Aussitzen oder aufbrechen?

Ostersonntag 2003

Einleitung

am liebsten möchte ich mich hinlegen und nicht mehr aufstehen

Predigt

„Auferstehung“ hat schon von der Sprache her mit „aufstehen“ zu tun.
Und fast alle biblischen Texte, die uns in diesen Ostertage begegnen, erzählen davon: Wer „Auferstehung“ erfahren will, muss selber aufstehen.
In der Osternacht wird von den Israeliten in Ägypten erzählt. Sie haben die Wahl: Dulden, hinnehmen, resignieren oder aufstehen und den Ausbruch wagen. Und kaum in der Wüste, sind sie schon wieder an einer Grenze: Vor ihnen das Meer, hinter ihnen das ägyptische Heer. Was tun? Sich hinlegen, aufgeben oder einfach wieder aufbrechen, auch wenn man nicht weiß, wohin?
Auch Jesus kommt in eine Sackgasse am Ölberg. Die Lage ist aussichtslos. Und die Frage: Liegenbleiben, sich verstecken. Jesus sagt zu seinen Jüngern: Steht auf, wir wollen gehen!
Nicht anders am Ostermorgen. Der gekreuzigte Jesus im Grab, ein drastisches Zeichen: Mit ihm ist es Aus. Amen. Schluss. Da ist nichts mehr zu machen. Und trotzdem: Maria von Magdala, heißt es im Johannesevangelium, bricht noch bei Dunkelheit auf zum Grab und macht Petrus und Johannes Beine.
Liebe Zuhörer, das ist eine ständige Entscheidung im Leben: Sitze ich eine Sache aus – oder werde ich aktiv? Lasse ich alles laufen, wie’s läuft – oder fange ich selbst zu laufen an? Mache ich alles mit der ruhigen Hand – oder werde ich rührig? Sage ich mir: Die Dinge regeln sich schon von selbst – oder mische ich mich ein? Sitze ich eine Sache aus – oder breche ich auf?
Die Ostergeschichten sagen mir: Wenn du dich mit der Frage quälst: Liegenbleiben oder Aufstehen, dann steh’ auf. Es hat Sinn. Gott kommt dir schon entgegen.

Fürbitten

Ostern nennen wir das Fest der Auferstehung. Gott dich bitten wir:

Wir beten für alle, die neu aufbrechen möchten, Enttäuschungen vergessen, Niederlagen überwinden, mit Süchten und Abhängigkeiten fertig werden möchten

Wir beten für alle, die für den Neuaufbau im Irak große Verantwortung tragen und für alle, die sich in Ländern dieser Erde für gerechtere Strukturen einsetzen

Wir beten für alle, die vor dem Neuanfang einer Beziehung stehen und für alle, die sich einer neuen Herausforderung im Beruf stellen

Wir beten für alle, die sich vom Evangelium Sonntag für Sonntag neue Impulse erhoffen und diese auch in ihr Leben umsetzen wollen

Gott, dein ist die Macht und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen


Pfarrer Stefan Mai

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