Verlorene Söhne und Töchter?

Katholische Morgenfeier zum 4.Fastensonntag am 21.03.2004

Predigt

„Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht …“ Ich weiß, liebe Leser, die meisten von Ihnen kennen die Geschichte vom verlorenen Sohn. Vielleicht viel zu gut. Deswegen erzähle ich Ihnen, wie sie ein Schriftsteller aus dem vergangenen Jahrhundert weitergesponnen hat, André Gide. Für ihn ist die Rückkehr des verlorenen Sohnes ein Ärgernis. Er empfindet den zurückgekehrten Ausreißer als Schwächling. Mit dem Durst nach Freiheit und Selbstverwirklichung war er ausgezogen, und jetzt kehrt er müde und erschöpft von der Welt und ihren Herausforderungen zurück. Warum ist er sich nicht treu geblieben? Hätte er eine neue Heimat nicht auch in der Fremde finden können? Und deshalb lässt Gide in seiner Geschichte noch einen weiteren, jüngeren Sohn auftreten: den wahren „verlorenen“ Sohn, eine Gegenfigur zum reumütigen Rückkehrer. Er will zu Ende führen, was der Rückkehrer nicht geschafft hat. „Hör zu“, sagt er zu ihm, „eh die Nacht um ist, geh ich. Diese Nacht … Mein Gürtel ist geschnallt, ich habe die Sandalen anbehalten". Er möchte, dass sein zurückgekehrter Bruder ihn begleitet. Aber der winkt ab: „Lass mich, lass mich; ich will bleiben und unsere Mutter trösten. Ohne mich wirst du tapferer sein. Es ist Zeit jetzt. Der Himmel bleicht. Geh, ohne Lärm. Komm! Küss mich, mein junger Bruder. Du nimmst alle meine Hoffnungen mit dir. Sei stark. Vergiss uns, vergiss mich. Mögest du nicht wiederkommen … Steig leise hinab. Ich halte die Lampe.“
Für Gide ist dieser jüngere Bruder der Held. Er geht weg ohne Erbe, ohne Sicherheit, ohne sich das Türchen der Rückkehr offen zu halten. In dieser Gestalt sieht er sich selbst. Im Gegensatz zu Paul Claudel, seinem Freund. Denn der war in den Schoß der Mutter Kirche zurückgekehrt. Und er versuchte, seinen Freund Gide zum gleichen Schritt zu bewegen.
Doch Gide wehrte sich. Er wehrte sich letztlich mit seiner Neuerzählung der Geschichte vom Verlorenen Sohn. Der Heimgekehrte ist für ihn der Gescheiterte. Der Jüngste, der auszieht, der radikal Glaubende.
Das Gleichnis vom verlorenen Sohn kann man mit verschiedenen Ohren hören. André Gide hört es mit den Ohren eines Mannes, der der Kirche den Rücken gekehrt hat. Ich höre es als Pfarrer, der Menschen aus der Kirche ausziehen sieht. Ich weiß, dass in den Augen Gottes Menschen, die ihrer Kirche den Rücken kehren, nicht einfach verlorene Söhne und Töchter sind. Aber es reizt mich, vom Evangelium des verlorenen Sohnes aus Linien auf das brisante Problem der vielen Kirchenaustritte zu ziehen und von ihm her über eine zeitgemäße Pastoral mit aus der Kirche Ausgetretenen nach zu denken.

SPRECHER (Lk 15,11-13): Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht. Da teilte der Vater das Vermögen auf. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land.

Es sind beileibe nicht wenige, die jährlich aus den beiden großen christlichen Kirchen austreten. Jedes Jahr eine Großstadt. Das Tabu ist längst gebrochen. Nach der Einführung des Solidaritätszuschlags schnellten die Zahlen sprunghaft in die Höhe und erreichten im Jahr 1995 ihre Spitze: 168.244 Personen verließen die katholische Kirche. Zur Zeit liegen die Zahlen bei 110.000 bis 120.000 Austritten aus der katholischen Kirche. Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Heute kommen auf je 1000 Katholiken 4 bis 5 Austritte pro Jahr.
Als Pfarrer einer Stadtrandgemeinde in Schweinfurt mit 3000 Katholiken fliegt mir mindestens einmal im Monat eine Erklärung über einen Kirchenaustritt auf den Schreibtisch. Viele Namen kenne ich überhaupt nicht. Aber manchmal gibt es mir direkt einen Stich ins Herz: Das war doch die alleinerziehende Mutter, die vor ein paar Jahren noch mit ihrem Kind während der Kommunionvorbereitung regelmäßig in den Gottesdienst kam und bis heute mich freundlich grüßt. Eine andere junge Frau war in unserer Pfarrei noch vor einigen Jahren in der Jugendarbeit dabei, ist zum Studium weggezogen; als Taufpfarramt wurden wir über ihren Kirchenaustritt informiert.
Da stehst du da und fragst dich: Wie soll ich mich verhalten? Soll ich zum Telefonhörer greifen, um ein Gespräch bitten, einen Standardbrief über das Bedauern des Kirchenaustritts schreiben, einfach hingehen und klingeln – oder vorerst die Sache auf sich beruhen lassen, den Schritt als ein bewusstes Abstandnehmen respektieren?
Wenn ich den Umfragen und Untersuchungen traue, dann machen sich die meisten diesen Schritt nicht leicht. Es gibt zwar diejenigen, die vor allem die Kirchensteuer sparen wollen oder die einfach einem Modetrend folgen. Aber meistens geht es um mehr.

- Musik -



SPRECHERIN: „Es war damals Mode, aus der Kirche auszutreten. Die Kirche galt als nicht mehr zeitgemäß. Einfach zu bürgerlich. Also bin ich ausgetreten. Die Gemeinde bot mir dann noch einen Anlass, meinen Schritt hinlänglich zu rationalisieren. Es sollte für unsere Kirche eine neue Orgel gekauft werden für ich weiß nicht wie viel Tausend Mark. Ich fand das damals absolut überflüssig, wo doch in der dritten Welt so dringend Geld gebraucht wurde. Also habe ich argumentiert, dass ich nicht einsehe, noch länger Kirchensteuer zu bezahlen.“

SPRECHERIN: „Bei meinem Austritt war ich 17, 18 Jahre alt. So genau weiß ich es auch nicht mehr. Aber ich war damals überzeugt, dass eine gerechtere Welt über den politischen Kampf erreicht werden musste. Ich war Kommunist geworden. Und ein Kommunist ist nicht in der katholischen Kirche. Das beißt sich.“

SPRECHERIN: Sie war in ihrer Jugend aktiv in der Gemeinde. Sie spielte Flöte, sie engagierte sich im Jugendcafé, in Freizeiten. Als sie 21 war, kam eine Freundin von ihr bei einem Brand ums Leben. Und was sie da bei der Beerdigung mit anhören musste, das hat sie brüskiert: „Diese Predigt hat mich dermaßen schockiert“, sagt sie. „Wie kann ein Pfarrer so etwas sagen, wenn ein junger Mensch auf diese Weise sterben muss? ‚Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen. Der Name des Herrn sei gelobt!’“ Nein, das konnte sie nicht akzeptieren. Was soll das für einen Sinn haben, wenn ein Mensch Anfang 20 in einem Restaurant verbrennen muss. Was soll das für einen Sinn haben? Das hat keinen Sinn. Nein, an diesen Gott wollte sie nicht mehr glauben. Mit diesem Gott, mit dieser Kirche wollte sie nichts mehr zu tun haben. Wütend erklärte sie ihren Austritt.

Viele sagen: Nach dem Austritt erlebe ich so etwas wie eine Befreiung. Keine Gängelei durch Moralvorschriften mehr. Endlich frei vom Ballast der überkommenen Traditionen. Frei vom Autoritätsgehabe. Aber viele nehmen, ohne es sich eingestehen zu wollen, auch einen Erbteil mit: die Erinnerungen an die Heimatgemeinde, an die Traditionen im Elternhaus, an ihre Ministrantenzeit oder Freunde in der Jugendarbeit. Und meistens sind es Lebenskrisen, in denen sich dieses verschüttete Erbteil wieder zu Wort meldet.

SPRECHER: … In der Fremde führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über das Land, und es ging ihm sehr schlecht. Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon. Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen, und ich komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner.

SPRECHERIN: Sie wusste natürlich, dass sie sich mit ihrem Austritt aus der Gemeinschaft der Kirche ausgeschlossen hatte. Sie wusste das alles und war doch überrascht über die Vehemenz des Schmerzes, den dieser Verlust für sie bedeutete. „Ich hatte zwar immer vor mir selber behauptet, dass das nur eine Sache zwischen mir und der Kirche sei, die mein Verhältnis zu Gott nicht tangiere. Ich habe das damals auch wirklich so gesehen, aber ich konnte das nicht mehr leben. Das hatte alles in Gemeinschaft stattgefunden, im Gottesdienst. Ich betete auch nicht mehr gleich wie vorher. Natürlich habe ich Gott um Hilfe gebeten, weil ich nicht weiterkam. Aber das war sehr reduziert, wie eingefroren."

Emily war der Anlass, dass ihr Vater wieder in die Kirche eingetreten ist. Sie kam zu früh zur Welt, wog nur 700 Gramm und ihre Eltern bangten lange um ihr Leben. Aus Dankbarkeit ist ihr Vater in die Wiedereintrittsstelle im Hamburger Michel gegangen und hat dort seine Unterschrift unter den Eintrittsantrag gesetzt. Er meint: „Sicherlich, der Anlass war Emily, unsere Angst und die wunderbare Erfahrung, dass uns geholfen wurde. Aber der tiefere Grund war mein schlechtes Gewissen, das ich loswerden wollte. Dieses schlechte Gewissen, das ich mit mir herumgetragen habe, seit ich vor über 10 Jahren aus der Kirche ausgetreten bin. Ein ganz blödes Gefühl. Und ich kann das auch gar nicht erklären. Aber es hat mich lange und immer wieder beschäftigt.“

SPRECHERIN: Vor über einem Jahr ging es ihr ziemlich schlecht. Manische Schübe quälten sie. Nach einem Urlaub kam der Gedanke in ihr hoch, wieder in die Kirche einzutreten. Sie war ganz sporadisch ab und zu in den Gottesdienst gegangen, dann flossen ihr jeweils die Tränen, ohne dass sie wusste, warum. „Ich dachte an die Kirche, an Gott als einen letzten Rettungsanker. Der Entscheid wurzelte in einer tiefen Sehnsucht nach Stabilität, nach einem Halt, auch nach einer Struktur, nach Gemeinschaft mit Menschen, die mein Bedürfnis teilen, sich irgendwo Kraft zu holen.“

Sie kommen nicht in Scharen wieder unter das Dach der Kirche, aber wenige sind es auch nicht. Im Jahr 2000 nahm die katholische Kirche in Deutschland 15.471 Erwachsene auf. In dieser Zahl sind Wiederaufnahmen, Übertritte aus anderen Konfessionen eingeschlossen. Verkürzt kann man sagen, in der katholischen Kirche kommen auf hundert Austritte rund 12 Aufnahmen.
In den Großstädten sind Wiedereintrittsstellen eingerichtet, wie z.B. in der Jesuitenkirche St. Michael in München. Oft sind auch die Kirchencafés oder Gesprächsläden Anlaufstellen. Auch über jedes Pfarramt oder Dekanat kann man Kontakt aufnehmen.
Wer zurückkommt, kommt mit großen Hoffnungen, vor allem mit der Hoffnung, dass Menschen da sind, die auf sie warten.

SPRECHER: Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von weitem kommen, und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand, und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand, und zieht ihm Schuhe an. Bringt das Mastkalb her, und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie begannen, ein fröhliches Fest zu feiern.

Musik: Erik Satie, Bureaucratic Sonata, Nr.2



So toll ist es bei der Rückkehr in die Kirche in den seltensten Fällen. Rote Teppiche werden nicht ausgerollt, große Freudenfeste gibt es kaum. Die Gemeinde bleibt meistens außen vor, weil es die wenigsten wünschen, vor versammelter Gemeinde ihren Eintritt zu erklären. Meistens ist es ein ganz schlichter Akt in der Familie oder im Pfarrhaus. Nach einem Gespräch mit dem Pfarrer und den schriftlichen Formalitäten spricht der wieder Aufgenommene das Glaubensbekenntnis. Beim Wiedereintritt des bekannten Journalisten Peter Seewald war es so gewesen:

SPRECHERIN: Es war kalt, kurz nach Weihnachten. Er leistete seine
Unterschrift – wobei er dem Pfarrer auch sagte, dass er bei einigen Punkten seine liebe Mühe habe –, sie sprachen gemeinsam das Glaubensbekenntnis. Ja, und weil das doch eine großartige Sache war, tranken sie anschließend einen Schnaps auf den zurückgekehrten verlorenen Sohn.


Die Ernüchterung kommt meistens danach. Wie im Gleichnis.

SPRECHER: Der ältere Sohn war unterdessen auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn heil und gesund wiederbekommen hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Doch er erwiderte dem Vater: So viele Jahre schon diene ich dir, und nie habe ich gegen deinen Willen gehandelt; mir aber hast du nie auch nur einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet. Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.

Eigentlich wär’s das: da freuen sich Menschen über die Rückkehr des Ausgezogenen. Der oder die Zurückgekehrte darf das Gefühl haben, ich werde mit Freude erwartet, ich bin wieder daheim. Eine Kirchengemeinde zeigt nach einem freundlichen Empfang auch noch weiterhin Interesse an den wieder Eingetretenen. Gemeindemitglieder laden sie persönlich ein zu Festen, Veranstaltungen, zu besonderen Projekten und zur Mitarbeit. Darin liegt doch eine Riesenchance: Der lange weg war bringt eine neue Sichtweise und seine Erfahrungen „von draußen“ in die oft verkrusteten Pfarreistrukturen mit ein.
Meistens ist es nicht so. Sofern es die Leute aus der Gemeinde überhaupt mitbekommen: Die Begeisterung hält sich sehr in Grenzen. Wer zurückkehrt, hofft auf neue Impulse, Nahrung für seinen Glauben. Aber was er erlebt, ist eher Mittelmäßigkeit und Alltagstrott. In den Gemeinden hat sich nicht viel geändert, sie sind nur älter geworden.
Lohnt sich dann überhaupt die Überwindung, der Kampf um die neue Orientierung? Warum das Kopfschütteln der Freunde ertragen, die über die frommen Anwandlungen nur lachen können? Lohnt es sich, sich den kritischen Fragen über den Austritt auszusetzen und sich in die Rolle eines Bittstellers zu begeben? Hat nicht André Gide Recht, wenn er behauptet, dass der wahre Held derjenige ist, der seinen Auszugsweg strikt durchhält?
Ich habe Respekt vor all denen, die bewusst „draußen“ bleiben. Aber ich glaube, dass auch der Freund von André Gide, Paul Claudel, der in die katholische Kirche zurückgekehrt ist, etwas Richtiges gesehen hat: Für ihn verlangte der Glaube eine eindeutige Entscheidung. Eine Entscheidung auch für die Gemeinschaft der Glaubenden, die Kirche. Das hat für ihn nichts mit Trägheit zu tun, ganz im Gegenteil. Die Rückkehr in das Vaterhaus, und damit meinte Paul Claudel die Kirche, sei erkämpft und erlitten. Er schreibt: „Es bedarf schrecklicher Kämpfe und einer immer gespannten Willenskraft, um zum Glauben zurückzukehren und sich darin zu erhalten. Das Leben des Katholiken ist ein ständiges Ärgernis und ein ständiger Widerspruch.“

Instrumentalmusik einspielen (E. Satie, First Gymnopedie, Nr 1)



Fürbitten

Gott, ich träume von einer Kirche, die Menschen anzieht und ein Lebensraum ist für alt und jung, für Männer und Frauen, für Arbeiter und Intellektuelle. Ich träume von einer Kirche, die offen ist für die Menschen, die ihnen zuhört, die eine Sprache spricht, die sie verstehen, die ihnen Mut macht und ihr Leben bereichert.
Ich träume von einer Kirche, die verständnisvoll ist, die an das Gute im Menschen glaubt, die den Menschen ernst nimmt in seinen Sehnsüchten und Wünschen, in seinen Überforderungen und Sorgen.

Ich träume von einer Kirche, die sich hinterfragen lässt und selber kritische Fragen stellt an Wirtschaft und Politik, an Modeströmungen und gesellschaftliche Trends. Ich träume von einer Kirche, die Partei ergreift für Menschen, die am Rande stehen oder völlig übersehen werden, von einer Kirche, die klar Position bezieht und nicht nur sagt: „Wir auch – wir auch.“
Ich träume von einer Kirche, die sich ständig am Evangelium orientiert, sich von ihm herausfordern und aus verkrusteten Strukturen, Enge und Selbstzufriedenheit herausreißen lässt und aus seinem Geist heraus handelt. Ich träume von einer Kirche, der man es anmerkt, dass sie nach Gott sucht und auf ihn neugierig machen will, die mitten im Alltag mit Gott rechnet und stets unterwegs ist.
Von einer solchen Kirche träume ich. Aber ich weiß auch, dass es auch von mir abhängt, ob dieser Traum ein Stück Realität werden kann. Und deswegen bete ich:
Herr, erwecke deine Kirche und fange bei mir an. Herr, baue deine Gemeinde und fange bei mir an! Herr, bringe deine Liebe und Wahrheit zu den Menschen und fange bei mir an!

Lied GL 642/1-3 einspielen (Eine große Stadt ersteht...)



Vater unser – Segen

Unsere Kirche trägt das Gebet Jesu als Schatz durch die Zeit. Ich lade Sie ein, es mit mir zu beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Der Herr segne dich und behüte dich, deinen Leib und deine Seele. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig, in Liebe und Güte kannst du leben. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Gott wird dich nicht aus seiner Hand gleiten lassen Tag und Nacht, in Zeit und Ewigkeit.


Pfarrer Stefan Mai

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