Bitte lieber Gott

Predigt zum Bittgottesdienst der Pfarreien St. Peter und Paul und St.Maximilian Kolbe am 18.05.2004 (Lesung: Gen 1,26-2,4; Evangelium: Lk 11,9-13)

Auf der CD „Ist was passiert?“ der Gruppe PUR ist dieses Lied zu hören:

CD-Einspielung von PUR „Bitte lieber Gott“

„Müde schleppt der alte Mann die Last hinter sich her. Der Lauf der Zeit hat Berge aufgehäuft. Dass so viele an ihn glauben, gerade das macht es so schwer. Er hat doch schon so viele enttäuscht. Zuerst war alles einfach nur ein Experiment, allerdings nur mit einem Versuch. Er wusste nicht, ob es ein Segen wird oder ein irreparabler Fluch. Er gab ihnen das Feuer und die Freiheit zu denken, zu glauben und zu verstehen. Doch dann entdeckte er zu spät, das Denken war nicht zu lenken, ein Fehler im System.

Refrain: Bitte lieber Gott hörst du sie beten. Bitte lieber Gott du kriegst das doch hin. Bitte lieber Gott und Frieden auf Erden. Lass sie nicht hängen und schenk diesem Ganzen den Sinn.

Er half wo er nur konnte mit all seine Kraft und Macht. Doch das reichte nie. Erschöpft, überschätzt. Er hat als Hilfe zur Selbsthilfe aber – und das mit Bedacht – so manches klare Zeichen gesetzt. Den Weg aus dem Schlamassel, aus dem Chaos zu finden, das kann er für die Welt nicht allein. Jeder muss ihn für sich suchen, keiner sieht für die Blinden, keiner kann ohne Hoffnung sein.

Refrain: Bitte lieber Gott hörst du sie beten. Bitte lieber Gott du kriegst das doch hin. Bitte lieber Gott und Frieden auf Erden. Lass sie nicht hängen und schenk diesem Ganzen den Sinn.
Bitte lieber Gott hörst du sie beten. Bitte lieber Gott du kriegst das doch hin. Bitte lieber Gott und Frieden auf Erden. Jedem das Seine und allen den göttlichen Sinn.


- Lied wird zurückgeblendet und während der Instrumentalmusik wird weitergepredigt -



Das Lied der Gruppe Pur macht nachdenklich. Auf der einen Seite das Wahnsinnsvertrauen, Gott bringt das schon hin, worum ich ihn bitte. Auf der anderen Seite die Befürchtung, das ist alles zuviel für ihn, unter der Last der vielen Bitten kracht er zusammen. Und zudem hat er im Lauf der Geschichte schon zu viele Menschen enttäuscht. Und Zweifel kommt auf, ob er das Schlamassel dieser Welt ohne menschliche Mithilfe bewältigen kann. Hat Gott die Schöpfung falsch konstruiert, der freien Entscheidung des Menschen zuviel vertraut? Ist sie ihm deswegen aus dem Ruder gelaufen und die Folge: Er ist müde, erschöpft und kann sie nicht mehr steuern?

Eines der stärksten Gedichte, das ich kenne, gibt eine überraschende Antwort auf diese schwierige Frage. Ich glaube, wir können uns heute nach unserer Bittprozession durch die erwachte Natur des Höllentales gut in diese Dichterzeilen einfühlen. Das Gedicht von Peter Horst Naumann trägt den Titel „Vom siebenten Tag“.

Am Siebenten hat er sich
schlafengelegt, jenseits
erreichbarer Orte am Rande
der Zeit das Fragment
sich selbst überlassen.

Sechs Tage Mühe,
die Kräfte erschöpft.

Manchmal
an einem Frühlingstag
denk ich: jetzt
schlägt er die Augen auf,
ausgeruht und den
lange genug überschlafenen Plan
im Gedächtnis, will er´s
vollenden.

- Lied wird aufgeblendet und zu Ende gehört -



Bitte lieber Gott hörst du uns beten. Bitte lieber Gott du kriegst das doch hin. Bitte lieber Gott und Frieden auf Erden. Lass uns nicht hängen und schenk diesem Ganzen den Sinn . Bitte lieber Gott hörst du sie beten. Bitte lieber Gott du kriegst das doch hin. Bitte lieber Gott und Frieden auf Erden. Jedem das Seine und allen den göttlichen Sinn.


Pfarrer Stefan Mai

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