

(Otto und ein Betreuer)

Herr, wir bringen ein Holzspielzeug aus den Behindertenwerkstätten. Wir bitten für alle, die keine Chance auf dem freien Arbeitsmarkt haben und für alle, die sich für unsere Anliegen in staatlichen und kirchlichen Einrichtungen einsetzen

Lied: GL 534 A


(Arbeitsvermittler Thomas Nicklaus)

Herr, wir bringen eine Nummer zum Altar. Täglich stehen unzählige Menschen im Arbeitsamt Schweinfurt vor den Türen von uns Arbeitsvermittlern und fühlen sich wie eine Nummer. Gerade in diesen Tagen müssen viele Menschen in unserer Stadt und Umland voll Angst und Sorge um ihren Arbeitsplatz bangen. Mit dieser Nummer bringen wir unsere eigene Ohnmacht, Menschen im gewünschten Maß helfen zu können und wir legen die Sorgen und Probleme von 16967 gemeldeten Arbeitslosen in Schweinfurt vor dich hin.

Lied: GL 534 A

(Zwei Kinder)

Herr, wir Kinder bringen einen bunten Regenbogen. Wir danken dir für das bunte Leben, das vor uns liegt. Wir danken dir für alle Menschen, die uns lieb haben. Wir danken dir für unsere Freunde. Wir danken für alle Freude, die wir erleben dürfen. Danke, lieber Gott.

Lied: GL 534 A

(2 Landwirte aus Knetzgau)

Herr, wir bringen einen Korb mit Früchten aus unserer fränkischen Heimat. Wir danken dir für unsere abwechslungsreichen und schönen Landstriche unserer Gegend, den Steigerwald, die Hassberge, das Maintal, die Wiesengründe, großen Wälder, Weinberge und fruchtbaren Fluren. Danke für alles, was Herz und Auge erfreut.

Lied: GL 534 A

(Zwei Bewohner/innen aus dem Marienstift)

Herr, wir bringen einen Blumenstock. Er steht in meinem Zimmer im Marienstift. Mit vielen alten Menschen bin ich dankbar, hier den Lebensabend in einer lebenswerten Umgebung und in Sicherheit verbringen zu dürfen.


Pfarrer Stefan Mai

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